Etwa jeder sechste abhängig Beschäftigte arbeitet häufig an der Grenze seiner Leistungsfähigkeit. Dabei sehen sie sich sowohl höheren körperlichen Belastungen wie schwerem Heben und Tragen als auch höherer psychischer Belastung beispielsweise durch Termin- und Leistungsdruck ausgesetzt als die übrigen Erwerbstätigen. Nur jeder fünfte Betroffene bezeichnet seinen Gesundheitszustand als sehr gut oder ausgezeichnet. Bei den übrigen Erwerbstätigen ist es etwa jeder Dritte. Das zeigen Ergebnisse der BIBB/BAuA-Erwerbstätigenbefragung, die das jetzt von der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) veröffentlichte Faktenblatt "Arbeiten an der Grenze der Leistungsfähigkeit" zusammenfasst. Dabei geht das Faktenblatt dezidiert auf die Pflegeberufe ein, die besonders betroffen sind.
Häufiges Arbeiten an der Grenze der Leistungsfähigkeit geht mit gesundheitlichen Beschwerden einher und wird von den Betroffenen als belastend wahrgenommen. 16 Prozent der abhängig Beschäftigten arbeiten häufig an der Leistungsgrenze. In den Pflegeberufen verdoppelt sich fast dieser Anteil (30 Prozent). Der Löwenanteil der Betroffenen fühlt sich durch diese Anforderung belastet (74 Prozent bei den Beschäftigten/85 Prozent in den Pflegeberufen). Rund vier von fünf Beschäftigten, die häufig ihre Leistungsgrenze erreichen, sehen sich starkem Termin- und Leistungsdruck ausgesetzt. Bei den übrigen Beschäftigten ist es nur knapp jeder Zweite (46 Prozent). Sie werden auch deutlich seltener bei der Arbeit gestört, müssen seltener sehr schnell arbeiten oder mehrere Aufgaben gleichzeitig betreuen, als Erwerbstätige, die oft an ihre Leistungsgrenze gehen. In dieser Personengruppe berichtet zudem jeder Dritte über häufige gefühlsmäßige Belastung (31 Prozent), während das bei den übrigen Beschäftigten nur jeder zwölfte tut. Wer häufig seine Leistungsgrenze erreicht, arbeitet doppelt so häufig unter Zwangshaltung (28 Prozent) oder bewegt schwere Lasten (40 Prozent) als die übrigen Erwerbstätigen. Im Pflegebereich sind die körperlichen Belastungen, beispielsweise aufgrund des notwendigen Patiententransfers, noch deutlich höher.
Die höheren körperlichen und psychischen Belastungen von Menschen, die häufig an ihre Leistungsgrenze gehen, spiegeln sich in ihrer gesundheitlichen Situation wider. Rund zwei Drittel der Betroffenen geben an, unter drei oder mehr psychosomatischen Beschwerden wie Müdigkeit, Erschöpfung oder Reizbarkeit zu leiden. Bei den Beschäftigten, die manchmal, selten oder nie an ihre Grenzen gehen, ist es nur etwa jeder Dritte. Ein ähnliches Bild zeigt sich bei den Beschwerden im Bewegungsapparat.
Deshalb sollte gerade in Berufen mit besonders hohen psychischen und körperlichen Anforderungen, wie etwa in der Pflege, die Gestaltung guter Arbeitsbedingungen in den Mittelpunkt rücken. Führungskräfte sollten geeignete Maßnahmen ergreifen, indem sie beispielsweise mehr Personal einplanen, realistische Ziele vereinbaren und Fort- und Weiterbildungen anbieten. Auch neue Technologien sollten daraufhin beurteilt werden, ob sie den Arbeitsalltag der Beschäftigten erleichtern können.