Multimediale Lehr-Systeme sollten zum Standardrepertoire jeder Universität gehören. MOOCs und E-Learning-Systeme wie "Moodle" oder "Blackboard" spielen dabei die wichtigste Rolle. Durch diese Tools werden Präsenzveranstaltungen umfassend ergänzt, indem Lernmaterialien online bereitgestellt und vertiefendes Wissen via Wikis und Blogs geteilt werden - frei verfügbar und unabhängig von Zeit und Ort. In den vergangenen Jahren haben Universitäten hier bereits viel investiert; aber das Ende der digitalen Fahnenstange ist noch lange nicht erreicht. Daher wagt Michael Kummer, Vertriebsleiter EMEA bei Kaltura, führender Videoplattform-Anbieter für Bildungseinrichtungen, eine Prognose für das Jahr 2015:
1. MOOCs werden als Marketingtool neu entdeckt.
In den kommenden Monaten werden Universitäten das volle Potenzial von MOOCs erkennen: als integralen Bestandteil ihrer Marketingstrategie. Denn: Die offenen Online-Kurse erreichen unzählige Interessierte an weltweit verteilten Orten. Damit bilden sie eine hervorragende Marketing-Plattform, um die Bekanntheit einer Universität zu steigern, deren Markenprofil zu schärfen sowie neue Studenten zu gewinnen und binden.
2. Der Markt für adaptive Lernplattformen wird sich bereinigen.
Um adaptive Lernplattformen ist ein regelrechter Hype entstanden: interaktive Systeme, welche die Lerninhalte an die individuellen Bedürfnisse der Nutzer anpassen. Entsprechend sind in den vergangenen Jahren viele Anbieter aus dem Boden geschossen - viele davon mit Risikokapital finanziert. Nun ist der Markt reif für Konsolidierungen und Übernahmen. Letztendlich werden sich wohl nur eine Handvoll Anbieter im Markt behaupten. Das wird es Bildungseinrichtungen wiederum erleichtern, einen Technologiepartner zu bewerten und auszuwählen.
3. Universitäten werden den wirtschaftlichen Nutzen von Videos erkennen.
Videos sind eine potenzielle Goldmine für Universitäten. Markiert mit Metadaten eröffnen sie zig Möglichkeiten zur Monetarisierung: Zum Beispiel in Form eines mit der eigenen Schutzmarke versehenen Xbox-Kanals, durch den Verkauf durchsuchbarer Inhalte an andere Institutionen oder durch reichweitenstarke, in Marketing-Programme eingebaute Video-Sequenzen. 2015 werden Universitäten diese wirtschaftlichen Chancen verstärkt nutzen.
4. Zwischen OER und Verlegern wird es (vorerst) eine Pattsituation geben.
Die Community der "Open Education Resources", kurz: OER, wächst rasant. Zahlreiche Organisationen wie die amerikanische "Merlot Cooperative" haben neue Geschäftsmodelle für frei verfügbare und kostenlose Lern- und Lehrmaterialien entwickelt. Eine kritische Größe, um den traditionellen Bildungsverlegern den Rang abzulaufen, haben sie aber noch nicht erreicht. Denn diese arbeiten ebenfalls mit Hochdruck am erfolgreichen Auf- und Ausbau ihrer digitalen Angebote. So wird es 2015 noch unklar bleiben, ob sich OER oder die Verleger durchsetzen werden.
5. Barrierefreies Lernen wird auf der digitalen Agenda nach oben rutschen.
Technologieanbieter und Universitäten werden Studenten mit Behinderungen das digitale Lernen noch leichter zugänglich zu machen. Tools und Anwendungen, die für jeden funktionieren, werden zur gängigen Praxis; zum Beispiel durch das Hinzufügen von Untertiteln und Transkriptionen in Videos für sehbehinderte Menschen oder durch Screen Reader mit Vorlesefunktion für hörbehinderte Personen.