Fachbeiträge

Ausgabe 8 / /2015
Fachbeitrag IT-Tools

Interdisziplinärer Wissensaustausch: TU München setzt auf Videokonferenzen

von Thomas Spiegl

Das Institut für Robotik und Embedded Systems der Technischen Universität München gehört zu den führenden Einrichtungen in diesem Bereich. Wie bei den meisten wissenschaftlichen Institutionen ist auch dort der enge Kontakt zur Wirtschaft ein wichtiges Anliegen. „Häufig werden an der Hochschule sehr interessante Projekte umgesetzt, die am Ende dann doch im Sande verlaufen“, berichtet Martin Eder, Doktorand am Lehrstuhl für Robotik. „Es fehlt der kommerzielle Partner, der eine gute Idee in ein serienreifes Produkt verwandeln kann.“ 

Inhaltsübersicht:

Das von der Europäischen Union ins Leben gerufene Programm Smart-E, ein Marie-Curie Initial Training Network, steht für Sustainable Manufacturing through Advanced Robotics Training in Europe. Es geht also darum, wie neue Ansätze in der Robotik künftig die Fertigung verändern. Dazu sollen im Rahmen der Initiative Wissenschaftler und Industriepartner aus mehreren Ländern der Union sowie der Schweiz enger zusammengeführt werden.

Die Wissenschaft vertreten bei Smart-E die Universitäten Salford und Sheffield, die Universität Zürich, die Fondazione Istituto Italiano di Tecnologia aus Genua, die Scuola Superiore di Studi Universitari e di Perfezionamento Sant'Anna in Pisa sowie die Technische Universität München. Insgesamt 13 Doktoranden dieser Hochschulen arbeiten dabei an Robotik-Themen, die von Partnern in der Industrie begleitet werden.

In Deutschland sind dies die Firmen Agco und  Festo. Der Landmaschinenhersteller Agco forscht an Robotern, die das Bestellen und Ernten von solchen Feldern ermöglichen, die für herkömmliche Traktoren nur schwer zu befahren sind. Beim Spezialisten für Automatisierung und Steuerung Festo gehört die Robotik ebenfalls zu den wichtigen Tätigkeitsfeldern. Hier ist Martin Eder als Doktorand Partner des Unternehmens an der TU München. Er arbeitet an einem flexiblen pneumatischen Roboterarm. Dieser ist modular und dezentral gesteuert, so dass er für verschiedene Einsatzszenarien einfach angepasst werden kann. Es ist beispielsweise möglich, ihn auf den Robotino, einen Trainingsroboter für Forschung und Bildung, zu montieren. Das Ergebnis ist dann ein mobiler Roboter mit Manipulator, der zu Ausbildungszwecken genutzt werden kann.

Top-Sprecher statt hoher Reisekosten

Ein wichtiger Bestandteil des Smart-E-Projekts war ein zweiwöchiger Workshop Anfang 2015. Dazu sollten hochrangige Wissenschaftler aus allen Teilen der Welt an der Debatte rund um die Themen Embodied Intelligence, Soft Robotics und Compliant Systems and Actuators teilnehmen. Schnell wurde klar, dass dieses Projekt nur mit Hilfe einer Videokonferenzlösung effizient umzusetzen ist. „Wir haben von Anfang an auf hochrangige Sprecher gesetzt, um die Qualität der Diskussionen auf einem entsprechenden Niveau führen zu können“, so Eder. „Diese Wissenschaftler sind jedoch in der Regel zeitlich so stark eingebunden, dass ein Sprecherslot inklusive An- und Abreise plus Unterkunft entweder teuer oder gar nicht umsetzbar gewesen wäre.“ Auch die Reisekosten der Teilnehmer aus den Hochschulen und den beteiligten Partnerunternehmen hätten das Budget von Smart-E deutlich überstiegen. Die Nutzung eines Videokonferenzsystems war in diesem Fall die optimale Wahl.

In der Cloud vernetzt

Die Wahl fiel auf eine Cloud-basierte Videokonferenzlösung. „Wir haben ein System gesucht und gefunden, das sehr einfach zu bedienen ist und von verschiedenen Plattformen unterstützt wird“, berichtet Eder. So setzt die Lösung unter anderem auf den Standard WebRTC (Web-Real-Time-Communications). Teilnehmer können dabei über einen Webbrowser wie Google Chrome an einer Konferenz teilnehmen, ohne dass ein Softwaredownload nötig ist. Auch angesichts dieses Features funktioniert die eingesetzte Lösung relativ unabhängig von professionellem Equipment. Im Prinzip würde auch ein Tablet oder Smartphone ausreichen, um in hoher Qualität an der Videokonferenz teilnehmen zu können. Zudem ist die Lösung schnell und unkompliziert einzurichten. „Ich habe noch niemanden erlebt, der das System nicht innerhalb weniger Minuten zum Laufen gebracht hat“, erklärt Eder. Neben der Übertragung von Bild und Ton erlaubt die Software auch das Screensharing und somit die Übertragung von Präsentationen.

Einen besonderen Vorteil der eingesetzten Lösung sieht Eder darin, dass diese via WebRTC auch mit Linux problemlos funktioniert. „Wir sind an der Schnittstelle zwischen Maschinenbau und Informatik. Deshalb arbeiten bei uns viele Mitarbeiter mit einem alternativen Betriebssystem wie diesem.“

Konferenzen mit zahlreichen Teilnehmern möglich

Die Vorteile des Videokonferenzansatzes zeigten sich bereits in der Planungsphase der Konferenz: „Es war vergleichsweise einfach, sehr renommierte Wissenschaftler zu einer kurzen Teilnahme von ein oder zwei Stunden zu begeistern“, berichtet Eder. „Die Möglichkeit, sich vom Büro oder daheim in eine interessante, internationale Debatte einzuklinken, war schließlich ausschlaggebend.“ Immerhin konnten auch Wissenschaftler aus entfernten Zeitzonen bequem an der Konferenz teilnehmen. Für Professoren aus Ländern wie Japan oder den USA wurden die Termine auf den frühen Vormittag oder den späten Nachmittag gelegt.

Dank der guten Planung und der ausgereiften Lösung verlief die Konferenz ohne technische Probleme. „Wenn 20 Leute gleichzeitig in einer Konferenz sind, ist eher die Sprechdisziplin die Herausforderung. Aber dieses Problem würde sich auch ergeben, wenn alle an einem Tisch sitzen. Zum Glück ist das bei uns kein Problem, wir kommen schließlich nicht zum Streiten virtuell zusammen“, sagt Eder.

Videokonferenzen haben sich am Institut durchgesetzt

Das Feedback der Videokonferenzteilnehmer war ausgesprochen positiv. Auch jenseits der Smart-E-Initiative setzt der Lehrstuhl heute in vielen Fällen auf diese Methode des Austauschs. Während lange Zeit nur zum Telefonhörer gegriffen wurde, sind Videokonferenzen heute am Institut gang und gäbe. „Durch Videokonferenzen können sich die einzelnen Teams sehr effizient miteinander vernetzen und ihre Ergebnisse optimal präsentieren“, so Eder. „Ich bin sicher, dass sich das System auch außerhalb unserer Institutsgrenzen auf breiter Front durchsetzen wird.“

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