Die aktuellen und künftigen Herausforderungen am Arbeitsmarkt und die Frage, welchen Beitrag Personalmanagement zur Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen leisten kann, standen im Fokus des 21. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Personalführung e.V. (DGFP), der am 13. & 14. Mai 2013 in Frankfurt am Main stattfand. „Der demografische Wandel ist derzeit einer der wichtigsten Treiber für Unternehmen, aber Demografie ist nur ein Megatrend, der uns fordert“, sagte Katharina Heuer, Vorsitzende der Geschäftsführung, DGFP. Hinzu kämen steigende Anforderungen an Technik-Affinität, virtueller Vernetztheit und Geschwindigkeit, eine neue Generation von Mitarbeitern mit veränderten Werten und Arbeitsidealen sowie die zunehmende Globalisierung von Märkten und Unternehmen. „Die Aufgaben von Personalarbeit sind komplexer geworden, Personaler sind heute auf individueller und organisatorischer Ebene gefordert, Zukunft zu gestalten – aber auch über ihr Unternehmen hinaus.“ Mit einem Plädoyer für die Öffnung des Personalmanagements hatte auch Stefan Lauer, Vorsitzender des Vorstands der DGFP und Vorstand Verbund-Airlines & Konzernpersonalpolitik, Deutsche Lufthansa AG, den Kongress eröffnet: „Personalthemen wie Vergütungsfragen, Gestaltung von Arbeitszeitmodellen oder der Anteil von Frauen in Führungspositionen prägen heute öffentliche Debatten, denn es geht um grundsätzliche Fragen, um Werte und um Gerechtigkeit. Wir Personaler sind gefordert, hier nicht nur mitzudiskutieren, sondern insbesondere mitzugestalten.“
Wie aber kann dieses Mitgestalten konkret aussehen? Welche Rolle spielt der Staat, wenn es darum geht, den Wirtschaftsstandort Deutschland erfolgreich zu stärken und welche Aufgaben haben Unternehmen? Ganz im Zeichen dieser Fragen stand ein Streitgespräch mit Vertretern der Politik, Wirtschaft und der Sozialpartner am Vormittag des ersten DGFP-Kongresstages. Während Gerd Hoofe, Staatssekretär im Bundesministerium für Arbeit und Soziales, staatliche Eingriffe als Ultima Ratio, also als letztes Mittel in einem Interessenkonflikt bezeichnete, sprach sich Christiane Benner, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall, für verlässliche ordnungspolitische Rahmenbedingungen aus, die „sicherstellen, dass Beschäftigte motiviert und ohne Zukunftsängste ihrer Arbeit nachgehen können.“ Dr. Reinhard Göhner, Hauptgeschäftsführer, BDA / Bundesvereinigung der deutschen Arbeitgeberverbände, machte deutlich, dass große Themen zunehmend nur gemeinsam bewegt werden können. „Wir haben die Krise besser als jedes andere Land gemeistert, weil wir das Zusammenspiel von Politik und Wirtschaft gut synchronisiert haben“, sagte Göhner. Unter den Diskutanten waren auch Thomas Sattelberger, ehemaliger Personalvorstand und Arbeitsdirektor der Deutschen Telekom AG, sowie der DGFP-Vorstandsvorsitzende Stefan Lauer.
Der zweite Tag des DGFP-Kongresses startete mit der Frage, wie HR-Theorie und HR-Praxis in der Aus- und Weiterbildung sowie in der Forschung, aber auch im unternehmerischen Alltag stärker miteinander verzahnt werden können. „Es gibt ausreichend Möglichkeiten der Kooperation, man müsste nur stärker aufeinander zugehen“, sagte Prof. Dr. Heiko Weckmüller, Gesamtstudienleitung Hochschulzentrum Bonn, FOM Hochschule für Oekonomie & Management. Katharina Heuer forderte die anwesenden Vertreter der Hochschulen zu einer engeren Zusammenarbeit auf. „Wir müssen aus unserem eigenen Interesse enger mit der Wissenschaft kooperieren, um sicherzustellen, dass das Wissen und methodische Know-how der Hochschulen für die Unternehmenspraxis stärker nutzbar wird“, sagte Katharina Heuer. Ziel müsse es sein, gemeinsam an der Aus- und Weiterbildung sowie Forschungsvorhaben zu arbeiten und damit die Professionalisierung von HR voranzutreiben.
In den weiteren Diskussionsrunden und Trendforen am zweiten Kongresstag beschäftigten sich Referenten und Teilnehmer mit der Bedeutung von Werten und Nachhaltigkeit in der Unternehmensführung. Personaler benötigen ein gutes Verständnis der Unternehmensziele und -werte, um diese über die Führungskräfte in der Organisation zu verankern. Das hoben Detlef Hartmann, Vorstandsmitglied der E.ON Energy from Waste AG, Dr. Thomas Marquardt, Global Head of Human Resources, Infineon Technologies AG und Professor Sonja A. Sackmann, Lehrstuhl für Arbeits- und Organisationspsychologie der Universität der Bundeswehr München, die Diskutanten der anschließenden Diskussion über Werteorientierung in der Unternehmensführung, hervor. „Führungskräfte müssen sich im Einklang mit unternehmerischen Ziele und Werten bewegen, um Vorbild zu sein“, erklärte Frau Professor Sackmann. „Wenn im Unternehmen etwas in Bewegung kommen soll, wenn Personalmanagement Zukunft gestalten will, dann müssen die Führungskräfte mit großer Sorgfalt ausgewählt werden und sie müssen auf die kommenden Aufgaben entsprechend vorbereitet werden.“
Die zentrale Rolle von Führungskräften machte auch die abschließende Plenumsrunde des 21. DGFP-Kongresses deutlich, die sich mit „Nachhaltigem Management“ befasste. So formulierte Uwe Bergmann, Director Sustainability Management der Henkel AG & Co. KGaA: „Wer nachhaltig wirtschaften will, muss an konkreten Beispielen deutlich machen, was dies für das Kerngeschäft des Unternehmens bedeutet. Und er braucht Vorbilder – Führungskräfte, die das in ihrer täglichen Arbeit vorleben.“ Auch in der Diskussionsrunde selbst war diese Frage intensiv diskutiert: Was bedeutet nachhaltiges Wirtschaften, was bedeutet Nachhaltigkeit? Thomas Jorberg, Vorstandssprecher der GLS Bank, betonte: „Erfolgreiches Wirtschaften bedeutet in erster Linie zum Wohle der Menschen zu agieren und dabei sicherzustellen, dass unser Planet, unsere Umwelt nicht leidet. Das Ergebnis eines solchen nachhaltigen Vorgehens ist ökonomischer Erfolg. Ökonomischer Erfolg steht für mich am Ende der Kette, nicht am Anfang.“ Ökonomischer Erfolg nicht trotz Nachhaltigkeit, sondern durch Nachhaltigkeit war auch das Votum der weiteren Diskutanten, zu denen Stefan Dräger, Vorstandsmitglied der DGFP und Vorstandsvorsitzender der Drägerwerk Verwaltungs AG, Prof. Dr. Joachim Schwalbach, Leiter des Instituts für Management der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin sowie Prof. Dr. Christof Ehrhart, Direktor Konzernkommunikation und Unternehmensverantwortung bei der Deutschen Post DHL, gehörten.