Generation Y – besser als ihr Ruf

Jung, talentiert und anspruchsvoll: Die Generation Y weiß um ihren Sonderstatus als rare Spezies. „Bereits 2015 wird die Generation Y rund ein Viertel der Erwerbstätigen in Deutschland stellen, daher ist sie zukünftig die wichtigste Generation auf dem Arbeitsmarkt“, erklärt Peer Bieber, Recruiting-Experte von Headhunter-Light.de und TalentFrogs.de. Unternehmen, die hierzulande Mitarbeiter suchen, werden aufgrund der guten Eckdaten der deutschen Wirtschaft auf eine harte Probe gestellt: „Fachkräftemangel, starke Wirtschaftskraft und soziales Sicherungssystem bringen hierzulande einen völlig anderen Bewerbertyp der Generation Y hervor als in anderen europäischen Ländern.“

Im Rahmen eines Webinars diskutierte Peer Bieber, Geschäftsführer der TalentFrogs GmbH, mit Sascha Grosskopf, Regional Marketing Head bei Lumesse, über die vielen Klischees in Bezug auf die Generation Y – und inwieweit sie vielleicht nur das sind: nämlich Klischees. Die Generation Y zeichnet sich durch eine hohe IT- und Online-Affinität sowie einen großen Drang nach Selbstverwirklichung aus, zugleich jedoch sind sie große Teamplayer. „Diese Eigenschaften“, so Peer Bieber weiter, „führen dazu, dass sie oftmals verhältnismäßig schlechte soziale Kompetenzen haben, die eigenen Fähigkeiten überschätzen und sich mit der Akzeptanz von Hierarchien schwertun.“

Recruiter müssen daher umdenken: Es zählt Kommunikation auf Augenhöhe und individueller Austausch mit den Kandidaten. „Die Generation Y formuliert ihre Erwartungen und Karrierevorstellungen unverblümt und direkt. Ebenso wichtig ist es, konkrete Anreize statt austauschbarer Floskeln zu liefern“, so Bieber. Die Generation Y kann am besten über eine Direktansprache in Businessnetzwerken erreicht werden. Weitere Kanäle sind zielgruppenspezifische Online-Stellenanzeigen und Karriere-Seiten. Im Gegensatz dazu ist die Direktansprache über private Kanäle wie Facebook ein absolutes Tabu, wie Peer Bieber betont: „Diese Art des Recruitings wird von den Bewerbern als Eindringen in die Privatsphäre wahrgenommen.“

Im Rahmen des Webinars wurden die Teilnehmer über ihre Einschätzung des Bewerberverhaltens der Generation Y befragt. Die Ergebnisse waren überraschend. Rund 31 Prozent der 120 Befragten halten das Verhalten sogar für besser als bei der Vorgängergeneration. Bei der Frage nach zunehmenden Generationenkonflikten halten sich die Antworten ebenfalls die Waage: Die Befragten sehen sich jeweils zu knapp einem Viertel mit mehr bzw. weniger Konflikten konfrontiert.

Das auffälligste Ergebnis fand sich hinsichtlich der Frage, ob sich HR-Profis den als technologisch so versiert geltenden Bewerbern unterlegen fühlen. Und siehe da: Mehr als die Hälfte (57 Prozent) fühlt sich technisch nicht unterlegen, nur 21 Prozent äußern diese Bedenken.

Angesichts dieser klaren Einschätzung stellt sich die Frage, ob die Unternehmen technisch tatsächlich so nachgerüstet haben, dass sie der neuen „digitalen“ Generation auf Augenhöhe begegnen können oder ob es sich um eine grundlegende Fehleinschätzung des eigenen IT-Know-Hows der Unternehmen handelt?

Sascha Grosskopf: „HR-Professionals und Unternehmen können der Generation der gehypten, unter- oder überschätzten Gen Y nur dann auf Augenhöhe begegnen, wenn ihre technischen Kompetenzen auf Augenhöhe sind. Nur Unternehmen und Personalabteilungen, die hier die optimale Balance finden, werden zukünftig erfolgreich sein. Immerhin wird deutlich, dass die Generation Y in der Realität von Unternehmen weitaus positiver wahrgenommen wird, als ihr Ruf vermuten lässt. Das ist doch immerhin ein guter Anfang.“

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