2015/9 | Fachbeitrag | Enterprise Resource Planning

Mobiles ERP: Nicht jedem reichen Business-Apps

von Ata Abdavi

Inhaltsübersicht:

Welchen Nutzen Smartphones und Tablets auch im Arbeitsleben bieten, ist mittlerweile hinlänglich bekannt. Deshalb sind bereits zahlreiche Unternehmen damit beschäftigt, mobile Strategien zu entwickeln und zu implementieren. Eine zentrale Frage ist dabei, wie sie ihren Mitarbeitern das Herzstück ihrer Anwendungslandschaft – das ERP-System – mobil zur Verfügung stellen können. Um von den Vorteilen eines mobilen ERP optimal zu profitieren, ist es ganz entscheidend, den Mitarbeitern gezielt Lösungen für ihre ganz spezifischen Bedürfnisse zu bieten. Nicht jeder von ihnen muss oder möchte dieselben Aufgaben auf Smartphones und Tablets erledigen und für manche von ihnen sind reine Business-Apps nicht ausreichend. Bei der Einteilung der Mitarbeiter in „mobile Klassen“ lassen sich im Wesentlichen drei unterschiedliche Anwendertypen erkennen: Gelegenheitsnutzer, professionelle User und „Wechselanwender“.

Einfache und überschaubare Aufgaben mobil erledigen

Die Gelegenheitsnutzer bilden den Großteil der mobilen Mitarbeiter in einem Unternehmen. Sie möchten mobile Lösungen als zusätzlichen Service nutzen, um unterwegs Wartezeiten produktiv zu überbrücken – etwa Vertriebsmitarbeiter, Berater oder Führungskräfte, die gerade im Zug sitzen, am Gate auf ihren Abflug warten oder im Taxi auf dem Weg zum nächsten Termin sind. Allen diesen Gelegenheitsnutzern gemeinsam ist, dass sie vor allem einfache und überschaubare ERP-Aufgaben mobil erledigen wollen: Kundendaten abrufen, Reisekosten abrechnen, Rechnungen genehmigen, das Arbeitszeit-Reporting erledigen oder Business-Intelligence-Auswertungen einsehen. Das alles war bislang natürlich auch schon mit Notebooks möglich. Heute erwarten die Mitarbeiter aber, dass sie diese Aufgaben mit unkomplizierten Apps auf ihren Smartphones und Tablets erledigen können – ganz so, wie sie es aus ihrem Privatleben bereits gewohnt sind. Dieser Gruppe sollten Unternehmen deshalb entsprechende Business-Apps zur Verfügung stellen, die sich bei Bedarf einfach aus einem App-Store herunterladen und nach ihrer Installation sofort intuitiv nutzen lassen, ohne dass dafür irgendeine Einarbeitung oder Übung nötig ist.

Im Gegensatz zu den Gelegenheitsnutzern, für die Mobility eine sinnvolle Ergänzung darstellt, ist dieses Thema für die professionellen Anwender von geschäftskritischer Bedeutung. Zu dieser Gruppe zählen Mitarbeiter, die von Berufs wegen ständig mobile ERP-Daten erfassen und abrufen müssen: Servicetechniker, Instandhaltungsingenieure oder das Lagerpersonal. Für sie ist Mobility alles andere als neu, denn sie haben bereits seit vielen Jahren mobile Geräte wie Handhelds, PDAs oder Notebooks im Einsatz. Mit Smartphones und Tablets stehen ihnen aber nun neue Technologien mit ganz ureigenen Stärken zur Verfügung. Unternehmen sollten den professionellen Usern mobile Anwendungen zur Verfügung stellen, die diese Stärken gezielt ausnutzen und dadurch effizientere Prozesse ermöglichen – etwa indem Außendienstmitarbeiter mit Hilfe der GPS-Informationen ihres Smartphones Routen planen oder Ingenieure mit der integrierten Kamera ihres Tablets durchgeführte Arbeiten dokumentieren. Idealerweise bieten sie ihnen eine Palette an mobilen Lösungen, so dass jeder das Gerät auswählen kann, das am besten zu seinen Aufgaben passt – von eher konsumorientierten Mobilgeräten wie Smartphones über größere und besonders geschützte Tablets bis hin zu hybriden Lösungen auf Windows-8-Basis mit Druckern.

Mobiler Zugriff auf das komplette ERP-Spektrum

Die dritte Kategorie mobiler ERP-Nutzer im Unternehmen könnte man als „Wechselanwender“ bezeichnen. Das sind Power User, die die ERP-Software täglich nutzen und eine breite Palette an Endgeräten verwenden. Zwischen diesen wechseln sie ständig hin und her und erwarten dabei, dass sie überall Zugriff auf ihr gewohntes ERP-Spektrum haben. Das heißt: Sie möchten auf Tablets nicht nur in erster Linie Informationen abrufen, sondern auch Inhalte erstellen. Business-Apps, die ja gezielt dafür gemacht sind, einfachere Aufgaben schnell und unkompliziert zu erledigen, reichen ihnen deshalb nicht aus. Sie benötigen stattdessen einen touchfähigen und damit mobil einsetzbaren Client, der ihnen einen Zugang auf die komplette ERP-Software ermöglicht. Führt beispielsweise ein Projektleiter einen Vor-Ort-Besuch durch, kann er dabei auf seinem Tablet alle Materialbestellungen, Mängellisten oder Arbeitspläne einsehen, Details prüfen und den aktuellen Projektstatus erfassen.

