Fachbeiträge

Ausgabe 3 / /2003
Fachbeitrag Qualitätsmanagement

Wissenstransfer steigert die Unternehmenskompetenz

von Marcus Schorn

In der Automobilbranche sind die Produktionswege schon weitgehend optimiert. Lean Production lautet hier ein Stichwort. Auch in der Entwicklung spart man Zeit und Kosten durch Verwendung von Simulationstools und Rapid Prototyping. Ein weiterer wichtiger Mosaikstein zur Verbesserung der Unternehmenskompetenz ist ein gut strukturierter Wissenstransfer. In einem Projekt des Lübecker Softwarehauses PLATO AG wird die Analysemethode FMEA (Fehler-, Möglichkeits- und Einfluss-Analyse) europaweit bei dem Automobilzulieferer Johnson Controls installiert und als zentrales Informationssystem für das Qualitätsmanagement genutzt, wie Marcus Schorn berichtet.

 

Von Marcus Schorn

 

 

Inhaltsübersicht:

 

 

 

In der Automobilbranche sind die Produktionswege schon weitgehend optimiert. Lean Production lautet hier ein Stichwort. Auch in der Entwicklung spart man Zeit und Kosten durch Verwendung von Simulationstools und Rapid Prototyping. Ein weiterer wichtiger Mosaikstein zur Verbesserung der Unternehmenskompetenz ist ein gut strukturierter Wissenstransfer. In einem Projekt des Lübecker Softwarehauses PLATO AG wird die Analysemethode FMEA (Fehler-, Möglichkeits- und Einfluss-Analyse) europaweit bei dem Automobilzulieferer Johnson Controls installiert und als zentrales Informationssystem für das Qualitätsmanagement genutzt.

 

 

 

1885 in Milwaukee, Wisconsin, gegründet, blickt Johnson Controls auf eine über 100-jährige Firmengeschichte zurück und hat sich zu einem der weltweit führenden Unternehmen in der automobilen Innenausstattung entwickelt. Heute ist die Automotive Systems Group von Johnson Controls mit über 77.000 Mitarbeitern an ca. 290 Standorten und Technologiezentren als kompetenter Partner der Automobilindustrie tätig. Ein Grundpfeiler dieses Erfolgs ist die kontinuierliche Verbesserung von Qualität und die Erhöhung der Produktivität sowie das Streben nach Zeitersparnis – eine besonders wichtige Voraussetzung für effektive Just-in-Time-Fertigung. Mit weit über 100 Projekten entwickelt und konstruiert Johnson Controls zukunftsorientierte Innenraumkonzepte für nahezu alle Automobilhersteller.

 

 

 

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Wissensbasierte Planungswerkzeuge für eine gesteigerte Produktqualität und verkürzte Produktanlaufzeiten

 

 

 

Gerade in diesem Umfeld tragen optimierte Entwicklungszeiten vom Projektstart bis zum Produktanlauf deutlich zur Kundenzufriedenheit bei. Und jeder weiß, dass diese Zeiträume nur dann gestrafft werden können, wenn die Entwicklungsteams über ein umfangreiches Wissen verfügen und Fehler möglichst frühzeitig in der Produktentwicklung verhindert werden. So ist die kontinuierliche Bewertung der Produkte und Prozesse mit Hilfe der FMEA-Methode längst fester Bestandteil aller Entwicklungstätigkeiten bei Johnson Controls. Enormes Wissens- und Erfahrungspotenzial wird mit jedem Projekt aufgebaut, erweitert und dokumentiert.

 

 

 

 

 

 

„Mit dem Ziel vor Augen, dieses Wissenspotenzial möglichst vielen Teams zur Verfügung zu stellen, hat sich das Management von Johnson Controls entschieden, ein globales, datenbankorientiertes FMEA-Tool einzuführen“, berichtet Jürgen Wandelt, bei Johnson Controls zuständig für den europaweiten Einsatz von Softwarelösungen im Bereich Qualitätsmanagement. „Die Entscheidung, dieses Vorhaben mit der Firma PLATO umzusetzen, war naheliegend“, führt Jürgen Wandelt weiter aus. „Viele unserer Kunden und Zulieferer nutzen dieses Softwaretool. Auch in unserem Hause war das PLATO-System bereits in mehreren Insellösungen implementiert.“

 

 

 

 

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Datenbankarchitektur nach Business Units

 

 

 

Um ein globales System aufbauen zu können, war zunächst die Frage nach einer geeigneten Hardwareplattform zu klären. Bei Johnson Controls entschied man sich für eine moderne Metraframe-Serverlösung, bei der die FMEA-Moderatoren online über die Kommunikationssoftware CITRIX Zugang zu der FMEA-Software haben. „Wir nutzten CITRIX schon in anderen Datenbankapplikationen und hatten gute Erfahrungen in Sachen Zuverlässigkeit und Performance“, so Jürgen Wandelt.

