Mehr als die Hälfte (55 Prozent) der IT-Verantwortlichen im deutschsprachigen Raum zweifelt an der aktuellen Relevanz des Internet of Things (IoT) für ihr Unternehmen - und lässt damit die Möglichkeit ungenutzt, sich frühzeitig im Wettbewerb zu positionieren. Ganz anders sieht es für die Zeitspanne der nächsten drei Jahre aus: Rund 72 Prozent der Unternehmen sind davon überzeugt, dass IoT dann für sie wichtig oder sehr wichtig wird. Das geht aus der von der IDG Business Media veröffentlichten Studie „Internet of Things in Deutschland 2016“ hervor, die mit Unterstützung von Dimension Data in Deutschland durchgeführt wurde. Von September bis Oktober 2016 wurden dafür 369 (IT-)Security-Verantwortliche von Unternehmen in der DACH-Region, strategische (IT-)Entscheider im C-Level-Bereich und den Fachbereichen (LoBs) sowie IT-Entscheider und IT-Spezialisten aus dem IT-Bereich befragt.
Je nach Größe des Unternehmens sowie Position und Branche zeigten sich in der Studie deutliche Unterschiede. So maßen 58 Prozent der Unternehmen mit mehr als 1.000 Mitarbeitern dem Thema IoT derzeit eine große bis sehr große Bedeutung zu, 83 Prozent sehen eine Relevanz in den nächsten Jahren. Bei den kleinen Unternehmen bis 99 Mitarbeitern waren es hingegen nur 27 Prozent (heute) beziehungsweise 53 Prozent (in den nächsten drei Jahren). Auffällig sind zudem die relativ hohen Werte bei CIOs mit 67 Prozent (IoT heute) und 87 Prozent (Zukunft) sowie bei der Pharma- und Chemie-Industrie mit 74 beziehungsweise 87 Prozent. „Die Studie zeigt deutlich, dass die Mehrheit der Entscheider zwar davon überzeugt ist, dass dem Internet der Dinge die Zukunft gehört“, erklärt Frank Beckereit, Head of Digital Transformation Group bei Dimension Data Deutschland. „Allerdings gehen Viele davon aus, dass die Zeit nicht drängt und sie für die Umsetzung der neuen Technologie noch einige Jahre Zeit haben. Dabei wird oft vernachlässigt, dass das Internet der Dinge kein Produkt ist, das man zum gegebenen Zeitpunkt einfach einführen kann. Vielmehr muss die gesamte Organisation frühzeitig auf die Veränderungen eingestellt werden, die eine solch umgreifende digitale Vernetzung mit sich bringt.“
IT-Abteilung und Geschäftsführung treiben die Entwicklung voran
Laut den Ergebnissen der Studie ist das Thema „Internet der Dinge“ in den Unternehmen noch immer mehrheitlich Sache der IT-Abteilung: In sechs von zehn Unternehmen beschäftigt sie sich derzeit am häufigsten mit der Materie. Bei der Umsetzung des ersten IoT-Projekts ergreifen sie folglich auch in rund einem Drittel der Unternehmen (32 Prozent) die Initiative. Dicht darauf folgt jedoch die Geschäftsführung, die in 30 Prozent der Firmen die treibende Kraft hinter dem ersten IoT-Projekt ist. Spezielle IoT-Teams sind hingegen nur in einem von zehn Unternehmen erste Impulsgeber. Bei der Umsetzung der IoT-Projekte zeigt sich, dass das Thema bei vielen Unternehmen noch in den Kinderschuhen steckt. Befragt nach dem aktuellen Stand der Projekte in Verbindung mit IoT im Unternehmen gaben lediglich rund 15 Prozent der Befragten an, mindestens eines umgesetzt zu haben. In 61 Prozent der Unternehmen sind sie immerhin kurz- oder mittelfristig geplant oder die Vorbereitungen dafür haben bereits begonnen. Knapp ein Viertel der Unternehmen (22 Prozent) plant dagegen gar keine IoT-Projekte. Als Hauptgründe nannten viele Befragte andere Prioritäten (46 Prozent), mangelnde Relevanz (26 Prozent) oder ein fehlendes Geschäftsmodell (25 Prozent).
Chancen und Hürden für das Thema IoT
Die Studie belegt, dass Unternehmen vielfältige Chancen sehen, die sich durch den Einsatz des Internets der Dinge für sie ergeben. Befragt nach den erwarteten positiven Effekten, gab die überwiegende Zahl der Teilnehmer eine gesteigerte Effizienz bereits bestehender Geschäftsprozesse im Unternehmen an. Besonders häufig wurde dabei die Vernetzung aller Prozessketten (27,4 Prozent), eine verstärkte Automatisierung (21 Prozent) oder eine höhere Kundenzufriedenheit (24,1 Prozent) genannt. Darüber hinaus erhoffen sich viele Entscheider neue Geschäftschancen. So sehen jeweils ein Viertel der Befragten neue Serviceangebote oder die Erschließung neuer Kundenpotenziale als Chance für ihr Unternehmen. 21 Prozent versprechen sich dagegen neue Business-Modelle. Der Vielfalt der Möglichkeiten im Umfeld des Internets der Dinge stehen aber auch Herausforderungen gegenüber. So fühlt sich ein Drittel der befragten Unternehmen von der vermeintlichen Komplexität des Themas abgeschreckt. Aufgrund der Menge an gesammelten Daten sowie der Vielzahl an Geräten, die in der Lage sind, Daten zu empfangen und zu senden, dominiert vor allem das Thema Datenschutz und IT-Sicherheit. Fast die Hälfte der Befragten befürchtet, dass IoT als neues Einfallstor für Cyber-Angriffe dienen könnte.
„Die Themen Datenschutz und IT-Sicherheit müssen bei der Entwicklung von IoT-Lösungen von Anfang an als integraler Bestandteil in das Design einfließen“, so Beckereit. „Denn etablierte IT-Sicherheitskonzepte aus dem Office-Bereich können üblicherweise nicht einfach übertragen werden.Grund dafür sind vor allem die Protokolle, die Komplexität der Kommunikationsbeziehungen sowie die Art und Sensibilität der erfassten Daten. Nur mit einer sicheren und datenschutzkonformen Gestaltung von Technik und Prozessen können Unternehmen potenziellem Missbrauch vorbeugen und ihren Kunden Mehrwerte bieten.“
Weitere Ergebnisse der Studie:
- Die meisten Unternehmen assoziieren das Internet of Things vor allem mit der Vernetzung intelligenter Produkte und Systeme sowie mit dem Begriff Industrie 4.0.
- In 62 Prozent der Unternehmen kommt es durch IoT-Projekte zu zusätzlichen Investitionen etwa in Hardware, Cloud-Services oder Security.
- Die Mehrzahl der aktuellen Projekte werden in den Bereichen der vernetzten Produktion und Smart Connected Products (47 Prozent), der Logistik (45 Prozent) sowie Smart Supply Chain (40 Prozent) umgesetzt.
- In Zukunft werden dagegen vor allem Gebäudemanagement (36 Prozent) und Connected Health (34 Prozent) an Bedeutung gewinnen.
- Bei der Wahl eines IoT-Anbieters legen Unternehmen am meisten Wert auf technisches Wissen (47 Prozent). Danach folgen das Vertrauen in den Anbieter (41 Prozent) und die Branchenkompetenz (37 Prozent).