Deutschlands Arbeitnehmer sind gegenwärtig wechselwillig wie selten zuvor. Rund 63 Prozent würden beim richtigen Jobangebot sogar umziehen. Das zeigt die Umfrage „Career Insights“ der Personalberatung Michael Page unter Fach- und Führungskräften. Unternehmen können von der Mobilität profitieren: Um sich bundesweit die besten Mitarbeiter zu sichern, sind die überregionale, aktive Ansprache der Kandidaten und die Unterstützung neuer Kollegen bei Wohnungssuche und Umzug ein Muss.
Über 1,3 Millionen Deutsche ziehen jedes Jahr berufsbedingt um. Ein Leben, ein Arbeitgeber, ein Wohnort – das ist heute nicht mehr selbstverständlich. Rund 69 Prozent der Befragten planen, in den nächsten 12 Monaten ihren Job zu wechseln. Grund dafür ist nicht etwa die Unzufriedenheit mit dem aktuellen Arbeitgeber. Es ist die gute Situation auf dem gegenwärtigen Arbeitsmarkt, die die Wechselstimmung der Arbeitnehmer bestärkt: 78 Prozent der Befragten schätzen die Lage auf dem Arbeitsmarkt gut oder sehr gut ein. Vom neuen Job versprechen sie sich vor allem neue Herausforderungen (48 Prozent) und bessere Entwicklungsmöglichkeiten (44 Prozent), aber auch ein höheres Gehalt (30 Prozent).
Wer sich mit dem Gedanken eines jobbedingten Umzugs angefreundet hat, traut sich häufig auch den Neustart in einem anderen Land zu: Rund 35 Prozent der Befragten würden für einen neuen Job nicht nur innerhalb Deutschlands umziehen, sondern auch den Schritt über die Landesgrenzen wagen. 20 Prozent beschränken sich auf den deutschen Arbeitsmarkt. Auf ihr bisheriges Bundesland legen sich acht Prozent fest. „Es ist eine sehr wichtige Erkenntnis für Unternehmen auf Personalsuche: Recruiting muss sich heute nicht mehr auf den lokalen Arbeitsmarkt beschränken“, sagt Goran Bari?, Geschäftsführer PageGroup Deutschland. „Viele Kandidaten suchen besonders am Karriereanfang den Tapetenwechsel. Wer sie richtig unterstützt, kann sie gewinnen.“ Jobmobilität ist auch eine Frage des Geschlechts: Rund 67 Prozent der befragten Männer geben an, ihren Wohnort zu Gunsten eines neuen Jobs aufgeben zu wollen. Bei den Frauen hingegen sind es etwa 53 Prozent.
Grundsätzlich ist die große Bereitschaft, für den Job umzuziehen, eine Chance für Unternehmen. Mehr als bisher lohnt sich die bundesweite Rekrutierung. Aber gerade wer nicht nur im heimischen Revier jagt, sollte seine Taktik überprüfen. „Die Kandidaten sind manchmal skeptischer gegenüber Unternehmen, die sie nicht kennen. Hier lohnt es sich besonders, aktiv auf Mitarbeiter zuzugehen“, betont Bari?. Dieses „Active Sourcing“, also die proaktive Ansprache von Kandidaten, die vielleicht gar nicht aktiv auf der Suche sind, sei angesichts der hohen Wechselwilligkeit durchaus erfolgsversprechend. Allerdings müssten die Unternehmen dann auch ein attraktives Paket für die Mitarbeiter schnüren. Von der Hilfe bei der Wohnungssuche bis zur Übernahme der Umzugskosten stehen Unternehmen eine ganze Reihe von Möglichkeiten zur Verfügung, die den Wechsel attraktiver machen.