2020/11 | Fachbeitrag | Digitalisierung

Hololens & Co.: Virtual Reality erobert die Weiterbildung

Die neuen Medien halten mit Siebenmeilenstiefeln Einzug in den Arbeitsalltag, daher ist auch Virtual Reality im betrieblichen Einsatz schon länger ein Thema für viele Unternehmen. Es begann - ganz "klassisch" - zunächst im Bereich der Instandhaltung in produzierenden Betrieben: Die Unternehmen erkannten, dass sich VR-Brillen wie die Hololens von Microsoft hervorragend dazu eignen, Wartungsarbeiten an Maschinen auch über große Distanzen hinweg durchzuführen: Einer der Kollegen steht direkt an der Maschine, der andere schaltet sich per VR-Brille von der Ferne aus dazu, um das Problem zu diagnostizieren und bei der Reparatur zu helfen. Doch nun treten wir in eine neue Phase. Neuerdings kommt VR beim Training von Softskills zum Einsatz.

Bildquelle: (C) kalhh / Pixabay

Es gibt viele Gesprächssituation in Unternehmen, die sich nur schwerlich trainieren lassen: Kündigung, Feedbackgespräche, Performance Feedback, Verhaltensfeedback, Steuerung von Emotionen oder auch die produktive Beilegung von Konflikten sind Situationen, die HR-Profis nur vergleichsweise selten durchlaufen - und daher auch nicht so trainiert im Umgang damit sind. Virtual Reality bietet hier Abhilfe. Der Talent Management Software Anbieter Cornerstone OnDemand beispielsweise hat in Zusammenarbeit mit Talespin verschiedene Angebote auf den Markt gebracht und baut sein Programm schrittweise aus.

Virtual Reality statt Coach?

"Das Feedback auf dem Markt", so Thorsten Rusch von Cornerstone, "ist überwältigend. VR trifft an vielen Stellen einen Nerv der Zeit, weil sich die Anwendungen hochindividuell ausrichten lassen und ständig neues Wissen in die Anwendung fließt." Wichtig sei zudem, dass nicht nur Unternehmen daran Gefallen finden, sondern die Mitarbeiter sehr großes Interesse für die Technologie dahinter haben und den Einsatz dieses neuen Lerninstruments stark begrüßen. Aufgrund der Möglichkeit der granularen Ausgestaltung des Trainings, eignen sich diese Anwendungen vor allem für die Schulung kleinerer Einheiten - wo früher der Coach zum Einsatz kam.

Corona beschleunigt die Entwicklung

Neben den technischen Entwicklungen der letzten Zeit, haben Corona und der Lockdown das Interesse daran noch einmal nach vorn katapultiert. Schließlich gibt es im Moment wenig Präsenzveranstaltungen, zugleich haben sich die Ansprüche an Führungskräfte durch Corona drastisch verschoben: Mehr menschliche Nähe trotz Homeoffice, bessere Motivation und Führen aus der Ferne lauten die Stichpunkte dieser Entwicklung. Unternehmen überlegen an dieser Stelle, wie sie ihre Führungskräfte entsprechend schulen können. Der Business Case: die Schulung kleinerer Einheiten an Mitarbeitern zu deutlich niedrigeren Kosten.

VR-Brillen auf der Ãœberholspur

In ihrer Studie German Entertainment & Media Outlook 2019-2023 hat das Beratungsunternehmen PWC sich mit dem Trend zu Virtual Reality in Deutschland beschäftigt. Schon 2018 sind in Deutschland 116 Mio. Euro Umsatz mit Virtual Reality erzielt worden - Tendenz wachsend. Allein das Wachstum mit VR-Brillen betrug dabei 48 Prozent. Zudem prognostizieren die Experten, dass der deutsche VR-Markt bereits 2023 ein Gesamtvolumen von 280 Mio. Euro erzielen könnte. Einer der wichtigsten Treiber des Marktes sind die sinkenden Preise der Brillen.

VR-Lernen ist besonders effizient

In einer weiteren Studie hat PWC zudem VR-Learning, E-Learning und Präsenzlernen miteinander verglichen. Demnach ist VR aus verschiedenen Gründen effizienter als andere Lernarten: VR-Lerner lernen schneller, sie zeigten eine stärkere emotionale Verbindung zu den Lerninhalten und sind konzentrierter, weil es keine Ablenkungen gibt. Zusammengefasst: Die Mischung aus Sehen, Hören und Interagieren schafft die perfekte Lernumgebung.

Die Brille von Oculus, einer Facebook-Tochter, wurde vorab von Arbeitspsychologen mit verschiedensten Informationen zum Ablauf unterschiedlicher Gesprächssituationen gefüttert, die der Teilnehmer durchlaufen kann. Die Anwendung füttert sich nach jeder Trainingseinheit mit neuen Informationen aus dieser Sitzung und wird somit langfristig immer granularer in ihrem Feedback für den Nutzer.

Selbstverständlich ist die Anwendung auch Corona-sicher: Jede Brille wird nach einem Einsatz in einer so genannte "Cleanbox" gereinigt. Darin wir das Gerät desinfiziert und die Brille wird bis zum nächsten Einsatz auch von niemandem mehr angefasst.


Der Autor:

Thorsten Rusch ist Solution Consultant bei Cornerstone.

 

 

 

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