Fachbeiträge
Preserve: industrielles Wissensmanagement in der Praxis
von Axel Benz
Anfang 2000 startete das von der EU geförderte Wissensmanagement-Projekt Preserve mit dem Ziel, die Produktivität einer Industrieanlage durch den Einsatz von Wissensmanagement zu verbessern. Inzwischen liegen erfreuliche Zwischenergebnisse vor, die Axel Benz für Sie zusammengefasst hat.
Von Axel Benz
Das vom Stuttgarter Fraunhofer Institut für
Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO) koordinierte Wissensmanagement-Projekt
startete Anfang 2000 mit einem anspruchsvollen Ziel: dem Einsatz
von Wissensmanagement, um die Produktivität einer Industrieanlage
zu verbessern. Mittlerweile liegen erfreuliche Ergebnisse vor.
Preserve steht für "Productivity Engineering for innovative
Production Technologies by Knowledge-Based Service Networks".
Hauptziel des von der EU geförderten Projektes war es, ein
Wissensnetzwerk zwischen einem Anlagenbetreiber (der Salzburger
Aluminum AG, Hersteller von Aluminiumteilen für die Automobilindustrie)
und dessen Maschinenzulieferern (Bühler
SA) aufzubauen, um einer neuartigen Produktionstechnologie
dem Thixoguss zur Marktreife zu verhelfen. Beim Thixoguss-Verfahren
wird eine spezielle Aluminiumlegierung in einem halbfesten, butterartigen
Zustand verarbeitet, was erhebliche Vorteile für die Qualität
der Gussteile hat. Thixo-Teile sind z.B. so stabil, dass sie an
vielen Stellen Stahlteile ersetzen können. Das Verfahren ist
seit längerem bekannt und unter Laborbedingungen ausgereift,
kämpft aber noch um den Durchbruch am Markt.
Im Fokus von Preserve stand dabei, Wissen zu schöpfen und
Wissen zusammenzubringen: Unter welchen Bedingungen werden Teile
von hoher Qualität erzeugt? Wie werden Maschinenstörungen
behoben? Welche Einstellungen sind günstig für den Anlagenbetrieb?
Solche Fragen, die sich täglich neu stellen, lassen sich im
direkten Austausch zwischen Maschinenhersteller und Anlagenbetreiber
äußerst effizient beantworten. Und dieser Austausch erfolgt
natürlich am besten online. Nachdem in Preserve die Wissensziele
festgestellt und der Wissenszyklus definiert worden waren, wurden
folgerichtig Softwaremodule entwickelt, die über das
Internet bedient das Netzwerk bilden und unterstützen.
So kann heute z.B. der Produktionsleiter Maschinendaten oder Qualitätscharts
von zu Hause aus abrufen, die Maschinenhersteller können (wenn
der Anlagenbetreiber dies erlaubt) via Internet Einblick in die
Steuerungen nehmen oder diese updaten und das Wissen, das in der
Arbeit mit dem Kommunikationsnetzwerk entsteht, wird gesammelt,
von einem Wissens-Ingenieur redaktionell bearbeitet sowie durch
multimediale Elemente veredelt und schließlich in einer Wissensbasis
gespeichert, wo es den Maschinenbedienern und dem Management zur
Verfügung steht. Der gesamte Workflow findet über das
Web statt und kann mit jedem Browser bedient werden.
Im Laufe des Projektes ließ sich eine deutliche Verbesserung
der Anlagenproduktivität beobachten und es ist schon jetzt
absehbar, dass bis zum Projektende am 30. Juni 2002 die gesetzten
Ziele erreicht sein werden. Aus den Erfahrungen der Praxis wurde
in Preserve eine Standardvorgehensweise für das Wissensmanagement
in Produktionsbetrieben entwickelt, die auch auf andere Firmen übertragbar
ist. Die Preserve-Softwaremodule stehen in einer Demo-Version mit
voller Funktionalität über das Web zur Verfügung.
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