Mit einer neuen Technologie wird das Hasso-Plattner-Institut (HPI) helfen, die Prozesse bei der Produktion, Archivierung und Distribution von Film- und Fernsehinhalten effizienter zu gestalten. Bei einem "D-Werft" genannten Projekt in Potsdam-Babelsberg steuern die Informatikwissenschaftler des HPI die Kerntechnologie bei, wie das Institut mitteilte. Dadurch können sämtliche produktionsbezogenen Daten aller am Medienwertschöpfungsprozess Beteiligten in eine gemeinsame Wissensbasis übersetzt werden. Diese sorgt dafür, dass die vielen verschiedenen Informationen für Computer lesbar und korrekt interpretierbar sind - also vom Rechner "verstanden" werden können. Für die ständig wechselnden technologischen Komponenten brauchen somit nicht immer wieder neue Übersetzungsprogramme geschaffen zu werden.
"Gerne tragen wir als Informationstechnologen in Babelsberg dazu bei, dem Film- und Fernseh-Standort hier einen weltweit einzigartigen Vorsprung in der digitalen Produktion zu verschaffen", erklärte HPI-Direktor Prof. Christoph Meinel. Nicht einmal in Hollywood gebe es eine derartige Know-how-Kombination und -Dichte von Film, Fernsehen und IT, ergänzte der Informatikwissenschaftler. In Babelsberg arbeiten auf rund einem Quadratkilometer Fläche über 100 Unternehmen und Institutionen mit gut 2.600 Mitarbeitern und einem Umsatz von rund einer Milliarde Euro in diesem Bereich.
Als Problem haben Experten jedoch ausgemacht, dass viele im Zusammenhang mit der Bewegtbildproduktion eingesetzte Technologien nicht miteinander vereinbar sind und es kaum Vernetzung zwischen den Bereichen gibt, so dass Informationen und Daten oft immer wieder neu erhoben werden müssen. Nicht selten erscheinen auf Zelluloid oder Magnetband produzierte Filminhalte kaum wirtschaftlich digitalisierbar zu sein und für einen erfolgreicheren Vertrieb fehlt es an Sichtbarkeit, Verwertung und Rechtssicherheit in der digitalen Welt.
Hier setzen die Informatikwissenschaftler des Hasso-Plattner-Instituts an und wollen Babelsberg zu einer modernen, effizienten Film- und Fernsehproduktion verhelfen, bei der alle Teilschritte lückenlos digital unterstützt sind - von der Idee über Drehbuch, Aufzeichnung, Schnitt und Nachbearbeitung bis zur Speicherung, elektronischen Verbreitung und Suche in Archiven. "Sämtliche dabei anfallenden Informationen sollen, so unser Ziel, verlustfrei miteinander verknüpft und gemeinsam genutzt werden können - dank offener, miteinander vereinbarer Standards und maschinenverständlicher Wissensrepräsentationen", erläutert Projektleiter Dr. Harald Sack, Senior Researcher im HPI-Fachgebiet Internet-Technologien und -Systeme.
Was man wissen muss: Bei allen Arbeitsschritten in der Produktion von digitalen Bewegtbildern fallen nicht nur die audiovisuellen Daten an, sondern auch Meta-Daten, die den sichtbaren Inhalt beschreiben, aber auch Informationen z.B. zu Drehbuchdetails, verwendeten Requisiten, Mitwirkenden vor und hinter der Kamera oder zu technischen Einzelheiten, etwa der Kameraeinstellungen oder Nachbearbeitung, beinhalten. "Weil die einzelnen Arbeitsprozesse noch nicht genügend miteinander verknüpft sind, können solche Meta-Daten zur Produktion und Verwertung bislang nicht durchgängig bereitgestellt werden. Sie gehen praktisch verloren - ein enormes Potenzial für effizientere Herstellung bleibt ungenutzt", betont HPI-Wissenschaftler Sack.
Sein Forscherteam wird durch entsprechende Technologien künftig dafür sorgen, dass diese Daten mit Hintergrundwissen angereichert und "übersetzt" werden, damit sie sich für semantische Analysen eignen. Dafür müssen in natürlicher Sprache ausgedrückte Informationen um eine formale Beschreibung ihrer Bedeutung (Semantik) ergänzt werden, die auch von Computern korrekt interpretiert und somit "verstanden" werden kann. Dadurch, dass die HPI-Forscher Bewegtbildinhalte und andere Daten mit semantischen Angaben anreichern, können bei der Suche inhaltliche Verbindungen miteinander erkannt und für exploratives Navigieren, also Stöbern, im Material genutzt werden. Dies spart Zeit und Geld und hilft dem Benutzer, sich besser im bislang unüberschaubaren Dickicht von Videodatenbanken zurechtzufinden.