 

 

 

 

 

 

Bei der Implementierung der Datenbanken orientierte man sich streng an der internen Organisationsstruktur. Um die Kundenwünsche optimal erfüllen zu können, ist die Organisation von Johnson Controls neben den Zentralbereichen in einzelne kundenbezogene Business Units (BU) unterteilt. Für diese Business Units wurden Datenbanken auf dem zentralen Server installiert. Hierdurch ist gewährleistet, dass einerseits ein zentrales und leicht zu wartendes System genutzt wird und andererseits die Individualität der Kunden gewahrt bleibt.

 

 

 

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Datenbankarchitektur der Engineeringwerkzeuge

 

 

 

Gleichermaßen wurden Benutzerrechte für die FMEA-Moderatoren festgelegt. So haben beispielsweise die Entwicklungsteams der Business Unit VW nur Lese- und Schreibrechte auf der für sie eingerichteten Datenbank, aber keinen Zugriff auf die Datenbanken der anderen Business Units.

 

 

 

 

 

 

 

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Aufbau und Organisation der Wissensdatenbank

 

 

 

 

Herzstück dieses Systems ist jedoch die Wissensdatenbank, die als zentraler Informationspool über allen Kundendatenbanken steht. Zu dieser Datenbank haben alle FMEA-Benutzer uneingeschränkten Zugang mit Leserechten. Nur ein spezieller Personenkreis, die so genannten FMEA-Champions, besitzen auch Schreib- und Löschrechte auf dieser Datenbank.

 

 

 

 

 

 

Das Einspeisen von FMEA-Daten in die neu installierte Datenbank erfolgte Schritt für Schritt, indem projektbezogene FMEAs aus den dezentralen Datenbeständen in die vorgesehenen Datenbanken übernommen wurden. Alte FMEAs aus Excel-Dateien wurden mit Hilfe des Excel-Importers kopiert, während neu erstellte FMEAs bereits direkt manuell eingepflegt werden konnten.

 

 

 

 

 

Ein wesentlicher Aspekt lag in dem Aufbau und der Organisation der Wissensdatenbank. Viele Fragen standen hier im Raum, zum Beispiel:

 

 

 

 

  • Wie gelangt das gesammelte FMEA-Know-how der einzelnen Business Units in die zentrale Wissensdatenbank?
  • Wie ist die Datenbank zu organisieren, damit die Entwicklungsteams gezielt Informationen abrufen können?
  • Wie sieht eine Notfallstrategie aus?

 

 

 

 

Um diese Themenkomplexe zu bearbeiten, wurde bei Johnson Controls ein Expertenkreis gebildet, der hierzu in regelmäßigen Workshops Lösungen erarbeitet.

 

 

 

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Organisation der Verantwortlichen

 

 

 

„Für unser Unternehmen“, erläutert Jürgen Wandelt ,“hat sich herauskristallisiert, dass wir die Wissensdatenbank mit so genannten Modul-FMEAs ausstatten müssen. Dies bedeutet: Ein fertiges Produkt wird in Module zerlegt und um Funktionsbausteine, wie z.B. Sicherheit, unerwünschte Geräusche, Komfort, fehlerhafte Handhabung usw., erweitert. Abgerundet wird ein Produkt über eine Schnittstellen-FMEA.“ Ein FMEA-Moderator kann sich so über die Vielzahl der unterschiedlichen Modul-FMEAs optimal auf sein Projekt vorbereiten.

 

 

 

 

 

 

Die Notwendigkeit, eine zentrale Stelle zur Pflege der Wissensdatenbank einzurichten, kam mit den wachsenden Anforderungen der Benutzer auf. So wird künftig von einem Datenbankadministrator das neue Wissen aus den Business Units abgerufen und in die Modul-FMEAs aufgenommen. Damit ist gewährleistet, dass die Wissensdatenbank mit dem steigenden Know-how mithält.

 

 

 

 

 

Natürlich lebt ein solches System von der Akzeptanz der Benutzer. Ein auf Johnson Controls abgestimmtes Trainingsprogramm wurde gemeinsam mit der PLATO AG erarbeitet und von zahlreichen Teams absolviert.

 

 

 

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Fazit und Ausblick

 

 

 

Die Vorteile der neuen Datenbanklösung bestehen für Johnson Controls insbesondere in einem strukturierten globalen Wissenstransfer über sämtliche Business Units hinweg, bei einem durch die zentrale Architektur geringen Wartungsaufwand. Weiterhin sorgen die definierten FMEA-Kataloge für Einheitlichkeit und reduzieren redundante Tätigkeiten.

 

 

 

 

 

Deutliche Potenziale zur Prozessoptimierung sieht Johnson Controls darin, die gesamten europäischen Produktionsstandorte in das System zu integrieren. Daher sind darüber hinaus standortübergreifende Standardisierungen im Bereich der Prozess-FMEAs geplant, die über zentrale Wissensdatenbanken abgebildet werden sollen.

 

 

 

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