Die Digitalisierung stellt einen tiefgreifenden Transformationsprozess dar, dessen Einfluss die gesamte Gesellschaft, also auch die Wirtschaft, verändert. Der Vorgang befindet sich bereits in vollem Gange und macht vor keiner Branche halt – nicht nur Produkte, sondern auch Prozesse, Dienstleistungen und Wertschöpfungsketten werden digitalisiert. Damit Unternehmen nicht den Anschluss verlieren, müssen sie sich den damit einhergehenden Herausforderungen stellen. Hier herrscht bei deutschen Firmen anscheinend noch immer Nachholbedarf. Einer vom Digitalverband Bitkom in Auftrag gegebenen Studie aus dem Jahr 2018 zufolge schätzen sich 58 Prozent der befragten Unternehmen zumindest noch immer als digitale Nachzügler ein. „Digitalisierung betrifft niemals nur die IT-Abteilung eines Unternehmens. Es reicht auch nicht, den Mitarbeitern lediglich die neuesten Technologien zur Verfügung zu stellen. Vielmehr muss der Wandel die Unternehmenskultur im Ganzen betreffen“, erklärt Christian Rampelt, Gründer und Geschäftsführer von dfind.com.
Keine Digitalisierung ohne Strategie
Wer von Digitalisierung spricht, assoziiert damit meist unzählige Vorteile. Dazu zählen beispielsweise eine effektivere Arbeitsweise, eine schnelle Handlungsfähigkeit sowie Kosten- und Zeiteinsparungen bei gleichzeitig steigender Qualität. Diese Ziele lassen sich jedoch nur erreichen, wenn der Prozess einer durchdachten Strategie folgt. Gute Ideen alleine reichen nicht aus, wenn sie an der Umsetzung scheitern. Stattdessen empfiehlt es sich, zunächst einmal zu klären, welchem Zweck die Digitalisierung dient. Geht es beispielsweise darum, einzelne Abläufe zu automatisieren, oder besteht das Hauptziel darin, Kosten einzusparen? Darauf aufbauend muss eine Klärung der einzelnen Schritte des Vorgehens erfolgen. Hierfür muss klar sein, zwischen welchen Aufgaben es einen logischen beziehungsweise zeitlichen Zusammenhang gibt und ob der Wandel sich auf einzelne Elemente, oder auf das gesamte Geschäftsmodell bezieht. „Dieser Schritt gibt Auskunft darüber, auf wen die Veränderungen die größten Auswirkungen haben – dazu können beispielsweise Mitarbeiter, Kunden, aber auch Partner zählen. Dabei darf nicht in Vergessenheit geraten, dass die Umstellung andere zeitweilig überfordern kann“, so Rampelt.
Veränderung von Führungskompetenzen notwendig
Klar ist, dass sich im Rahmen des Digitalisierungsprozesses das Führen von und in Unternehmen ändert – starre Hierarchien und das bloße Geben von Anweisungen stammen noch aus dem Industriezeitalter. Den veränderten Anforderungen der digitalen Welt wird die Top-down-Führung jedoch nicht gerecht. Die Rolle der Führungskräfte wandelt sich. Anstelle von Kontrolle steht die Begleitung und Moderation der Angestellten im Vordergrund. Unternehmen müssen in der Lage sein, sich schnell auf veränderte Marktsituationen einzustellen – dies funktioniert nicht im Rahmen starrer Hierarchien, bei denen Entscheidungen fünf Instanzen durchlaufen. „Behäbigkeit schwächt Unternehmen im Wettbewerb. Digital Leadership zeichnet sich also nicht dadurch aus, dass hierarchisch führende Chefs alles wissen und können. Vielmehr überzeugen Führungskräfte des Digitalzeitalters mit Softskills wie Empathie sowie Geduld und können ein Team situativ führen“, weiß Rampelt. Außerdem beweisen sie Fingerspitzengefühl bei der Zusammenstellung ihrer Arbeitsgruppe, indem sie wissen, welche Kompetenzen die einzelnen Angestellten besitzen, und sie befähigen, diese gewinnbringend einzusetzen.
Mitarbeiterfrust vorbeugen
Bei der Ausgestaltung des Transformationsprozesses spielen Mitarbeiter eine wichtige Rolle. Sie müssen am Ende mit den Neuerungen zurechtkommen. Nicht jeder freut sich über die Einführung moderner Technologien und Arbeitsweisen. Kommunikation und Transparenz spielen eine wichtige Rolle beim Abbau eventueller Ängste und Vorbehalte der Angestellten. Skeptiker müssen Vorteile nachvollziehen können, damit sie verstehen, wohin der Weg führt, und sie diesen motiviert mitgehen. Das Wissen erfahrener Angestellter zu verlieren, weil sie keine Digitalisierungsexperten sind, wäre ein enormer Verlust. Stattdessen gilt es alle Mitarbeiter entsprechend zu qualifizieren. „Schulungen machen die Angestellten fit für den digitalen Alltag und befähigen sie, neue Tools und Arbeitsweisen effizient anzuwenden“, so Rampelt abschließend.