Fachbeiträge

Ausgabe 5 / /2003
Fachbeitrag Dokumentenmanagement

Die 10 Gebote der Archivmigration

von Werner Broermann

Die Flurbereinigung im Markt für Dokumentenmanagement-Systeme (DMS) und das Fusionsfieber, das etliche DMS-Kunden gepackt hat, sind nicht folgenlos geblieben: Archivmigrationen sind zunehmend zum Albtraum von IT-Abteilungen geworden. Licht ins Dunkel bringen hier die 10 Gebote der Archivmigration, in denen Werner Broermann eine hilfreiche Liste von Dos and Don’ts zusammengestellt hat.

 

 

Inhaltsübersicht:

 

buch picture

Über das Für und Wider einer Migration steht vieles geschrieben. Die Migrations-Bibel wird man vergebens suchen. Die zu beachtenden Grundsätze sind im Gegensatz zur christlichen Sittenlehre eher pragmatischer Natur und damit ziemlich unsittlich.
(Foto: Compart Systemhaus GmbH/Photodisc)

 

 

 

Die Flurbereinigung im Markt für Dokumentenmanagement-Systeme (DMS)

und das Fusionsfieber, das etliche DMS-Kunden gepackt hat, sind nicht

folgenlos geblieben: Archivmigrationen sind zunehmend zum Albtraum von

IT-Abteilungen geworden. Licht ins Dunkel bringen die folgenden Gebote in

verweltlichter Form. Entsprechend zählt die Nichtbefolgung des einen

oder anderen Gebots auch nicht gleich als Todsünde, könnte es

aber werden...

 

 

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1. Gebot: Du sollst keine anderen DMS-Systeme haben neben mir

 

 

 

Was auf ungeliebten DMS-Anbietern wie ein Fluch lastet, führt

IT-Verantwortliche immer wieder in Versuchung, wenn sie mit Fusionen,

historischen Abteilungslösungen, Betriebssystemwechseln,

System-Weiterentwicklungen und infolgedessen auch mit einem weiteren

DMS-System konfrontiert sind. Schöpferische Fantasie kann man den

Anbietern von DMS-Systemen wahrlich nicht absprechen. Ihre variantenreichen

Lösungen und fehlende oder nicht übernommene Standards in Sachen

Schnittstellen, Speichermedien und Formate lassen den Ersatz eines

DMS-Systems rasch zu einem umfangreichen Projekt werden. Dabei kann es

richtig zur Sache gehen, je nachdem, was zu konvertieren ist und welche

Systeme daran beteiligt sind. Die schiere Menge des archivierten Materials

setzt dem Sinn eines solchen Vorhabens Grenzen in Form von Kosten und/oder

Zeit.

 

 

 

 

 

Die Alternative ist daher bei weitem nicht immer die Migration des gesamten

Archivs – bei allen Vorteilen, die ein Neuaufsetzen mit sich bringt.

Die Variante, die alten Speichermedien in die Laufwerke des neuen Systems

zu integrieren und sich dadurch auf das Transferieren von Archivattributen,

Dokumenten-IDs und gegebenenfalls Anwendungen zu beschränken,

scheitert in den meisten Fällen an der mangelnden Kompatibilität

der Medien bzw. der eigenwilligen Ablageform ihrer Daten. In einigen

Fällen kommt man deshalb besser oder auch ausschließlich nur zum

Ziel, wenn der Meta-Client, das gemeinsame Portal oder die intelligenter

ansteuernde Anwendung sowohl auf das neue als auch das alte System zugreift

und dabei so tut, als ob alle Dokumente aus dem gleichen Topf kämen.

 

 

 

 

 

 

Das Angebot an Filtern, Formatkonvertern oder Multiformat-Viewern, die im

Moment des Zugriffs die alten Dokumente in die geeignete Form bringen und

anzeigen, liefert dafür die entscheidenden Bausteine. Dies sind

häufig die On-the-Fly-Varianten der gleichen Komponenten, die bei

einer Archivmigration batchorientiert das Massengeschäft erledigen.

 

 

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2. Gebot: Du sollst den Namen deines Standards nicht unnütz gebrauchen

 

 

 

Standards sind nur so gut wie ihre Einhaltung bzw. Umsetzung. So ist selbst

TIFF nicht gleich TIFF, denn kaum ein Viewer beherrscht alle TIFF-Varianten

 

– und dabei handelt es sich hier immerhin um einen Quasi-Standard!

Weitere solcher Beispiele lassen sich beliebig aufreihen. Gutgläubig

ist also, wer nicht prüft und testet, ob beide Seiten bzw. Alt- und

Neusystem wirklich von demselben reden. Auch hier können auf dem Markt

angebotene Komponenten für die richtige Verständigung sorgen.

