Erinnern Sie sich noch an die Kolumne zu „Wissensmanagement im Biotop“? Oder waren Sie beim diesjährigen Knowledge Camp der GfWM in Karlsruhe? Falls nicht, haben Sie zwei spannende, äußerst diskussionsfreudige und anregende Tage verpasst. Ein bisschen nachholen können Sie via Live Streams sowie Wiki-Beiträgen und Blogs der Teilnehmer, zu finden unter http://knowledgecamp.mixxt.org.
Aber zurück zu dieser Kolumne! In einer Session zur „Zukunft des Wissensmanagements“ habe ich in Karlsruhe die Biotop-These aus den Kolumnen (2/2012 und 3/2012) nochmals aufgegriffen: Wissensmanagement ist in vielen Organisationen, nach der ersten Implementierungswelle und -euphorie, in einer kleinen (vernachlässigten) Nische angesiedelt, wo zwar einige Wissensmanager mehr schlecht als recht überleben, von wo aus das Thema aber nicht wirkungsvoll in die Gesamtorganisation getragen wird.
Beim Knowledge Camp und den dort anwesenden WMEngagierten hat dieses Bild aus der Biologie kontroverse Diskussionen und anregende Gedankenspiele provoziert: Den Vertretern der Ökonischen-These (Wissensmanagement = nett, aber wirkungslos) standen die Vertreter der Habitat-These gegenüber. Letztere entwickelten den schönen und Mut machenden Gedanken, dass Wissensmanagement es durchaus geschafft habe, sich in den letzten Jahren erfolgreich in einem Habitat einzurichten. Ein Habitat ist laut Wikipedia eine Lebensstätte oder ein Lebensraum einer bestimmten Tier- oder Pflanzenart, aber auch einer Gemeinschaft. Ich denke, dieses Bild des Habitats drückt aus, dass Wissensmanagement in der Organisation gewissermaßen angekommen ist und dort mittlerweile förderliche Rahmenbedingungen entweder vorfindet oder selbst geschaffen hat. Es drückt aus, dass der schiere Kampf ums Überleben qua wiederholter oder gar dauerhafter, mehr oder weniger verzweifelter Legitimierung so nicht mehr stattfinden muss. Wissensmanagement wird nicht mehr ständig in Frage gestellt. Es darf sein – zumindest in seinem Lebensraum.
Vielleicht in der Tat ein wichtiger erster Schritt. Dem aber ein zweiter folgen muss. Um es mit den Worten eines der engagierten Teilnehmer an dieser Runde auszudrücken: „In unserem Habitat sind wir richtig gut. Wir müssen unseren Lebensraum auch nicht verlassen, aber Wissensmanagement muss zeigen, wie wichtig und wertvoll genau dieses Habitat für das Gesamt- Ökosystem der restlichen Organisation ist.“ Damit das Habitat eben genau nicht zur bloß geduldeten ökologischen Nische wird.
Ein anregender Gedanke, oder? Die gesamte Diskussion können Sie übrigens im Live Stream nachverfolgen: http://knowledgecamp.mixxt.org (man kann es gar nicht oft genug erwähnen).
Und wenn Sie nun auch neugierig auf die weiteren kleinen Provokationen meines „Vortrags“ sind, hier sind sie:
Wissensmanagement muss sich auflösen.
Eine Lernende Organisation braucht keinen Wissensmanager.
Wissensmanagement ist ja so anders – und will’s doch nicht sein.
Wissensmanagement denkt zu wenig strategisch und innovativ.
Wissensmanagement steckt in der Quantitätenfalle – selber schuld
… und macht sich darin selber klein.
Ich will Ihnen nun auch nicht das Fazit vorenthalten (nicht der Diskussion, aber meiner Folien): Nichtsdestotrotz! In diesem Sinne.
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Ich selbst war kürzlich gefordert, mich wieder einmal mit der Fragestellung „Wie erkläre ich einem Neuling im Thema, in aller Kürze und Prägnanz, was Wissensmanagement eigentlich bezeichnet, ohne ihn abzuschrecken?“ konfrontiert. Wissensmanagement im elevato...