"Der Smart City Index zeigt, wie digital die deutschen Großstädte sind. Die vielen Positionswechsel im Vergleich zum Vorjahr verdeutlichen die enorme Dynamik in der Smart-City-Landschaft", sagt Bitkom-Hauptgeschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder. "Hamburg hat den Titel mit Spitzenwerten in allen fünf Themenbereichen souverän verteidigt. Doch obwohl sich der Gesamtsieger insgesamt weiter gesteigert hat, ist der Vorsprung geringer geworden, und das wird allen Verfolgern ein Ansporn sein, ihre Digitalaktivitäten noch intensiver voranzutreiben." Auch jenseits der Metropolen gehören Städte in einzelnen Bereichen zu den Vorreitern, wie Heidelberg in Energie und Umwelt, Osnabrück in der Verwaltung oder Darmstadt bei gesellschaftlichen Aktivitäten. Rohleder: "Erfolgsfaktoren für eine Smart City sind nicht nur eine gute Finanzkraft, sondern allen voran eine umfassende und in die Stadtentwicklung integrierte Digitalstrategie. So können es auch Städte in strukturschwachen Regionen und mit höherer Pro-Kopf-Verschuldung in einzelnen Bereichen ganz nach vorn schaffen."
Beispiele für innovative Smart-City-Lösungen sind etwa in Hamburg die Tiefenvermessung von Hafenbecken und Elbe mit autonom fahrenden Fahrzeugen, die zentrale urbane Datenplattform in Darmstadt, auf die zahlreiche öffentliche Projekte - von der digitalen Messung der Luftqualität und Badewassergüte bis hin zur Gebäudenavigation im öffentlichen Krankenhaus - zurückgreifen können, oder das Leipziger Projekt "Hardware for Future", über das ausrangierte IT an Bedürftige gespendet werden kann.
Themenbereiche zeigen Hidden Champions
Die fünf Themenfelder des Smart City Index machen Stärken und Schwächen der Städte deutlich. Gesamtspitzenreiter Hamburg führt auch die Teilrankings in den Themen Mobilität (96,8 Punkte) und Gesellschaft (93,4) an. Die smarteste Verwaltung hat Karlsruhe (83,7 Punkte), das insgesamt auf dem 5. Platz liegt. Beim Thema Energie und Umwelt liegt Gesamtzehnter Heidelberg vorn (68,8 Punkte). Die beste digitale Infrastruktur hat das insgesamt drittplatzierte Köln (82,0 Punkte).
Städte in Baden-Württemberg schneiden überdurchschnittlich ab
Je nach Region unterscheiden sich die Ergebnisse des Smart City Index. Städte in Baden-Württemberg schneiden im Mittel besser ab als der Durchschnitt, in Nordrhein-Westfalen sind die Ergebnisse schlechter. Keine Unterschiede gibt es zwischen den Städten in Ost- und Westdeutschland. Zwar verfügen ostdeutsche Städte im Durchschnitt über eine schwächere digitale Infrastruktur, können das aber in der Gesamtwertung durch bessere Ergebnisse in gesellschaftlichen Aktivitäten ausgleichen. Beste Stadt in Ostdeutschland ist Leipzig auf dem 12. Gesamtrang (64,8 Punkte), das sich im Themenbereich Gesellschaft nur Spitzenreiter Hamburg geschlagen geben muss. Zweitbeste Stadt im Osten ist Potsdam (58,3 Punkte/20.), gefolgt von Dresden (57,0 Punkte/24.).
Lübeck und Recklinghausen machen am meisten Boden gut
Mit Abstand größter Aufsteiger ist Lübeck (47,5 Punkte). Die Hansestadt macht im Vergleich zum Vorjahr 29 Plätze gut und klettert auf Gesamtrang 38. Recklinghausen (42,8 Punkte) macht einen Sprung um 25 Ränge nach vorn ins hintere Mittelfeld auf den 51. Platz. Neben Top-10-Aufsteiger Osnabrück kann auch Gelsenkirchen 23 Plätze zulegen (57,5 Punkte/22. Platz), Mainz (48,1/36.) und Fürth (41,8/53.) machen jeweils 22 Positionen gut. Die Absteiger des Jahres sind Moers (29,8 Punkte/76. Rang/ 28 Plätze), Erfurt (39,1 /60./ 30) und Hamm (30,8/74./ 32). Rohleder: "Die starken Verschiebungen erklären sich auch dadurch, dass keine Stadt untätig geblieben und das Niveau im Durchschnitt angestiegen ist. So ist es möglich, Digitalprojekte voranzutreiben und trotzdem ein paar Plätze zu verlieren, weil andere noch mehr getan haben." Am Ende der Gesamtwertung rangieren Siegen (28,3 Punkte), Bergisch Gladbach (23,5) und Salzgitter (17,7).
Mehr als 11.000 Datenpunkte für 81 Städte
Für den Smart City Index haben Experten von Bitkom Research insgesamt mehr als 11.000 Datenpunkte erfasst, überprüft und qualifiziert. Analysiert und bewertet wurden alle 81 Städte mit mindestens 100.000 Einwohnern in den fünf Themenbereichen Verwaltung, IT- und Telekommunikations-Infrastruktur, Energie und Umwelt, Mobilität sowie Gesellschaft. Die fünf Bereiche fächern sich in 38 Indikatoren auf, die wiederum aus insgesamt 136 Parametern bestehen - von Online-Bürger-Services über Sharing-Angebote für Mobilität und intelligente Mülltonnen bis zur Breitbandverfügbarkeit. Vor Veröffentlichung wurde den Städten Gelegenheit gegeben, die Daten zu prüfen und zu ergänzen. 70 Prozent der Städte haben von dieser Möglichkeit Gebrauch gemacht. Der Smart City Index wird unterstützt von EnBW, NTT Germany, Deutsche Telekom und E-ON.