In Zeiten des demografischen Wandels und des War for Talents muss gutes Personalcontrolling ein immer wichtigerer Teil der Erfolgsstrategie von Unternehmen werden. Denn Ziel der Disziplin ist es, die optimale Wertschöpfung der Ressource Personal zu erreichen. Die Frage ist: Haben Unternehmen das bereits erkannt und wie gehen sie mit dieser Erkenntnis um? Um herauszufinden, wie intensiv sich Unternehmen in der DACH-Region bisher mit dem Thema auseinandersetzen, hat Haufe eine Studie zum Status Quo des Personalcontrollings in Unternehmen initiiert. Intention war es, möglichst praxisnahe Erkenntnisse zum Einsatz von Personalcontrolling und Personalkennzahlen zu erhalten. Dazu wurden drei Ausgangshypothesen aufgestellt, die es mittels einer Online-Befragung zu überprüfen galt. Die Ergebnisse sollen zudem als Grundlage für weitere Trend-Studien dienen, um zukünftig eine Entwicklung der Disziplin aufzeigen zu können.
Ende 2015 bis Anfang 2016 befragte Haufe zusammen mit der Hochschule Rhein-Main in Wiesbaden 159 Personaler aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, inwiefern sie Personalkennzahlen systematisch erfassen und auswerten. Mittels der Ergebnisse sollten die drei zugrundeliegenden Annahmen bestätigt werden:
- Personalcontrolling ist immer noch eine Randdisziplin der Personalarbeit.
- Nur wenige Kennzahlen werden systematisch erhoben.
- Die Frage der Effizienz und Effektivität der Personalorganisation wird nicht gestellt und es werden keine Daten zu diesem Thema erhoben.
Und tatsächlich: Die Ergebnisse der Studie weisen darauf hin, dass die Aussagen in dieser Form zutreffen. Zwar wird Personalcontrolling als wichtige Disziplin wahrgenommen, jedoch im Alltag kaum entsprechend umgesetzt. Weiterhin wird ihre Funktion weitläufig missverstanden: Personaler nehmen das Controlling derzeit noch stark als Instrument der Kontrolle wahr, obwohl es vielmehr eine steuernde Funktion einnehmen sollte.
Die Ergebnisse der Befragung zeigen die derzeitigen Schwachpunkte im Umgang mit Personalcontrolling in Unternehmen auf. Drei Schwachstellen fallen dabei besonders ins Auge:
- 1. Es fehlt an Kapazitäten: Im Schnitt werden nur drei Prozent der Kapazitäten in Personalabteilungen für das HR-Controlling eingesetzt, obwohl immerhin 23,3 Prozent der Unternehmen eine Organisationseinheit dafür haben. Dass es so nicht bleiben kann, scheint aber klar: Die Mehrheit (60 Prozent) der Befragten möchte das Personalcontrolling in Zukunft ausbauen.
- 2. Die Unterstützung durch den Einsatz von Software ist ungenügend: Die meisten Personalabteilungen nutzen zwar eine Software zur Unterstützung des Personalcontrollings, jedoch sind davon 62 Prozent Lohn- und Gehaltssoftware, unterstützen also nur einen kleinen Teilbereich der Disziplin. Als "Spezialsoftware" für Controlling sieht der Großteil der Unternehmen Excel.
- 3. Der Blick für das große Ganze fehlt: Fokus des Personalcontrollings sind nach wie vor Kennzahlen. Jedoch erfassen 70,9 Prozent der Unternehmen nur einzelne Werte und haben keine systematischen Kennzahlensysteme. Diese bräuchte es aber für aussagekräftige Methoden, wie Szenario-Analysen, Big Data oder Benchmarking. Folglich wird Personalcontrolling immer noch als Reporting-Tool statt als Strategie eingesetzt.