Wenn wir an das Internet der Dinge (IoT) in der Automobilindustrie denken, fällt den meisten von uns wahrscheinlich als erstes das vernetzte Auto oder das Google-Auto ein. Annehmlichkeiten dieser Art orientieren sich an den Bedürfnissen der Verbraucher und bieten grundlegende Funktionen für mehr Bequemlichkeit, eine einfachere Wartung und mehr Sicherheit. Zukünftig, vor allem mit der laufenden Weiterentwicklung des selbstfahrenden Google-Autos, wird sich grundlegend verändern wir mit Fahrzeugen interagieren. Eines Tages sind wir dann vielleicht tatsächlich nur noch Fahrgäste. Und stattdessen kommunizieren die Fahrzeuge miteinander, um uns sicherer und effizienter von A nach B zu bringen.
Beim Thema Sicherheit fällt einem dann höchstwahrscheinlich der 2015 gesendete 60-minütige Bericht ‚Internet-vernetzter Jeep gehackt‘ ein. Aufsehenerregend? Sicher, aber vor allem hat das Vorkommnis einen potenziell kritischen Fehler und weitere Sicherheitslücken ans Tageslicht gebracht. 1,4 Millionen Fahrzeuge wurden im Zuge dessen zurückgerufen. Zudem vermarkten Automobilhersteller zunehmend vernetzte Funktionen, vom Onboard-WLAN bis zu mobilen Apps, die Türschlösser steuern und sogar Fahrzeuge starten. In vielen dieser Fälle entscheidet man sich eher für als gegen die "coolen" Features. Die damit verbundenen negativen Auswirkungen werden gerne ausgeblendet. Was passiert zum Beispiel wenn ein Mobiltelefon gestohlen wird? Sind geeignete Sicherheits- und Authentifizierungsmaßnahmen installiert, damit nicht auch gleich das Auto des jeweiligen Benutzers gestohlen wird? Wie viele Sorgen müssen wir uns als Verbraucher tatsächlich machen? Noch ist es zu früh dies endgültig zu beurteilen. Allerdings sollte man dazu übergehen Onlinefunktionen bewusster wahrzunehmen, vor allem, was ihre Auswirkungen anbelangt, positiv wie negativ. Immer mehr Fahrzeuge bieten derartige Funktionen. Wie Hersteller und Konsumenten an dieser Stelle mit dem Thema Sicherheit umgehen wird Folgen für vertrauliche Daten, Privatsphäre und Werte haben.
Zurzeit sind diejenigen, die in punkto Schwachstellen wirklich besorgt sein sollten, die Automobilhersteller. Negative Schlagzeilen und Berichte sind ausgesprochen schädlich für Marke und Reputation. Zudem gefährden diese Schwachstellen die Sicherheit der Verbraucher und treiben gleichzeitig die Kosten für Garantiefälle in die Höhe. Beispielsweise wenn Reparaturen an potenziell mehr als 1 Millionen Fahrzeugen fällig werden. Und niemand will mit einer Geschichte wie dieser in Zusammenhang gebracht werden, denn den guten Ruf wieder herzustellen kann Unternehmen teuer zu stehen kommen. Fiat Chrysler musste ausgesprochen viel Schadensbegrenzung betreiben, wie den umfangreichen und kostspieligen Rückruf seiner Fahrzeuge. Hätte sich gar etwas Tragisches aufgrund dieser Schwachstellen ereignet, wäre der Schaden kaum mehr zu reparieren gewesen. Ob und wie ein Hersteller dann noch im Geschäft bleibt, steht in den Sternen.Die gute Nachricht ist, dass die Autoindustrie das erkannt hat. Cybersicherheit wird jetzt innerhalb der Alliance of Automobile Manufacturers vorangetrieben, einer Vereinigung von 12 Automobilherstellern wie BMW, Fiat Chrysler, Ford, GM, Jaguar Land Rover, Mazda, Mercedes Benz, Mitsubishi, Porsche, Toyota, VW und Volvo. Aber Probleme wie diese sind nur die Spitze des Eisbergs. Wird ein Fahrzeug gehackt und einige seiner Funktionen kontrolliert führt das sicherlich zu einem hohen Maß an medialer Aufmerksamkeit. Dabei kann das, was während der Entwicklungs- und Fertigungsphasen passiert, wesentlich kritischer sein. Hier einige Beispiele …
Der Herstellungsprozess in der Automobilindustrie ist höchst präzise und er muss hohe Qualitätsstandards erfüllen, um ein Auto auf die Straße zu bringen. Die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer hängt von der Qualität der produzierten und verkauften Fahrzeuge ab. Der Fertigungsprozess als solcher ist inzwischen weitestgehend automatisiert. Um den Prozess weiter zu optimieren, sind die Fertigungsanlagen und die Ausrüstung miteinander verbunden, um wichtige Daten zu teilen und zu analysieren. Allgemein unter dem Namen Industrial IoT (IIoT) bekannt. Mit den anfallenden und verbundenen Daten lässt sich einiges tun, und Hersteller sparen sich unter Umständen viele Millionen Dollar. Das Vernetzen der Ausrüstung birgt allerdings auch die Gefahr schwerwiegender, neuer Sicherheitslücken, die den Hersteller, seine Mitarbeiter und den Verbraucher gleichermaßen gefährden.Wenn ein böswilliger Angriff eine Fertigungsanlage oder einen Software-Dienst erfolgreich kompromittiert, können schwerwiegende Probleme auftreten. Wie wirkt es sich möglicherweise auf die Sicherheit der Mitarbeiter aus, wenn ein Hacker Zugang zu einem Sensor hat, der die Betriebstemperatur eines Teils der Fertigungsanlagen überwacht? Was würde passieren, wenn ein Angriff erfolgreich eine einfache Änderung an der Software vornimmt, die ein Anlagenteil anweist, wie viele Schrauben es bei der Befestigung der Autokarosserie im Montageprozess montiert? Wie würde sich das auf die Sicherheit des Verbrauchers auswirken? Es sind Szenarien wie diese hinter den Kulissen des IIoT, die man angehen sollte, bevor sie zur nächsten Schlagzeile werden.
Da Autos im Grunde zu Computerprozessoren auf Rädern geworden sind, haben sie viel Software und Firmware an Bord, die etliche Funktionen des Fahrzeugs steuern. Die Erstinstallation dieser Software und Firmware erfolgt während des Fertigungsprozesses und wird in der Regel in einer kontrollierten Umgebung durchgeführt. Wenn das Fahrzeug aber auf Reise geht und altert, ist es unvermeidlich, dass es Software- und Firmware-Upgrades gibt. Diese Upgrades können von zertifizierten Händlern oder einem Mechaniker durchgeführt werden. Woher wissen Sie, dass die richtige Software oder Firmware in Ihrem Auto installiert ist? Sie haben wahrscheinlich nicht ausreichend viel Fachwissen und eventuell weiß es Ihr Mechaniker auch nicht ganz genau.In diesem konkreten Fall würde es Abhilfe schaffen, wenn die Software beziehungsweise die Firmware signiert wurde. Das validiert und gewährleistet die Integrität. So werden nur die korrekten Updates eingespielt und eben keine bösartige Software oder Firmware.
In dem Maße, in dem Daten, Prozesse und Menschen innerhalb der Fertigung miteinander vernetzt sind, steigen die potenziellen Sicherheitsrisiken für alle an diesem Prozess Beteiligten, wie auch für den Verbraucher. Sinn und Zweck aller konzertierten Aktionen kann es nur sein, Sicherheitsbelange konsequent und von Anfang an mitzudenken.