Der Fachkräftemangel liegt unter anderem in der mangelnden Flexibilität der Arbeitnehmer und ungenügender Vorbereitung durch die Bildungsinstitutionen begründet. Das ergab eine Umfrage Udemy, ein globaler Marktplatz für das Lernen und Lehren im Internet. Gemeinsam mit dem Marktforschungsinstitut Forsa hat das Unternehmen tausend Arbeitnehmer zu den Themen Qualifikationslücke und Fortbildungsmöglichkeiten in Deutschland befragt. Die Ergebnisse der Studie verdeutlichen, dass die Wahrnehmung des Arbeitsmarkts sich regional stark unterscheidet. Zudem gehen drei von fünf Befragten nicht davon aus, dass sich die Qualifikationsdefizite kurzfristig überwinden lassen. Neben Deutschland wurde die Studie zusätzlich in den USA, Brasilien, Mexiko, Frankreich und Spanien durchgeführt, wodurch ein internationaler Vergleich zu dem Thema ermöglicht wird.
Die deutschen Ergebnisse zeigen, dass 76 Prozent der Arbeitnehmer glauben, dass sie für ihren Job ausreichend qualifiziert sind. Interessanterweise sind die Befragten von den Qualifikationen der Arbeitnehmer in Deutschland insgesamt weniger überzeugt: Drei von vier Studienteilnehmer sind der Meinung, dass es zu wenig qualifizierte Arbeitskräfte in Deutschland gibt.
Lediglich ein Drittel der Forsa-Befragten glaubt, dass die Qualifikationslücke in nächster Zeit überwunden werden kann. In Baden-Württemberg sind die Arbeitnehmer im Hinblick auf die Fachkräftemangel-Problematik noch am optimistischsten. Knapp jeder zweite Befragte aus der Region (44 Prozent) glaubt, dass das Qualifikationsdefizit behoben werden kann. Am pessimistischsten sind die Bewohner im Norden (25 Prozent), gefolgt von den Befragten in Bayern (26 Prozent): Nur jeder Vierte sieht dort Chancen, das Problem kurzfristig zu beheben.
69 Prozent sind rückblickend der Meinung, dass sie in ihrer Berufsausbildung bzw. während ihres Studiums gut genug vorbereitet wurden, um sich im Berufsleben und der Arbeitswelt zurecht zu finden. 47 Prozent der Studienteilnehmer, die von einem Fachkräftemangel in Deutschland ausgehen, geben dafür die unzureichende Vorbereitung durch die Schule als Grund an. Weitere Gründe sind die mangelnde Flexibilität der Arbeitnehmer (46 Prozent), die schlechte Qualität der Berufsausbildung in Betrieben bzw. der Bildung an den Hochschulen (29 Prozent) sowie der Mangel an Weiterbildungsmaßnahmen (21 Prozent).
Ein weiterer Teil der Studie befasst sich mit den Entwicklungen auf dem deutschen Arbeitsmarkt. Die Arbeitnehmer sehen diese Veränderungen mit gemischten Gefühlen. 85 Prozent sind überzeugt, dass sich die Anforderungen ihres Jobs ändern und 27 Prozent befürchten sogar, dass Arbeitsplätze in ihrem Berufsfeld gestrichen werden.
37 Prozent der Teilnehmer geben an, dass sie in den letzten Jahren die Erwartungen an ihre persönliche Karriere bzw. ihren beruflichen Werdegang zurückgeschraubt haben. Interessanterweise hat nur einer von fünf Arbeitnehmern (22 Prozent) aus der Branche “Erziehung und Unterricht” seine Erwartungen gesenkt, während aus dem Sektor “Verkehr und Logistik” sowie dem “verarbeitenden Gewerbe” jeweils 39 Prozent ihre Zukunftsaussichten zurückschraubten. Diejenigen, die ihre Erwartungen an die persönliche Karriere in den letzten Jahren gesenkt haben, geben dafür vor allem fehlende Weiterbildungs- oder Aufstiegsmöglichkeiten an (16 Prozent).
Weitere Erkenntnisse der Studie sind, dass die Befragten für ausreichende Weiterbildungs- und Umschulungsmaßnahmen (51 Prozent) und auch deren Finanzierung (68 Prozent) vor allem die Arbeitgeber in der Verantwortung sehen. Dabei sind Workshops außerhalb des Unternehmens mit 56 Prozent die bevorzugte Art der Weiterbildung. 44 Prozent der Befragten in Deutschland würden am ehesten an einem traditionellen Lehrgang wie z.B. einem Fernstudium oder einem Volkshochschulkurs teilnehmen. Nur jeder Fünfte präferiert aktuell Online-Kurse oder Online-Videos.