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In ihren Stellenangeboten kommunizieren deutsche Recruiting-Abteilungen verstärkt Benefits und Themen wie Home-Office oder flexible Arbeitszeiten. Faktoren also, auf die Kandidatinnen und Kandidaten bei der Jobsuche besonderen Wert legen. Eines können deutsche Unternehmen jedoch nicht lassen: Über die Hälfte der Anforderungsprofile listet mehr als 10 Punkte auf, die Jobsuchende für die Stelle benötigen. Und riskiert damit, grundsätzlich geeignete Fachkräfte abzuschrecken.
Die Studie BEST RECRUITERS analysierte anhand von 225 wissenschaftlich fundierten Kriterien die "Candidate Journey" von 204 deutschen Unternehmen. Diese umfasst den Weg von Jobsuchenden vom ersten Kontaktpunkt mit einem potenziellen Arbeitgeber bis hin zum Abschluss des Bewerbungsverfahrens. Die deutschen Arbeitgeber heben sich in 8 von 10 Kategorien vom D-A-CH-Schnitt ab. Die Klaviatur der Arbeitgeberkommunikation via Social Media beherrschen Recruiting-Abteilungen besonders gut: Mit 85 % erreichen sie in der Kategorie Social Web das beste Ergebnis in der gesamten Studienhistorie. Besonders zeichnen sie sich durch fast flächendeckende Präsenzen auf LinkedIn und Instagram sowie regelmäßige Postings aus.
Bewerbung: bloß nicht kreativ!
Im Umgang mit Bewerbungen sind deutsche Arbeitgeber sehr routiniert: Sie beantworten diese schnell, informativ und wertschätzend. In der Kategorie Bewerbungsresonanz erreichen sie 69 %. Kreativität seitens der Jobsuchenden wird allerdings wenig goutiert. Weichen Bewerbungen vom Standard ab, finden sie oftmals wenig Gehör. Für die aktuelle Studie wurden erstmals auch Videobewerbungen verschickt. Auf diese reagierte nur ein Viertel der 204 Arbeitgeber wie auf eine herkömmliche Bewerbung - die restlichen Reaktionen verwiesen beispielsweise auf den klassischen Bewerbungsweg und gingen nicht auf die Videobewerbung ein.
Wettbewerbsfaktor "Neues Arbeiten"
Viele Beschäftigte sind auf den Geschmack gekommen, was mobiles und flexibles Arbeiten anbelangt. Die Recruiting-Abteilungen reagieren auf diese Entwicklung: Etwa zwei Drittel erwähnen auf ihrer Karriere-Website die Möglichkeit, im Home Office zu arbeiten sowie flexible Arbeitszeitmodelle (65 bzw. 64 %). Deren Umsetzung beschreiben sie hingegen selten. "Unter flexibler Arbeitszeit und Home-Office stellt sich jeder etwas anderes vor. Für Bewerbende ist vor allem spannend, wie diese Themen konkret umgesetzt werden: Was heißt das für den Arbeitsalltag? Wie erleben es die Beschäftigten?", sagt Studienleiterin Agnes Koller. Jeder vierte Arbeitgeber informiert über die Bereitstellung der im Home Office benötigten Arbeitsgeräte. Einen finanziellen Zuschuss sprechen hingegen nur 4 % der Arbeitgeber in der Stichprobe an - dabei wäre dies für Bewerbende gerade in Zeiten steigender Energiepreise interessant.
In puncto flexibler Arbeitszeit sind Gleitzeitmodelle am verbreitetsten (40 %), die aber sehr unterschiedlich ausfallen können: "Auch eine Kernarbeitszeit von 7 Stunden pro Tag gilt als Gleitzeit, bietet aber nur wenig Flexibilität", so Koller. Vertrauensarbeitszeit, ein aktuell vieldiskutiertes Thema, nimmt Platz 2 der flexiblen Arbeitszeitmodelle ein (19 %).
Stellenanzeigen: Viel geboten, viel gefordert
Was bietet mir das Unternehmen? Diese Frage beantworten deutsche Arbeitgeber besonders häufig: Fast neun von zehn beschreiben in ihren Stellenanzeigen die Benefits (88 %), wohingegen in der D-A-CH-Stichprobe 65 % der Recruiter mit den Zusatzleistungen werben. Während Benefits die Bewerberherzen oft höherschlagen lassen, gibt es an anderer Stelle erhebliches Abschreckungspotenzial: Mehr als die Hälfte der 204 untersuchten deutschen Arbeitgeber (55 %) wartet mit einem anspruchsvollen Anforderungsprofil auf, das mehr als
10 Punkte umfasst. Damit laufen sie Gefahr, Fachkräfte abzuschrecken, wenn sie einzelne der genannten Punkte nicht erfüllen, die möglicherweise nicht unbedingt für die Stelle notwendig oder schnell erlernbar sind. Immerhin listen nur 14 % der Arbeitgeber in Deutschland mehr als doppelt so viele Anforderungen wie Anreize auf; im D-A-CH-Raum tut das ein Drittel.