Talentmanagement, Führungskräfteentwicklung und strategische Personalplanung bleiben weltweit die größten Herausforderungen im Personalwesen. Die meisten Unternehmen bewerten diese drei Bereiche als entscheidend für ihren zukünftigen Erfolg – und sehen hier zugleich den größten Handlungsbedarf: Nur die wenigsten der befragten Unternehmen arbeiten mit Personalplanungsmodellen; lediglich 40 Prozent sind in der Lage, ihren künftigen Mitarbeiterbedarf und die daraus resultierenden Personalengpässe verlässlich zu ermitteln - und nur jede dritte Firma verfügt über geeignete Maßnahmen, um diese Lücken zu schließen. Zu diesen Ergebnissen kommt die aktuelle Studie "Creating People Advantage 2012", für die The Boston Consulting Group (BCG) gemeinsam mit der World Federation of People Management Associations (WFPMA) über 4.000 Führungskräfte in mehr als 100 Ländern weltweit zu den Trends im Personalmanagement anhand von 22 Schlüsselthemen befragte. Die Resultate zeigen, dass Unternehmen mit einem leistungsfähigen Personalmanagement profitabler sind und schneller wachsen. So erzielen beispielsweise Firmen mit einem hochentwickelten Recruiting ein 3,5-mal so hohes Umsatzwachstum und eine doppelt so hohe Gewinnmarge wie Unternehmen mit geringeren Fähigkeiten in diesem Bereich.
Unsicherheit und das unterschiedlich schnelle Wirtschaftswachstum in verschiedenen Märkten der Welt stellen vor allem global agierende Konzerne vor eine neue Herausforderung im Personalmanagement: die Flexibilisierung ihrer Belegschaft weltweit. Über die Hälfte der befragten Firmen mit mehr als 2.000 Beschäftigten sind gleichzeitig mit einer Über- und Unterkapazität an Mitarbeitern in unterschiedlichen Regionen, Geschäftseinheiten und Jobkategorien konfrontiert. Während sie zum Beispiel in den Emerging Markets vor der Aufgabe stehen, geeignete Fach- und Führungskräfte zu finden, verfügen sie in anderen Regionen aktuell über eine Überkapazität. Rund 60 Prozent der untersuchten europäischen Konzerne befinden sich derzeit in dieser Transformationsphase; weltweit sind vor allem Firmen aus der Gesundheitsbranche, Banken sowie Technologie- und Telekommunikationsunternehmen betroffen. "Um die Komplexität von regionalen Über- und Unterkapazitäten der Belegschaft zu meistern, müssen Unternehmen vor allem flexibel mit der unterschiedlich hohen Auslastung ihrer Belegschaft umgehen können und ihren internen Stellenmarkt weltweit zugänglich machen", erläutert Dr. Rainer Strack, Senior Partner und bei BCG weltweit für Personalthemen verantwortlich. Laut der BCG-Studie besteht bei vielen Firmen noch immer großer Handlungsbedarf, um heute und in Zukunft die passenden Mitarbeiter zu gewinnen. "Unternehmen sollten ihre Personalbeschaffung anhand eines integrierten Ansatzes langfristig und in Abhängigkeit der Geschäftsstrategie planen und mit entsprechenden Maßnahmenpaketen umsetzen", erklärt Studienautor Rainer Strack. Das größte Potenzial liegt dabei in der Personalplanung der Firmen: Nur die wenigsten der befragten Unternehmen arbeiten mit Planungsmodellen; lediglich 40 Prozent sind in der Lage, ihren künftigen Mitarbeiterbedarf und die daraus resultierenden Personalengpässe verlässlich zu ermitteln – und nur jede dritte Firma verfügt über geeignete Maßnahmen, um diese Lücken zu schließen. Hinzu kommt: Weniger als die Hälfte der Unternehmen verknüpfen ihre Recruiting-Ziele mit ihrer Personalplanung – angesichts des anhaltenden Wettbewerbs um die besten Arbeitskräfte ist diese Entwicklung riskant, so die BCG-Studie.
Die Studie zeigt: Topkonzerne (gemessen an Umsatz und Wachstum) unterscheiden sich beim Engagement in Bezug auf Talentmanagement und Führungskräfteentwicklung von ihren weniger erfolgreichen Wettbewerbern. Zum Beispiel sind in erfolgreichen Firmen die finanzielle Vergütung und die Karrieremöglichkeiten der Manager 3,4-mal so häufig an das Engagement zur Entwicklung der eigenen Mitarbeiter im Team gekoppelt. Darüber hinaus empfehlen Mitglieder des mittleren Managements in erfolgreichen Konzernen 2,8-mal so häufig ihren jetzigen Arbeitgeber weiter. Zudem verfügen erfolgreiche Unternehmen mehr als 1,6-mal so häufig über eine systematische Nachfolgeplanung für das mittlere und obere Management – angesichts des anhaltenden Fachkräftemangels ein wichtiger Wettbewerbsvorteil für Unternehmen. "Für Unternehmen ist es erfolgsentscheidend, die Fähigkeiten ihrer jungen Mitarbeiter frühzeitig zu erkennen, sie gezielt zu fördern und systematisch auf Führungspositionen vorzubereiten", betont Ute Graf, Leiterin Mitgliederbetreuung und Erfahrungsaustausch der Deutschen Gesellschaft für Personalführung e. V. (DGFP).