Die Welt des Maschinenbaus und der Produktion ist seit rund einem Jahr von einem Thema dominiert: Industrie 4.0 – der nächsten Stufe industrieller Produktion, in der Komponenten über das Internet miteinander vernetzt sind und sich dabei selbst steuern im Sinne einer effektiveren und effizienteren Produktion. Dies spürt auch Weidmüller, denn der Trend geht zur Systemlösung und das Interesse am Einzelprodukt nimmt ab. Der Kunde von morgen fragt nicht mehr nach der Klemme, sondern benötigt die passenden funktionalen Komponenten für seine automatisierungstechnische Aufgabenstellung, um daraus eine Systemlösung zu erstellen.
Solch drastische Umbrüche – man spricht nicht umsonst von der vierten industriellen Revolution – ziehen immer auch Erneuerungen der Arbeitsprozesse nach sich. Denn durch die technologischen Veränderungen werden häufig ganz andere Fähigkeiten und Qualifikationen auf Seiten der Mitarbeiter notwendig. „Mit dem Aufkommen von Industrie 4.0 müssen Mitarbeiter von einem produktzentrierten auf ein systemtechnisches Denken umstellen“, beschreibt Roetger Sander, Leiter des International Training Center der Weidmüller-Akademie, die neuen HR-Herausforderungen. „Es ist heute kaum noch möglich, alle Komponenten eines Systems samt ihrer Software in ihren Einzelheiten vollumfänglich zu verstehen. Das ist aber auch gar nicht nötig – viel wichtiger ist es, anstehende Probleme aus einer systemischen Sicht heraus lösen zu können.“ Zur Unterstützung dieses Wandels passt Weidmüller seit geraumer Zeit auch Weiterbildung und Trainings der Mitarbeiter an.
„Ging es früher in den Anwendungen der Kunden von Weidmüller in erster Linie darum, Klemme und Kabel effektiv zu kombinieren, geht es heute nicht mehr ohne ein grundsätzliches Verständnis, wie kombinierte Hardware und Software Probleme lösen.“ Diese veränderten Anforderungen schlagen sich auch in einem neuen Schwerpunkt bei der Weiterbildung nieder. „So wichtig alle Theorie auch sein mag – am Ende des Tages müssen unsere Mitarbeiter die effizienteste und passgenauste Lösung aus Produkten mit dem Kunden vor Ort projektieren und die Anwender in die Bedienung einweisen. Dazu brauchen sie ein möglichst weit entwickeltes systemtechnisches Verständnis der Lösungsmöglichkeiten aus unserem Produktportfolio sowie ein tiefes Verständnis der Anwendungen und Prozesse unserer Kunden“, erklärt Sander. „Im Rahmen unserer Trainings erkennen die Mitarbeiter zugleich ihre eigenen Wissenslücken in Bezug auf das Verständnis der Anwendungen und können diese gezielt schließen.“
Darüber hinaus gibt es noch einen zweiten Aspekt, der sich mit den neuen Anforderungen von Industrie 4.0 für viele Mitarbeiter in den deutschen Produktionshallen ändert: „Ebenso wie die Maschinen sich vernetzen, müssen sich heute zusehends auch die Mitarbeiter vernetzen, um gemeinsam komplexe Probleme und Herausforderungen zu lösen. Mit Industrie 4.0 rücken Entwicklung, Engineering, Facharbeiter und auch Marketing näher zusammen – denn anders können Kundenwünsche nach kurzfristigen Variantenänderungen kaum erfüllt werden“, so Sander. Die Vernetzung macht dabei auch nicht vor den eigenen Unternehmen Halt. So hängt die Entscheidung in Deutschland oder in einem günstigeren Land produzieren zu lassen, auch davon ab, wie gut Mitarbeiter in der Lage sind, sich mit z.B. chinesischen Kunden zu vernetzen. Schließlich geht es bei Industrie 4.0 darum, Bedürfnisse nach einem kundenindividuellen Produkt kosteneffizient zu befriedigen – unabhängig von Ort oder Zeit. „Wer also spezifische Anforderungen aus dem chinesischen Markt auch bei kleinen Stückzahlen schnell in seiner Produktion integrieren kann, eben weil er intuitiv versteht, was sein Kunden wünscht, wird sich langfristig durchsetzen.“
Vor diesem Hintergrund integriert Weidmüller den internen Vernetzungsgedanken nun stärker in die Aus- und Weiterbildung, auch Aufenthalte in verschiedenen Abteilungen werden Teil dieser Weiterbildung sein. „Nach unserer Erfahrung begeistern solche Aufenthalte in anderen Abteilungen die Mitarbeiter, weil es den eigenen Horizont erweitert“, berichtet Sander. „Anschließend fühlen sich viele Mitarbeiter stärker als Teil ihres Unternehmens und arbeiten langfristig intensiver mit den anderen Abteilungen zusammen. Und genau dies spüren letztlich natürlich auch die Kunden.“