Fachbeiträge
Moderne Retrieval-Software hilft beim Kampf gegen Kinderpornografie im Internet
von Wolfgang P. Ruth
Die schwedische Kriminalpolizei beschreitet jetzt neue Wege im Kampf gegen die Kinderpornografie im Internet und setzt eine innovative Suchlösung ein, die auf RetrievalWare von Convera basiert. Wolfgang P. Ruth berichtet, wie die ausgeklügelte Suchtechnologie der schwedischen Polizei hilft, die Bilder mit einer Datenbank zu vergleichen, die aus mehr als 300.000 Bildern besteht und aus allen Teilen der Welt zusammengetragen wurde.
Von Wolfgang P. Ruth
Mit dem Internet verhält es sich
ähnlich wie mit vielen anderen technischen Entwicklungen: Genau
die Eigenschaften, die dem Internet zu seinem Siegeszug verhalfen,
verschafften auch seiner dunklen Seite einen lebhaften Aufschwung.
Kinderpornografie erlangt online völlig neue Dimensionen, denn
die Geschwindigkeit, mit der solche Bilder über Ländergrenzen
hinweg verbreitet werden, macht es enorm schwer, die Täter
aufzuspüren.
Doch die schwedische Kriminalpolizei
beschreitet jetzt neue Wege im Kampf gegen die Kinderpornografie
im Internet und setzt eine innovative Suchlösung ein, die auf
RetrievalWare von Convera, einem intelligenten Such- und Recherche-Werkzeug
für Multimediadateien, basiert. Mit Hilfe der ausgeklügelten
Suchtechnologie ist die schwedische Polizei nunmehr in der Lage,
die Bilder mit einer Datenbank zu vergleichen, die aus mehr als
300.000 Bildern besteht und aus allen Teilen der Welt zusammengetragen
wurde.
"Wir wissen nicht, wie viele Täter wir durch den Einsatz
dieser Technologie identifizieren konnten oder wie viele Straftaten
dadurch verhindert wurden", gibt Annethe Ahlenius, Kriminalinspektorin
bei der Kinderschutzeinheit zu. "Doch wenn es uns gelungen
ist, auch nur ein Kind zu schützen oder einen einzigen Pädophilen
zu überführen, dann hat sich die Sache bereits gelohnt."
Mit diesem Vorhaben beantragte die schwedische Kriminalpolizei
im November 1997 Gelder aus dem Kinderschutzprogramm der Europäischen
Union. Diese Mittel wurden eingesetzt, um eine europaweite Bilddatenbank
anzulegen. Die in diese Bibliothek aufgenommenen Bilder stammten
von Polizeibehörden aus 12 verschiedenen Ländern der ganzen
Welt. Das Ziel bestand darin, alle neuen Bilder mit der Datenbank
abzugleichen. Auf diese Weise ließ sich herausfinden, ob die
Bilder tatsächlich neu waren, um neue Ermittlungen einleiten
zu können. Doppelt vorhandene Bilder konnten so aussortiert
werden.
Die ersten Ergebnisse waren beeindruckend, doch die Beamten wurden
geradezu überschwemmt, als die Bibliothek auf nahezu eine halbe
Million Bilder angewachsen war. Jedes einzelne Bild manuell mit
dem Archiv abzugleichen wäre ohne ein automatisiertes Suchwerkzeug
nicht mehr möglich gewesen. "Das Problem der manuellen
Suche besteht vor allem darin, dass man sich dabei auf das menschliche
Gedächtnis verlassen muss", so Annethe Ahlenius. "Doch
was geschieht, wenn der Beamte etwas übersieht oder gar die
Dienststelle verlässt? Alles was er herausgefunden hat, geht
damit für uns verloren."
Die schwedische Polizei testete mehrere Produkte, bevor sie sich
für RetrievalWare von Convera entschied. Im Gegensatz zu vielen
anderen Suchprodukten war RetrievalWare in der Lage, nach Text-,
Bild- und sogar Videoinhalten zu suchen. Letztere werden zu Suchzwecken
in digitale Standbilder umgewandelt. "Als problematisch stellte
sich bei einigen anderen Produkten heraus, dass dabei Schlüsselworte
benötigt werden. Diese funktionieren jedoch nur, wenn jeder
Beamte ein Bild auf die gleiche Weise beschreibt", erläutert
Frau Ahlenius. "Dies stellt ein großes Hindernis dar,
vor allem dann, wenn es um Polizeibehörden geht, die verschiedene
Sprachen sprechen."
Andere Systeme arbeiten mit einer Gesichtserkennungssoftware. Diese
Technologie ist jedoch noch recht unausgereift und unzuverlässig.
"Die Gesichtserkennungssysteme waren nicht exakt genug und
häufig sind auf den Bildern gar keine Gesichter erkennbar",
erklärt Ahlenius. "Das RetrievalWare-System arbeitet im
Gegensatz dazu äußerst präzise, da hierbei Formen,
Farben und Muster viel allgemeiner analysiert werden."
Wenn heute neue Bilder bei der Kinderschutzeinheit eingehen, werden
sie in das Windows-NT-Archiv gescannt und können anschließend
mit Hilfe der Datenbank auf Ähnlichkeiten abgeglichen werden.
Die lernfähige Mustererkennungstechnologie von RetrievalWare
beschränkt sich bei der Suche nicht auf Schlüsselworte
oder Gesichter, sondern die Beamten können damit nach Mustern
von Hintergrundgegenständen, Formen oder Farben suchen. So
lassen sich zum Beispiel mit Hilfe der Software Bilder ermitteln,
auf denen das gleiche Tapetenmuster, der gleiche Bettpfosten oder
die gleiche Zimmereinrichtung zu sehen ist. Dadurch erkennt die
Polizei, dass an diesem Ort wiederholt Straftaten begangen werden.
Aus einer Verbindung dieser Bilder lassen sich möglicherweise
wertvolle Hinweise auf die Identität des Täters gewinnen.
"Der wichtigste Nutzen, den wir aus RetrievalWare ziehen konnten,
bestand weniger im Aufspüren von Pädophilen. Wir können
keine konkrete Zahl festgenommener Personen nennen", meint
Annethe Ahlenius. "Wir haben jedoch erreicht, dass die Polizeibeamten
mehr Zeit für Ermittlungen haben und weniger mit der Katalogisierung
und Sichtung von Dateien beschäftigt sind. Da sich Polizeibeamte
permanent im Wettlauf mit der Zeit befinden, hat sich RetrievalWare
in dieser Hinsicht als eine sehr gute Investition erwiesen."
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