 

 

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3. Gebot: Du sollst den Feiertag nicht heiligen

 

 

 

Wenn Daten migriert werden müssen, wird dieser Kelch an der

IT-Abteilung meistens nicht vorbeigehen. Welche Zeit wäre denn

geeigneter für Datenmigrationen als die, in der die Anwender einem

beim Zugriff auf die Dokumente nicht in die Quere kommen können!

 

 

 

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4. Gebot: Du sollst dein Altarchiv ehren

 

 

Wer sagt denn, dass mit den Eltern eines DMS-Produkts auch gleich

das Produkt selbst eine Insolvenz nicht überlebt? Die spektakulären

Zusammenbrüche haben trotz aller eifriger (und interessierter)

Totengesänge auf Seiten des Wettbewerbs Firmen und Infrastrukturen

entstehen lassen, die eine Weiterführung dieser Produkte nicht

unbedingt zu einem Himmelsfahrtskommando machen.

 

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5. Gebot: Du sollst nicht dein Altarchiv abschalten

 

 

Denn in den meisten Fällen haben die Dokumente ein absehbares

Verfallsdatum. So erledigt sich das Altarchiv-Problem beim Parallelbetrieb

mit dem Neuarchiv meistens von selbst (Ergänzung zu Gebot 1,

Variante 2 und 3).

 

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6. Gebot: Du sollst nicht ehebrechen

 

 

 

 

Da man im DMS-Umfeld seinen Lieferanten nicht wie sein Hemd wechseln kann,

gehen Archiv-Lieferant und Anwender ein enges Verhältnis auf

längere Zeit ein. Seitensprünge mit anderen Anbietern sind

dementsprechend abzuwägen, werden in der Regel nicht gerade als

vertrauensbildende Maßnahme gewertet und könnten das vorzeitige

Ende der Beziehung mit immensen Scheidungskosten einläuten. So viel

zum Thema Migrations-Vermeidung.

 

 

 

 

 

Aber selbst wenn es dann doch zur Trennung kommen sollte – die

Interessenslage beider Seiten liefert dafür ja die bekannten

Anlässe –, sollte nicht vergessen werden, dass bei

proprietären Schnittstellen und Formaten des Altarchivs der Anwender

auch bei der Migration auf den Altarchiv-Lieferanten angewiesen sein kann.

 

 

 

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7. Gebot: Du sollst nicht stehlen

 

 

 

So schön die Vorstellung von paradiesischen Zuständen auch sein

mag: Eine Migration ist in aller Regel nicht auf eine andere Umgebung

übertragbar. Systemumgebung und Anwendungsszenarien stimmen selten

überein. Je ähnlicher die Archivsysteme sind, um so einfacher mag

die Migration werden und um so eher mag sie durch den Anbieter des

Neuarchivs unterstützt sein. Spätestens bei

Betriebssystemwechseln zwischen unterschiedlichen Lieferanten ist meistens

mit einem aufwendigeren Projekt zu rechnen, bei dem sowohl erfahrene

externe Unterstützung als auch geeignete Software-Komponenten zur

Migration gefragt sind.

 

 

 

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8. Gebot: Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten

 

 

 

Migrationen sind ein Dauerbrenner, die nächste kommt bestimmt. Auch

wenn fast jedes Migrationsprojekt der Diktion folgt, es sei das letzte

seiner Art: Die Marktentwicklung der letzten Jahre auf Anbieter- wie auf

Anwenderseite sind ein Beleg für das Gegenteil. Der Anwender ist daher

gut beraten, wenn er sich mit dem Systemwechsel auf zukünftige

Migrationsmaßnahmen einstellt und auf Systemkomponenten

zurückgreift, die entsprechend zukunftsorientiert angelegt sind.

 

 

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9. Gebot: Du sollst begehren deines Nächsten Unternehmen

 

 

 

Dieses Credo der Fusionsprotagonisten in den Vorständen beschert den

zusammengeworfenen IT-Abteilungen gerade auf der Archivseite in aller Regel

viel Arbeit und der Finanzabteilung gewaltige Kostenblöcke. Mit wahrer

Freude über das Geschaffene wird gesegnet, wer auch in eine

sorgfältige Projektplanung und Abwägung unterschiedlicher

Migrationsszenarien investiert, damit sich das Projekt nicht erst dann

amortisiert, wenn die nächste Archivmigration ansteht.

 

 

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10. Gebot: Du sollst begehren deines Nächsten Erfahrungen

 

 

 

Migrationen kennzeichnet zwar ein gewisser Bumerang-Effekt, dennoch sind

sie kein alltägliches Geschäft. Hintergrundinformationen und

Erfahrungen vergleichbarer Projekte anderer Anwender sind für

Projektplaner bestens geeignet, um Entscheidungshilfen bezüglich der

Vorgehensweise und verwendbarer Komponenten zu erhalten.

 

 

 

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