Die deutsche Wirtschaft hat die Bedeutung der Digitalisierung erkannt, aber nicht unbedingt die Zeichen der Zeit, so eine neue Studie des Analystenhauses IDC im Auftrag von Microsoft. 80 Prozent der Unternehmen sind der Meinung, dass Informationstechnologien einen immer größeren Einfluss auf das Geschäftsmodell gewinnen. Und doch glauben 52 Prozent, dass sie ihr eigenes Geschäftsmodell nicht verändern müssen, um erfolgreich zu bleiben. Selbstzufriedenheit statt Digitales Wirtschaftswunder am Standort Deutschland? Zum Auftakt der CeBIT zeigte Dr. Klaus von Rottkay, Mitglied der Geschäftsleitung und COO bei Microsoft Deutschland, gemeinsam mit dem Vorstandsvorsitzenden der ThyssenKrupp Elevator AG, Andreas Schierenbeck, und CTO des Armaturenherstellers Dornbracht, Matthias Dornbracht, das Potenzial von Schlüsseltechnologien wie Industrie 4.0 auf und warb für Investitionen und Innovationsbereitschaft. „Wir können die Erfolgsgeschichte des Wirtschaftsstandorts Deutschland digital fortschreiben, wenn wir jetzt entschlossen die Voraussetzungen für ein Digitales Wirtschaftswunder schaffen“, so von Rottkay.
Unter dem Schlagwort „d!conomy“ steht die CeBIT 2015 ganz im Zeichen der allgegenwärtigen Digitalisierung, die den Wirtschaftsstandort Deutschland zunehmend unter Druck setzt. Zugespitzt geht es um die Frage, ob die Bundesrepublik eine Führungsrolle als digitalisierter Industriestandort übernehmen will – oder das Feld agilen Ländern wie Südkorea, China oder den USA überlässt. „Das Digitale Wirtschaftswunder kann hier und jetzt beginnen, wenn wir Industrie 4.0 und das Internet der Dinge als Jahrhundertchance für den Standort Deutschland begreifen und die Weichen richtig stellen“, erklärte Klaus von Rottkay. Das Digitale Wirtschaftswunder verlange Investitionen in Zukunftstechnologien, moderne Organisationen und Innovationen. Die starken deutschen Hochleistungsbranchen, die Großunternehmen und der Mittelstand müssten eng mit der IT-Wirtschaft zusammenarbeiten, um den nötigen Technologietransfer sicher zu stellen.
Der Vorstandsvorsitzende der ThyssenKrupp Elevator AG hat die digitale Transformation seines Unternehmens längst zur Chefsache erklärt: „Wir treiben die Digitalisierung konsequent voran und festigen unsere führende Position am Weltmarkt durch Investitionen in die Cloud und das Internet der Dinge“, erläuterte Andreas Schierenbeck seine Strategie. Der global agierende Hersteller von Transportlösungen hat zusammen mit Microsoft und dem IT-Dienstleister CGI ein vernetztes, intelligentes Monitoring-System entwickelt. Über die Microsoft Cloud vernetzt ThyssenKrupp seine Aufzüge und überwacht so sämtliche Funktionen – von der Kabinengeschwindigkeit über die Zuladung bis hin zu den Türmechanismen. Mithilfe von Microsoft Azure Machine Learning ist es ThyssenKrupp gelungen, ein völlig neues, präventives Wartungssystem zu etablieren. Anstatt auf eine Störung zu reagieren, greifen Servicetechniker nun auf Echtzeit-Daten zurück und können bereits vor dem Ausfall eines Aufzugs Maßnahmen ergreifen. Kunden profitieren von deutlich längeren Betriebszeiten. „Gemeinsam mit Microsoft digitalisieren wir unsere Industrieprodukte und verwandeln Big Data in Smart Data. Wir erweitern unser Geschäftsmodell und sichern uns so entscheidende Wettbewerbsvorteile“, erklärte Schierenbeck. „Damit sind wir in der Lage, voraussagenden, ja sogar präventiven Service für Aufzüge anzubieten.“
Am Beispiel der vernetzen Aufzüge zeigt sich, wie künftig intelligente Objekte und smarte Informationen die Wertschöpfungsprozesse steuern und optimieren. Ein Ergebnis dieser Entwicklung ist die vernetzte, hoch flexible Produktion, mit der Industrieunternehmen ihre Fertigungsfähigkeiten drastisch verbessern. So können sie unmittelbar auf Marktentwicklungen reagieren, Kapazitäten besser auslasten und Kundenwünsche individueller bedienen. „Mit Investitionen in die Schlüsseltechnologien der Industrie 4.0 kann selbst die Fertigung von Einzelstücken rentabel organisiert werden. Das bedeutet mehr ‚Made in Germany’ und die Produktion am Standort Deutschland wird sich wieder lohnen“, ist sich Klaus von Rottkay sicher.
