Wie zufrieden sind deutsche Arbeitnehmer mit ihrem Arbeitsplatz? Gerade vor dem Hintergrund des anhaltenden War for Talents sind die Zahlen des Sodexo Beziehungsbarometers alamierend: Demnach sind 66 Prozent derzeit wechselwillig. Für 69 Prozent der Befragten wäre dabei ein höheres Gehalt ein ausreichender Grund, dem bisherigen Arbeitgeber den Rücken zu kehren. Für 38 Prozent wäre ein kürzerer Anfahrtsweg ein Argument, 35 Prozent würden für flexiblere Arbeitszeiten und Home-Office-Regelungen einen neuen Job anfangen. Damit sind die Zahlen im Vergleich zu Sodexos Umfrage von 2015 sogar noch gestiegen. Damals hatte etwas mehr als jeder zweite Befragte angegeben, dass er bei einem besseren Angebot den Job wechseln würde.
Die Umfrage zeigt aber auch, dass nicht alleine das Gehalt eine entscheidende Rolle spielt. Knapp 20 Prozent der Befragten wären bereit, sich beruflich zu verändern, wenn der neue Arbeitgeber eine bessere Altersvorsorge und gesundheitliche Zusatzleistungen anbietet. Ein „Wohlfühlpaket“ mit Firmenwagen, Diensthandy, eine kostenlose Kantine oder ein firmeneigener Fitnessbereich würde immerhin noch elf Prozent der Arbeitnehmer von einem Wechsel überzeugen. Für weitere 17 Prozent wären Zusatzleistungen wie Urlaubsbeihilfe ein entscheidender Faktor, immerhin acht Prozent würden sich von Tank-, Essens- oder Einkaufsgutscheinen überzeugen lassen. Mit der Treue und Loyalität dem Arbeitgeber gegenüber ist es also ganz schnell vorbei, wenn der finanzielle Aspekt woanders besser bedient wird. Beim Thema Geld hört die sprichwörtliche Freundschaft auf. „Wenn am Ende des Monats nach getaner Arbeit das Geld nicht reicht, wird es für den Arbeitgeber schwer, seine Mitarbeiter langfristig an das Unternehmen zu binden“, sagt George Wyrwoll, Unternehmenssprecher bei Sodexo. „Arbeitgeber haben natürlich nicht immer die Möglichkeit, das Gehalt für den Mitarbeiter zufriedenstellend anzupassen. Hier können Urlaubsbeihilfe und Tank-, Essens-, und Einkaufgutscheine eine vorteilhafte Lösung sein. Dadurch bleibt dem Arbeitnehmer mehr von seinem Gehalt und der Arbeitgeber profitiert von Steuervorteilen im Vergleich zu einer Gehaltserhöhung. Eine solche Regelung sorgt in vielen Fällen auf beiden Seiten für ein neues Maß an Zufriedenheit.“
Aber nicht nur finanzielle Aspekte spielen für die Zufriedenheit und den Wechselwillen von Arbeitnehmern eine Rolle. Was sich liebt, das neckt sich? Ganz im Gegenteil: Die Umfrage ergab, dass es für jeden zweiten Arbeitnehmer wichtig ist, sich persönlich im Unternehmen wiederzufinden und sich mit dem Arbeitgeber identifizieren zu können. Weiteren 14 Prozent ist dieser Faktor sogar sehr wichtig. Nur acht Prozent sehen hier für sich keine Relevanz. Für George Wyrwoll ein sehr gutes Zeichen: „Dass die Identifikation mit dem Arbeitgeber für die Mitarbeiter - übrigens nicht nur der vielzitierten Generation Y - eine so wichtige Rolle spielt, zeigt deutlich, dass deutsche Arbeitnehmer nicht nur Dienst nach Vorschrift machen, sondern mit dem Herzen bei der Sache sind.“ Für den Experten für Incentives liegt hier viel Potenzial begraben. Er erklärt: „Arbeitgeber, die ihren Mitarbeitern die Möglichkeit geben, sich mit dem Unternehmen zu identifizieren und zusätzlich auch finanziell ihre Wertschätzung ausdrücken, legen die Basis für ein langfristiges Arbeitsverhältnis.“ Natürlich muss aber nicht nur die Chemie zwischen Chef und Arbeitnehmer stimmen. Auch die Kollegen müssen einander riechen können. Je herzlicher die Stimmung und je größer der Zusammenhalt, desto zufriedener der Mitarbeiter. Immerhin 20 Prozent der Befragten wären bereit den Job zu wechseln, wenn sie am neuen Arbeitsplatz ein netteres Team erwarten würde, der nettere Chef ist für 17 Prozent ein Argument für einen Wechsel.
Das Gefühl von Sicherheit und Vertrauen spielt also eine große Rolle: Fast 70 Prozent der Befragten halten ihren Arbeitsplatz für sicher und sind dementsprechend zufrieden oder sehr zufrieden mit der Situation. Außerdem fühlt sich immerhin jeder zweite Arbeitnehmer mit Kollegen und Chef rundum wohl. Nachholbedarf gibt es im Bereich der Erziehungsarbeit, denn nicht einmal jeder Zweite stuft sein Unternehmen als familienfreundlich ein. Ganz zu schweigen vom Thema Mitspracherecht der Mitarbeiter: Hier sehen über 50 Prozent der Befragten noch deutliches Verbesserungspotenzial. Die größte Unzufriedenheit herrscht aber in Bezug auf Homeoffice-Regelungen und flexible Arbeitszeiten: Über 60 Prozent sehen hier noch Luft nach oben, 35 Prozent sind gar nicht oder völlig unzufrieden mit dem Status quo. Gleichberechtigung scheint hinsichtlich der Zufriedenheit am Arbeitsplatz und bezüglich des Arbeitgeber-Wechselwillens Einzug gehalten haben: Die Unterschiede zwischen männlichen und weiblichen Arbeitnehmern sind verschwindend gering. Für eine glückliche Beziehung sollten Arbeitgeber auf ein positives Arbeitsumfeld setzen und nicht vergessen, dass kleine Geschenke die Freundschaft erhalten. Wo Arbeitsklima und finanzielle Rahmenbedingungen stimmen, werden Chef und Mitarbeiter langfristig glücklich miteinander.