Wollen Unternehmen ihr ERP-System für alle Nutzergruppen mobil nutzbar machen, haben sie oft keine andere Wahl, als Mobil-Applikationen von Drittanbietern anzubinden. Das ist jedoch mit enormen Aufwänden und Risiken verbunden. Eine Alternative dazu bieten moderne ERP-Systeme, bei denen das Thema Mobility bereits im Kern der Software verbaut ist. Mobile Anwendungen für die verschiedenen Anwendertypen, die kosteneffektiv implementiert und gepflegt sowie intuitiv bedient werden können, stehen hier bereits von Haus aus zur Verfügung.

Diese Artikel könnten Sie auch interessieren

ERP-Software einführen – Wissensverluste vermeiden

WISSENplus
Bei einer Einführung von betriebswirtschaftlicher Anwendungssoftware müssen Anpassungen an die Bedürfnisse des einzelnen Kunden auch innerhalb einer Standardsoftware durch Customizing durchgeführt werden. Die hierbei abzubildenden spezifischen Geschäftsprozessanforderungen der Kunden werden immer noch häufig manuell aufgenommen und weiterverarbeitet, allenfalls durch Unterstützung von Office-Software...

Weiterlesen

Virtual Business – Arbeitsplätze ohne Orte

WISSENplus
Im Unterschied zur Produktion sind die Arbeitsabläufe im Büro lange Zeit recht stabil geblieben. Schreibmaschine, Karteikasten, Aktenordner und Zeichenbrett waren im 20. Jahrhundert lange die prägenden Arbeitsmittel. Die IT hat diese herkömmliche Arbeitswelt innerhalb weniger Jahre komplett umgekrempelt. Heute bewegen sich die Arbeitsabläufe in enger Fühlung mit den jeweiligen IT-Prozessen und die fü...

Weiterlesen

Zeigen, wie‘s geht: Utility-Filme für iPads

WISSENplus
Die vielfältigen Vorzüge elektronischer Dokumentation sind in unseren Anwender-Alltag übergegangen. Integrierte Suchfunktionen ersetzen klassische Inhalts- und Stichwortverzeichnisse; Hyperlink-Verweise im Dokument und auf externe Informationsquellen verkürzen den Zugriff. Unterstützende Bedienhilfen wie Anzeigevergrößerung und Voice-Over-Technologien machen Dokumentation auch Menschen mit Behinderun...

Weiterlesen

Das Datenzeitalter – die Informationsflut als Chance

Seit den 80er Jahren hat die Softwareindustrie zahlreiche Trends hervorgebracht. Viele davon sind genauso schnell wieder verschwunden, wie sie zuvor erschienen waren. Das nun angebrochene Datenzeitalter ist die bisher durchgreifendste – und interessanteste – Zeit des Wandels. Wenn man sich die Unternehmen anschaut, die derzeit ein explosionsartiges Wachstum aufweisen, so stellt man fest, dass bei fast a...

Weiterlesen

Welche BI-Lösung passt zu wem?

WISSENplus
Operative Systeme wie ERP- oder CRM-Lösungen und andere Datenquellen wie Internet-Portale, RFID-/Auto-ID-Systeme, Produktions- oder Telekommunikationssysteme produzieren täglich Unmengen an Daten, die gespeichert, verarbeitet und – erst dann wird es auf der strategischen Seite interessant – ausgewertet und zu entscheidungsrelevanten Informationen aufbereitet werden müssen. Im Controlling sind Busines...

Weiterlesen

ERP: Planzahlen & Finanzströme tagesaktuell im Blick — auch per App

Deutschland ist auf Expansionskurs: Acht von zehn mittelständischen Betrieben generieren einen signifikanten Teil ihres Umsatzes im Ausland. Dies ergibt die aktuelle Studie „Triebwerk des Erfolgs – der deutsche Mittelstand im Fokus". Um im internationalen Markt zu bestehen, müssen Manager ihre Geschäftstätigkeiten, Planzahlen und Finanzströme tagesaktuell kontrollieren. Zudem ist die Konsolidierung...

Weiterlesen

BYOD – ja oder nein? Über die Sinnhaftigkeit eines Trends

WISSENplus
Mit BYOD (Bring Your Own Device) konfrontiert, sehen Mitarbeiter oft nur die Vorteile dieser Entwicklung, unterschätzen aber die Konsequenzen. Denn hier geht es vornehmlich um die Entscheidung Bequemlichkeit versus Privatsphäre. Dabei ist ein Kompromiss kaum machbar, es müssen jeweils massive Einschränkungen in Kauf genommen werden....

Weiterlesen

DMS und ECM – Wissen organisieren statt nur verwalten

WISSENplus
„Es ist nicht genug zu wissen, man muss es auch anwenden ...". Dieses Zitat von Johann Wolfgang von Goethe hat in unserer wissensbasierten Gesellschaft mehr Gültigkeit denn je. Das gilt insbesondere für erfolgskritisches Unternehmenswissen, welches oft lediglich verwaltet statt organisiert wird. Ein Umstand, dem mit Hilfe von ECM, Enterprise-Content-Management, und hier speziell DMS, Dokumentenmana...

Weiterlesen