1.190.000 offene Stellen gibt es derzeit auf dem deutschen Arbeitsmarkt, Tendenz steigend. Das zeigen neueste Hochrechnungen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). Dies schadet nicht nur den Umsätzen der Firmen, sondern auch den Angestellten: Ihnen fehlen wichtige Kolleginnen und Kollegen und das bleibt nicht ohne Folgen.
Neben Produktionsverlusten (37%) gehören eine schlechtere Work-Life-Balance (19%) und eine niedrige Arbeitsmoral (15%) in den Belegschaften zu den stärksten Folgen durch unbesetzte Stellen. Das berichten 300 Personalverantwortliche aus Deutschland, die im Rahmen der aktuellen Arbeitsmarktstudie des Personaldienstleisters Robert Half befragt wurden. „Leider reagieren Führungskräfte auf Vakanzen am häufigsten, indem die Aufgaben auf die Schreibtische anderer Teammitglieder verteilt werden“, weiß Sladjan Petkovic, Managing Director bei Robert Half.
Schlechte Work-Life-Balance gehört zu wichtigsten Kündigungsgründen
„Kurzfristig kann das eine Lösung darstellen. Doch leider unterschätzen Führungskräfte oft, wie lange es dauert, einen neuen Mitarbeiter einzustellen. Schon nach wenigen Wochen Mehrarbeit kann sich das Team überfordert, überlastet und frustriert fühlen, wenn die Work-Life-Balance aus dem Gleichgewicht kommt und kein neuer Kollege in Sicht ist. Das schadet der Produktivität und kann schlimmstenfalls in der Kündigung münden“, so Petkovic.
Wie die Studie „Geheimnisse der glücklichsten Unternehmen und Mitarbeiter“ von Robert Half aus dem Jahr 2017 gezeigt hat, gehört eine schlechte Work-Life-Balance zu den stärksten Treibern, wenn sich ein Mitarbeiter für eine Kündigung entscheidet. Negativer wirken sich nur fehlender Teamzusammenhalt, das Gefühl, sich im Beruf verstellen zu müssen, und mangelnder Stolz auf die eigene Arbeit aus.
Robert Half hat 300 Personalverantwortliche befragt: Was ist die stärkste Folge von unbesetzten Stellen für Ihr Unternehmen? | |
Produktivitätsverlust | 37 % |
Höhere Belastung/schlechte Work-Life-Balance für bestehende Mitarbeiter | 19 % |
Niedrige Arbeitsmoral | 15 % |
Begrenztes Geschäftswachstum | 14 % |
Unfähigkeit, neue Geschäfts-/Umsatzpotenziale zu erschließen | 11 % |
Höhere Mitarbeiterfluktuation | 4 % |
Verpassen von Projektmeilensteinen | 1 % |
Quelle: Robert Half, Arbeitsmarktstudie 2017, Befragte: 300 Personalverantwortliche in Deutschland |
Anhaltende Spitzenbelastungen vermeiden
Um zu verhindern, dass eine Stelle langfristig unbesetzt bleibt, sollten Personalverantwortliche die sogenannte Time-to-hire analysieren, also die Dauer von der Ausschreibung bis zur Besetzung einer Stelle. Dauert der Recruiting-Prozess regelmäßig länger als geplant, besteht Handlungsbedarf. Die Gründe für eine lange Time-to-hire sind dabei vielfältig: Umständliche Recruiting-Prozesse, mangelnde Entscheidungsfreude in den Unternehmen oder zu hohe Ansprüche an die Kandidaten können verantwortlich sein. Petkovic empfiehlt: „Gerade prozessuale Verbesserungen sind selten in kurzer Zeit umsetzbar. Deshalb ist eine transparente Kommunikation mit dem Team wichtig, in der die Lösungsansätze für Recruiting-Probleme erklärt werden. Zusätzliche Abhilfe können temporäre Mitarbeiter schaffen“
Die von Robert Half entwickelte Arbeitsmarktstudie wird jährlich in zwölf Ländern erhoben: Australien, Belgien, Brasilien, Chile, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Neuseeland, Niederlande, Österreich, Schweiz, Vereinigte Arabische Emirate. Die Befragung wurde im Dezember 2017 vom internationalen, unabhängigen Meinungsforschungsinstitut Rigour Research unter 300 Personalverantwortlichen in Deutschland durchgeführt.