Fachbeiträge
Angst, etwas zu verpassen? Vier Tipps gegen Technologie-"FOMO"
von Nadine Riederer
Von KI über Edge Computing bis hin zu Programmiersprachen und den neuesten Libraries - in kaum einer Branche wirbeln neue Trends und Hypes den Markt so durcheinander wie in der IT. Dabei wächst in vielen Unternehmen die Angst, den Anschluss an neue Technologien zu verschlafen und in die Bedeutungslosigkeit abzurutschen. Das FOMO-Phänomen (Fear Of Missing Out), also die Angst, etwas Wichtiges zu verpassen, überlagert dabei nicht selten rationale Entscheidungen. Die Praxis zeigt allerdings, dass die reflexartige Adaption neuer Technologien nicht nur selten einen Mehrwert bietet, sondern auch negative Folgen für Unternehmen haben kann.
Von KI über Edge Computing bis hin zu Programmiersprachen und den neuesten Libraries - in kaum einer Branche wirbeln neue Trends und Hypes den Markt so durcheinander wie in der IT. Dabei wächst in vielen Unternehmen die Angst, den Anschluss an neue Technologien zu verschlafen und in die Bedeutungslosigkeit abzurutschen. Das FOMO-Phänomen (Fear Of Missing Out), also die Angst, etwas Wichtiges zu verpassen, überlagert dabei nicht selten rationale Entscheidungen. Die Praxis zeigt allerdings, dass die reflexartige Adaption neuer Technologien nicht nur selten einen Mehrwert bietet, sondern auch negative Folgen für Unternehmen haben kann.
Bildquelle: (C) ijmaki / Pixabay
Wo lange Zeit die Frage im Raum stand, welche Technologie die eigenen Probleme am besten lösen könnte, versuchen Unternehmen heute zu oft den umgekehrten Weg - sie suchen nach Anwendungsfällen für neue Technologien. Verstärkt wird der Drang, die angesagtesten Lösungen schnellstmöglich einzusetzen, auch durch den direkten Vergleich mit Tech-Giganten und der Konkurrenz auf dem Markt - ob deren Technologie-Portfolio nun zu den eigenen Anforderungen passt oder nicht. Mit dem richtigen Hintergrundwissen lässt sich diese Form der Technologie-FOMO aber schnell relativieren:
- Early Adopter zahlen viel Lehrgeld. Wer neue Lösungen als Erster nutzt, investiert finanzielle Mittel und Zeit in Technologien, die noch nicht ausgereift sind. Aus den eigenen Fehlern lernt hingegen die Konkurrenz, die später auf Best Practices und bereits gemachte Erfahrungen zurückgreifen kann. So haben geduldigere Unternehmen beispielsweise von den ersten Anwendern in der Cloud profitiert und konnten nicht nur ausgereiftere Lösungen nutzen, sondern auch anfänglich begangene Fehler vermeiden.
- Viele Hypes erweisen sich als Irrwege. Auch wenn die Marketing-Kampagnen der Hersteller ihre neuen Technologien in den Himmel loben, nicht jede Lösung kann ihr Versprechen und ihre Marktrelevanz halten. So stampfte Microsoft beispielsweise sein Cross-Plattform-Framework Xamarin zur Entwicklung von mobilen Anwendungen wieder ein, weil es durch die Nachfolgetechnologie bereits überholt wurde. Es lohnt sich also, auf zukunftssichere Lösungen zu warten, statt sich aus Innovationsgründen auf kurzfristige Trends zu konzentrieren. Nachhaltige Lösungen mit Mehrwert überleben den Hype und halten sich deutlich länger am Markt.
- Technologie erfüllt nicht die Erwartungen. Schafft eine neue Technologie den entscheidenden Durchbruch, folgen oft überzogene Erwartungen - und Enttäuschungen. Das Marktforschungsunternehmen Gartner hat diesen Verlauf erstmals im so genannten Hype Cycle skizziert, der mit dem Einsetzen realistischer Erwartungen und der letztendlichen Akzeptanz der Technologie endet. Die Blockchain verdeutlicht das Prinzip: Nach anfänglicher Euphorie für Blockchain-basierte Lösungen, großen Finanzierungsrunden und Start-up-Gründungen ebbte die Begeisterung schnell ab. Hohe Kosten, Probleme bei der Implementierung oder ausbleibende Ergebnisse sorgten für Ernüchterung. Heute nutzen Unternehmen die Blockchain für spezifische Anwendungen, können auf praktikable Best Practices zurückgreifen und haben realistische Erwartungen an die Technologie.
- In der Ruhe liegt die Kraft. Überstürzte, reflexhafte Entscheidungen sind niemals ratsam - warum sollte die Adaption neuer Technologien da einen Unterschied machen? Auch wenn die schnelllebige IT-Branche einen anderen Eindruck vermittelt, es ist genügend Zeit vorhanden, um Trends zu analysieren und mit den eigenen Anforderungen zu vergleichen. Es zahlt sich daher meistens aus, auf eine reifere Version der Lösung zu warten und nicht unnötig Geld für Experimente aus dem Fenster zu werfen.
"Es ist absolut nicht sinnvoll, das Technologie-Portfolio anderer Unternehmen oder von Konkurrenten zu spiegeln, um die eigene Wettbewerbsfähigkeit zu sichern", erklärt Nadine Riederer, CEO bei Avision. "Um dem FOMO-Phänomen entgegenzuwirken, sollten Unternehmen daher lieber den Blick nach innen richten und sich fragen: Welche Technologien brauchen wir wirklich, um unsere Probleme zu lösen? Auf diese Weise verlieren sie ihre eigentlichen Ziele und Strategien nicht aus den Augen."
Die Autorin:
Nadine Riederer ist CEO bei dem auf Software-Revival spezialisierten IT-Dienstleister Avision.
Foto: (C) Avision
Web: www.avision-it.de