HR-Umfrage: Fachkräftemangel verschärft sich, Fluktuation und Arbeitsbelastung steigen

Die HR-Umfrage der Wirtschaftsmacher zum Fachkräftemangel zeigt: Eine große Mehrheit aus 85 Prozent bestätigt, dass ihre Unternehmen zurzeit unter dem anhaltenden Fachkräftemangel leiden. Das Thema Fluktuation stellt für einen mit 80 Prozent beinahe ebenso großen Anteil der Befragten ebenfalls ein erhebliches Problem dar. Auf die Frage, wie die momentane Lage des Fachkräftemangels wahrgenommen wird, antworteten 67 Prozent, dass sich die Situation weiter zuspitzt. Für die Zukunft erwarten die Teilnehmenden eine deutliche Verschärfung der Lage.

Bildquelle: (C) Rosy / Bad Homburg / Germany auf Pixabay

Die Konsequenzen des Fachkräftemangels und der Fluktuation für die Unternehmen, denen die meisten Teilnehmenden zustimmen, bedeuten vor allem eine steigende Arbeitsbelastung für die vorhandene Belegschaft (59 Prozent stimmten voll zu, 29 Prozent stimmten eher zu), steigende Personal- und Recruitingkosten (47 Prozent stimmten voll zu, 43 Prozent stimmten eher zu) sowie fehlende und verlorengehende Kompetenzen (43 Prozent stimmten voll zu, weitere 43 Prozent stimmten eher zu).

Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel - mehr mobiles und flexibleres Arbeiten

Die HR-Befragung identifizierte darüber hinaus aber auch Strategien, die von den Teilnehmenden vermehrt als sehr wirkungsvoll eingestuft wurden und auf die sich Unternehmen in der Folge fokussieren sollten. Dazu zählt vor allem die Schaffung von flexibleren Arbeitszeitenmodellen und die Möglichkeit für mobiles Arbeiten, wo immer dies möglich ist (58 Prozent bzw. 41 Prozent). Darüber hinaus seien Quereinstiege zu fördern (37 Prozent), Perspektiven und Karrieremöglichkeiten für die Mitarbeitenden zu schaffen sowie diese zu erweitern und das Weiterbildungsangebot aufzustocken (beide 35 Prozent) und schließlich die Sichtbarkeit im Sinne eines klaren Employer Brandings zu verbessern (34 Prozent). Als wirksame Maßnahmen eingeschätzt wurden darüber hinaus vor allem höhere Gehälter (64 Prozent) sowie ein größeres Angebot an Benefits (56 Prozent).

Für Bewerberinnen und Bewerber gelten laut Ansicht der Befragten vor allem eine ausgewogene Work-Life-Balance (79 Prozent), eine gute Arbeitsatmosphäre (65 Prozent), flexible Arbeitszeitmodelle (60 Prozent) und mobiles Arbeiten (50 Prozent) sowie Karriereperspektiven (41 Prozent) als besonders wichtig. Die Befragung identifiziert jedoch auch einen Mismatch im Vergleich zu Ergebnissen anderer Studien. Aus Sicht der befragten Unternehmen werden die Themen Diversität, Nachhaltigkeit, Wertesysteme sowie sinnstiftende Arbeit als eher bzw. gänzlich unwichtig für Bewerberinnen und Bewerber eingeschätzt. Hier besteht nach Ansicht der Studienautoren Diskussionsbedarf und Optimierungspotential.

Verschärfung der Situation wird erwartet

Trotz des Erreichens der Rezession am Arbeitsmarkt bestätigt das aktuelle Stimmungsbild, dass Fachkräftemangel und Fluktuation in der Logistik weiter akut sind und sich der Mangel an Fachkräften in verschiedenen Berufsbildern zudem insgesamt verschärfen wird. Bewerberinnen und Bewerber nutzen den aktuellen Arbeitnehmermarkt für die Einforderung diverser Ansprüche. "Wir haben das Tal beim Thema Fachkräftemangel noch nicht durchschritten", erklärt Wirtschaftsmacher-Sprecherin Frauke Heistermann. "Auch wenn viele HR-Verantwortliche aktiv neue Lösungen für die Fachkräftegewinnung suchen, scheint das aktuell nicht zu reichen, denn die Fluktuation nimmt zu. Als begleitende Maßnahme sollten wir in der Logistik weiterhin alles dafür tun, um als zukunftsrelevanter und attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen zu werden."

Künftig: jährliches Monitoring zum Fachkräftemangel

In einer Videobotschaft zu den Ergebnissen erklärte Prof. Dr. Nils Finger von der CBS International Business School: "Der Fachkräftemangel und auch die Fluktuation in der Logistik sind weiter akut und unsere Befragung bestätigt, dass sich das Thema auch weiter verschärfen wird. Wir sehen sehr diverse Ansprüche von Bewerberinnen und Bewerbern, verschiedene Ursachen für die Problematik aber - und das ist das Gute - auch sehr gute und wirksame Lösungsvorschläge, die Unternehmen in der Logistik bereits nutzen oder auch weiter fokussieren sollten. Wie immer in der Logistik gibt es keine One-Size-fits-all-Lösung, aber es gibt tolle Beispiele auch im Wirtschaftsmacher-Netzwerk, von denen wir lernen können. Die positive Resonanz zeigt uns, dass wir an diesem dynamischen Thema dranbleiben sollen, und das werden wir auch tun. Wir sehen weiteren Diskussions-, Forschungs- und auch Unterstützungsbedarf und freuen uns, in unserem Netzwerk in den Austausch zu gehen und uns gegenseitig zu helfen." Fortan ist demnach ein jährliches Monitoring zum Fachkräftemangel in der Logistik geplant.

Über die Initiative "Die Wirtschaftsmacher"

Die Initiative "Die Wirtschaftsmacher" hat sich zum Ziel gesetzt, das Image der Logistik in der Gesellschaft zu verbessern. An der Initiative beteiligen sich rund 100 Unternehmen, logistiknahe Verbände, Vereine und Medien. Dazu gehören Konzerne wie DHL oder VW, Handelsunternehmen wie EDEKA, PENNY, REWE oder Tchibo, Logistikdienstleister wie LOXXESS, pfenning logistics oder Seifert Logistics, Intralogistiker wie STILL, Softwareunternehmen wie AEB und PSI aber auch Start-ups wie Neocargo oder Verbände und Netzwerke wie die Air Cargo Community Frankfurt, die Bundesvereinigung Logistik (BVL), die Initiative Logistikimmobilien (Logix), das Stückgutnetzwerk NG.network, der Verband der Automobilindustrie (VDA), das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) sowie weitere Unternehmen und ideelle Träger aus unterschiedlichen Bereichen. Die Initiative ist offen für zusätzliche Unterstützer.

Mehr Infos: www.die-wirtschaftsmacher.de

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