Immer mehr Menschen verbringen ihre Zeit privat und beruflich online und nehmen damit eine massive Verringerung persönlicher Kontakte in Kauf. Auch die permanente Erreichbarkeit führt zu einem dauerhaften Zeitdruck, der durchaus gesundheitliche Schäden nach sich ziehen kann. So ist für eine Mehrheit von 69 Prozent die Digitalisierung mit konkreten Nachteilen verbunden. Zu diesem alarmierenden Ergebnis kommt eine im Auftrag der Internet World Messe vom Institut ibi research an der Universität Regensburg durchgeführte Befragung unter 1.000 Experten der Internetbranche. In der Studie wurden die Auswirkung der gesellschaftspolitischen Aspekte der Digitalisierung untersucht, wie zum Beispiel die Nutzung Sozialer Medien im Arbeitsalltag, der Datenschutz, der Umgang mit digitalen Inhalten sowie – im Hinblick auf die diesjährige Bundestagswahl – die Kompetenz der Parteien in diesem Themenumfeld.
Die Digitalisierung von Inhalten aller Art und die Erweiterung der Kommunikationsprozesse hat in den vergangenen fünfzehn Jahren zu einer Informationsüberflutung geführt. Vor allem die Entwicklung des öffentlichen Netzes, das insbesondere durch den Ausbau der Sozialen Netzwerke für jedermann zugänglich ist, ist hier der Haupttreiber. Die stärksten Auswirkungen der Digitalisierung sehen 91 Prozent der Internetexperten im Bereich der Arbeitswelt. 79 Prozent der Experten stellen daher auch ein verändertes Verhalten der Arbeitnehmer im Arbeitsalltag durch die Social Networks fest. Fehlende Trennung von Beruflichem und Privatem, Abnahme von Höflichkeitsformen sowie Konzentrationsschwäche sind nur einige der spontan genannten Effekte.
85 Prozent der Befragten beobachten diese Entwicklung vor allem bei jüngeren Arbeitnehmern. Aber auch schon bei der Vorbereitung auf die Arbeitswelt in Schule, Studium und Ausbildung sehen die Experten Defizite der heranwachsenden Generation. So sieht die Mehrheit vor allem Nachholbedarf bei den Themen Respekt (60 Prozent) und Umgangsformen (55 Prozent). Auch sorgen sie sich um ein sinkendes Bildungsniveau. Die Jugendlichen brauchen vor allem Unterstützung und Anleitung im Umgang mit den Sozialen Netzwerken. Die Verantwortung wird hier besonders bei den Erziehungsberechtigten und Bildungseinrichtungen gesehen. Dem eigenen Kind würden 28 Prozent der Befragten erst ab einem Alter von 15 Jahren die Nutzung Sozialer Netzwerke erlauben.
Im Hinblick auf die Bundestagswahl 2013 äußerten sich die Experten auch zu den politischen Kompetenzfeldern der Parteien in Sachen digitale Medien, Social Media und Datenschutz. Insgesamt zeigt sich ein diffuses Bild: Über ein Viertel der Befragten sehen derzeit keine Partei als Kompetenzträger auf diesen Gebieten. Beim Thema Internet und digitale Medien nehmen die befragten Online-Experten mit 48 Prozent die größte Sachverständigkeit bei der Piratenpartei wahr, ihr wird mit 38 Prozent auch die beste Social Media Kompetenz zugesprochen. Die CDU/CSU schneidet mit 23 Prozent am besten beim Thema Datenschutz ab. Am wenigsten Profil zeigen lauten Experten SPD und Linke auf dem Gebiet Internet, Datenschutz und Social Media. Die Mehrheit der Experten wünscht sich mehr Beteiligungsmöglichkeit an politischen Entscheidungen über die sozialen Medien. Genutzt wurde diese Möglichkeit bisher allerdings nur von knapp einem Viertel der Befragten.