Fachbeiträge
Wissen zum Anfassen
von Gerald Lembke
In seiner Kolumne rät Gerald Lembke, die Ziele bei Wissensmanagement-Projekten am Anfang nicht zu hoch zu stecken und zunächst im persönlichen Arbeitsbereich mit "Wissen zum Anfassen" zu beginnen.
Von Gerald Lembke
Vor circa drei Jahren begann ich mit Veranstaltungen zum Wissensmanagement
und die Faszination an diesem Thema ist ungebrochen. Doch beobachte
ich, dass zunehmend eine pragmatische Dimension eingefordert wird.
So äußerte ein Projektleiter eines mittleren Industrieunternehmens
in einem der letzten Workshops den Wunsch, endlich einmal wissen
zu wollen, wie es denn nun eigentlich gehe, das Wissensmanagement.
Ein so genannter Wissensmanager eines IT-Dienstleistungsunternehmens
sprach gar davon, Hilfe bei der Anfertigung von Checklisten einkaufen
zu wollen; das funktioniere beim Projektmanagement auch wunderbar.
Eine andere Dame klagte, dass sie den Auftrag von der Geschäftsleitung
erhalten habe, Wissen im Unternehmen zu managen und gar nicht wisse,
was sie denn nun tun solle.
Zwischen den theoretischen Versprechungen und dem praktischen Leiden
am Alltag scheinen Welten zu liegen. Grund genug für zahlreiche
Kritiker, die blinden Flecken eines Wissensmanagements zu suchen.
So erscheint vieles auf den ersten Blick nicht machbar, zu abstrakt
und unrealistisch. Warum? Wissensmanagement gleicht einem Mythos,
der für viele Mitarbeiter und Führungskräfte nicht
griffig genug aufbereitet werden kann. Deshalb werden die Erwartungen
bereits zu Beginn nicht selten zu hoch gesetzt: Wissensmanagement-Aktivitäten
sollen immer das ganze Unternehmen erfassen. Die Mitarbeiter jedoch
erwarten schlicht die Lösung konkreter arbeitsplatzbezogener
Wissensprobleme.
Beginnen Sie doch einfach damit, erste Wissens-Aktivitäten
zunächst auf den persönlichen Arbeitsbereich zu beschränken.
Beantworten Sie z.B. einmal folgende Fragen:
- Wie viel Zeit benötigen Sie, um projektrelevante Informationen zu bekommen?
- Wie viele eintreffende E-Mails haben für Ihren Arbeitsbereich tatsächlich Relevanz?
- Lassen sich Priorisierungen in der Bewertung von Wissen (z.B. durch eine ABC-Analyse) einführen?
- Werden in Meetings, Patenschaften, Seminaren und Workshops tatsächlich relevante Wissensinhalte vermittelt, die Sie persönlich in Ihrer Arbeit unterstützen können?
Verzagen Sie nicht, wenn ganzheitliche Wissensmanagement-Ideen
im Sumpf von Komplexität und Theorie zu versinken drohen! Jammern
Sie nicht, dass Sie zu viele E-Mails bekommen! (Wie würden
Sie sich fühlen, wenn Sie gar keine E-Mails mehr bekämen?)
Fangen Sie bei sich an und schaffen Sie erste Erfolge mit zielgerichteter
Wissensarbeit in Ihrer Abteilung. Präsentieren Sie Ihre Erfolge
und finden Sie Nachahmer ("Mensch, wie hast Du denn das gemacht?").
So erreichen Sie für den Praxisalltag mehr, als Wissensmanagement
auf einem (Konzept-) Papier zu belassen. Machen Sie "Wissen
zum Anfassen" und stecken Sie erst dann Ihre Ziele weiter.
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