Neben der Digitalisierung der Produktionsmethoden bietet die digitale Veredelung von physischen Produkten hin zu smarten Objekten gewaltige Chancen für den Mittelstand. Auf der Microsoft Pressekonferenz erklärte CTO Matthias Dornbracht, wie sein Familienunternehmen mit digital gesteuerten Wasseranwendungen für Bad, Spa und Küche neue Mehrwerte schafft. Smart Water von Dornbracht ist ein intelligentes, offenes System, das die digitale Steuerung verschiedener Auslassstellen und Zonen – von Dusche über Wanne bis Waschtisch – ermöglicht. Einerseits kann es den Ressourcenverbrauch optimieren und andererseits die Erlebnisqualität steigern. Dabei tragen individuell und digital gesteuerte Wasseranwendungen dazu bei, aktiv die persönliche Lebensqualität zu steigern und den Herausforderungen des Alltags fit und mental gestärkt zu begegnen. Ein anderes Szenario zeigt den Einsatz voll vernetzter Duschanwendungen im Hotel. Das System lernt die Duschgewohnheiten der Gäste kennen, passt die Wassererwärmung an den tatsächlichen Bedarf an und spart so Energie. Facility Manager können den Verbrauch mit Hilfe grafischer Auswertungen in einem „Wasser-Cockpit“ analysieren und auch die Zimmerbelegung hinsichtlich des Warmwasserverbrauchs optimieren.
Doch nicht alle deutschen Mittelständler sind so weit wie Dornbracht. Laut IHK Unternehmensbarometer erwarten zwar 50 Prozent der industriellen Großunternehmen, aber nur 27 Prozent der Mittelständler Umsatzzuwächse durch Digitalisierung. „Dieses Deutschland der zwei Geschwindigkeiten können wir uns auf Dauer nicht leisten“, meint Klaus von Rottkay. Von der Digitalisierung können gerade kleine und mittlere Unternehmen profitieren, die sich nun IT-Kapazitäten leisten können, die bisher Konzernen vorbehalten waren. Und Mittelständler können in Märkte vordringen, die ihnen bisher mangels technischer Möglichkeiten verschlossen waren. „Wenn wir die Wettbewerbsfähigkeit des Standortes Deutschland langfristig sichern wollen, müssen wir den deutschen Mittelstand für die Chancen der Digitalisierung begeistern und für ein positives Investitionsklima sorgen“, so von Rottkay.
Um ein Signal zum Aufbruch zu setzen, wendet sich Microsoft mit einem an Wirtschaft und Politik. Darin zeigt das Unternehmen die Handlungsfelder auf, die Entscheidungen und Weichenstellungen erfordern. „Das Digitale Wirtschaftswunder verlangt eine Aufbruchsstimmung, die nicht nur von der IT-Industrie ausgeht, sondern weite Teile der Gesellschaft erfasst und inspiriert“, erklärt Klaus von Rottkay.