Über zwölf Monate untersuchten Wissenschaftler der Hochschule Fresenius bei der DB Schenker Rail AG Arbeitsabläufe in der Instandhaltung von Güterwaggons im Hinblick auf biomechanische und physiologische Belastungsfaktoren sowie psychologische und soziale Merkmale der Berufsausübung. Die Analysen zeigen, dass die Kontextfaktoren für Gesundheit weit komplexer und individueller sind, als viele klassische Konzepte für betriebliches Gesundheitsmanagement bislang berücksichtigen. So spielt die persönliche Anerkennung in einer Branche, die durch starke körperliche Belastungen gekennzeichnet ist, eine besondere Rolle für die Zufriedenheit und damit auch für die Gesundheit von Mitarbeitern. Wertschätzung von außen (durch Familienmitglieder, Freunde oder die Öffentlichkeit) trägt in hohem Maße zum Wohlbefinden von Mitarbeitern bei, wobei sich der Stolz im Wesentlichen auf den besonderen technischen Sachverstand, der für die Arbeit vonnöten ist, bezieht.
Interessanterweise hat sogar eine negative Presse gegenüber Personenverkehrssparten der Deutschen Bahn einen deutlichen Einfluss nicht nur auf die Reputation, sondern auch auf die Arbeitszufriedenheit und Gesundheit der Mitarbeiter, selbst wenn die Güterwageninstandhaltung keine Berührungspunkte zu Fahrplänen, Ticketpreisen oder Zugausfällen im Personenverkehr hat. Das Gehalt, welches üblicherweise ebenfalls als Einflussgröße auf die Zufriedenheit gewertet wird, ist im Vergleich mit den psychosozialen Aspekten von geringerer Bedeutung.
„Trotz voranschreitender Technisierung und Digitalisierung bleibt auch in der Logistikbranche der Mitarbeiter die entscheidende Größe“, so Prof. Christian T. Haas, Direktor des Instituts für komplexe Gesundheitsforschung an der Hochschule Fresenius und Leiter des Projekts. „One Size Fits All-Programme zeigen in der Regel geringe Effekte und bergen langfristig das Risiko, dass Mitarbeiter diese Maßnahmen ablehnen.“ Alexander Ketterl, bei DB Schenker verantwortlich für die Instandhaltung von Fahrzeugen in ganz Europa: „Unser Ziel ist es, einer der zehn attraktivsten Arbeitgeber Deutschlands zu sein. Die Forschungsergebnisse werden uns dabei helfen, weiter auf die Bedürfnisse unserer Mitarbeiter einzugehen. Die Erhaltung der Gesundheit unserer Mitarbeiter ist eines unserer zentralen Themenfelder“.
Die DB Schenker Rail AG und die Hochschule Fresenius haben sich vor gut zwei Jahren darauf verständigt, Barriere- sowie Förderfaktoren von Gesundheit und Zufriedenheit der Mitarbeiter in der Instandhaltung von Güterwagen zu untersuchen. Langfristiges Ziel der Kooperation ist, auf einer fundierten wissenschaftlichen Basis solide und bedarfsgerechte Maßnahmen des Gesundheitsmanagements entwickeln zu können. Gegenwärtig werden in gemeinsamer Abstimmung die Maßnahmen abgeleitet.