Das Fraunhofer-Institut für Sichere Informationstechnologie in Darmstadt hat den Web-Tracking-Report 2014 veröffentlicht. Über ein Jahr haben Mitarbeiter des Instituts regelmäßig mehr als 1600 von Deutschlands beliebtesten Internet-Auftritten analysiert und geprüft, in welchem Umfang dort das Nutzerverhalten durch Web-Tracking erfasst wird: Oft sind 50 verschiedene Tracker auf den Webseiten eines einzigen Anbieters aktiv und sammeln Daten. Für Verbraucher können dadurch unerwartete Nachteile entstehen, etwa schlechtere Konditionen bei Krankenversicherungen oder Benachteiligungen beim Online-Shopping. Die Studie liefert einen umfangreichen Überblick über die aktuelle Praxis, Risiken und Schutzmöglichkeiten.
Auf vielen Webseiten wird das Surf-Verhalten der Nutzer überwacht. Was viele nicht wissen: Oft sammeln nicht nur die Betreiber der Web-Angebote Informationen, sondern im Hintergrund überwachen auch fremde Tracker das Online-Verhalten. Auf einzelnen Seiten fanden die Fraunhofer-Forscher Spitzenwerte mit über 100 dieser Datensammler. Sind diese Tracker bei mehreren Web-Angeboten aktiv, können sie sich ein sehr umfangreiches Bild von einzelnen Seitenbesuchern machen. So lassen sich mitunter Bezüge zum realen Namen und Wohnort herstellen. „Bestimmte Tracker waren über den Analysezeitraum auf mehr als 70 Prozent der von uns beobachteten Seiten aktiv“, sagt Dr. Markus Schneider, stellvertretender Leiter des Fraunhofer SIT und Hauptautor des Berichts, „dadurch können diese Tracker sich ein umfassendes Bild über einzelne Verbraucher und ihre Vorlieben machen, ohne dass dies den Besuchern der Webseiten bewusst ist.“
Die Wissenschaftler des Fraunhofer SIT haben recherchiert, was weltweit über die Verwendung von Tracking-Daten bisher bekannt geworden ist, und weisen auf weitere risikoreiche Verwertungsmöglichkeiten hin. „Auch wenn die Daten heute vorrangig für zielgerichtete Werbung gesammelt werden, so ist die Verwertung der Daten nicht auf diesen Zweck beschränkt“, sagt Schneider. So lassen sich die Daten zum Beispiel nutzen, um Risikofaktoren aus dem Internetverhalten abzuleiten, Kreditwürdigkeit von Verbrauchern oder Gesundheitsrisiken von Krankenversicherten abzuschätzen. Da Tracker in vielen Fällen die gesammelten Daten mit der echten Identität eines Verbrauchers in Verbindung bringen können, sind auch Verwertungen außerhalb der Online-Welt denkbar. „Die gesammelten Daten sind eine Art Rohstoff, der über zielgerichtete Werbung hinaus viele weitere Geschäftsmodelle ermöglicht“, sagt Schneider. „Verbraucher können sich vor Tracking-Aktivitäten schützen, indem sie entsprechende Werkzeuge verwenden.“ Ein Beispiel ist die Tracking-Protection-Liste des Fraunhofer SIT. Die Liste wird regelmäßig aktualisiert und Verbraucher können sie sich im Internet kostenlos herunterladen. Die unabhängige Studie wurde von Microsoft finanziell unterstützt.