Laut einer Umfrage des European Business Awards im Auftrag von RSM, einer der weltweit größten Prüfungs-, Steuer- und Beratungsunternehmen mit Schwerpunkt auf dem Mittelstand, geben fast ein Drittel (30 Prozent) der europäischen Unternehmen an, die europäische Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) noch nicht umgesetzt zu haben. Obwohl die DSGVO bereits vor mehr als einem Jahr in Kraft getreten ist und trotz drohender Geldbußen durch die Regulierungsbehörden halten nach eigenen Angaben nur 57 Prozent der Unternehmen die Regeln der DSGVO ein. 13 Prozent sind sich unsicher.
Die Ursachen sind offenbar vielschichtig. Mittelständische Unternehmen haben Verständnis-Schwierigkeiten mit einer ganzen Reihe von Bereichen, die unter die Verordnung fallen. So geben mehr als ein Drittel (38 Prozent) der noch immer gegen die DSGVO verstoßenden Unternehmen an nicht zu verstehen, wann die Zustimmung zur Aufbewahrung und Verarbeitung von Daten erforderlich ist. 35 Prozent sind unsicher, wie sie die Verwendung personenbezogener Daten durch ihre Mitarbeiter überwachen sollen. 34 Prozent kennen nicht die erforderlichen Verfahren, um sicherzustellen, dass die Verträge mit Drittanbietern konform sind.
Trotz der mangelhaften Einhaltung der neuen Datenschutzregelungen beginnt sich die DSGVO positiv auf die Cybersicherheit in der EU auszuwirken. 62 Prozent haben ihre Investitionen in diesem Bereich erhöht. Fast drei Viertel (73 Prozent) der EU-Unternehmen geben an, dass die DSGVO sie dazu motiviert hat, den Umgang mit Kundendaten zu verbessern. Allerdings: 21 Prozent der Unternehmen verfügen bislang über keine eigene Cybersicherheitsstrategie.
Dazu Steven Snaith, Technology Risk Assurance Partner bei RSM Großbritannien: "Angesichts des großen Drucks und der komplexen Anforderungen haben wir bei den Unternehmen im vergangenen Jahr eine gewisse DSGVO-Müdigkeit festgestellt. Die mittelständischen Unternehmen waren von den Informationen der Presse, der Branchenverbände und der Interessengruppen überwältigt. Viele Organisationen gaben deshalb auf und sind zu der alten Vorgehensweise zurückgekehrt. Aber es gibt Anzeichen dafür, dass diese Müdigkeit bald nachlässt. Hohe Geldbußen in ganz Europa haben gezeigt, dass die Regulierungsbehörden in der gesamten EU die Durchsetzung ernst nehmen. Allmählich wachen die Unternehmen wieder auf. Ein wichtiger Aspekt ist, dass die Einhaltung der DSGVO mehr umfasst als nur Richtlinien, Verfahren und Schulungen. Die zugrunde liegenden technologischen Kontrollen müssen robust sein, um die Weitergabe und den unbefugten Zugriff auf personenbezogene Daten zu gewährleisten".
Jean Stephens, CEO von RSM International, ergänzt: "Die DSGVO ist komplex und herausfordernd - gleichzeitig aber es ist auch eine Chance für Unternehmen, sich durch ihre Reaktionsfähigkeit und ihre organisatorische Agilität positiv vom Wettbewerb abzuheben. Durch den Wegfall von überholten Systemen und ein Umdenken in der Art und Weise, wie sie mit Daten umgehen, können diese unternehmerisch denkenden Unternehmen zu attraktiveren Partnern und innovativeren Wettbewerbern auf der globalen Bühne werden."
Gregor Strobl, Co-Head of Risk Advisory Services (RAS) von RSM Risk Consulting Germany: „Gerade in Deutschland hat Datenschutz eine besonders hohe Priorität. Nicht nur beim Gesetzgeber und in der Administration, sondern auch direkt beim Kunden. Sowohl im B2C- als auch im B2B-Bereich. Trotz der hohen Komplexität des Themas sollte sich der Mittelstand deshalb proaktiv dem Thema stellen und aus der Not der Veränderung eine Tugend machen: Nämlich sich mit der eigenen DSGVO-Konformität einen Wettbewerbsvorsprung zu verschaffen – vielleicht sogar auf internationalem Parkett.“
Auswirkungen der DSGVO auf Europas Wirtschaft lt. RSM-Studie:
- Besserer Umgang mit Kunden-Daten: 73%
- Höhere Investitionen in Cybersicherheit: 62%
- Neue, innovative Datennutzung: 58%
- Gefühlt besserer Schutz vor Cyberkriminalität: 51%
- Der Aufwand für Compliance hat das Wachstum gebremst: 37%
- Compliance hat die Effizienz unseres Geschäfts gesteigert : 31%
- DSGVO erschwert unsere Zusammenarbeit mit Nicht-EU-Unternehmen: 28%