Fachbeiträge
E-Learning im europäischen Vergleich
von Thea Payome
Ungebrochener Gründermut und weit reichender Optimismus zeichnet die deutschen E-Learning-Anbieter im Vergleich zu ihren europäischen Kollegen aus. Dies förderte eine Studie des HighText-Verlags zu Tage, die erstmals die E-Learning-Märkte in elf europäischen Ländern einem Situationsvergleich unterzog. Ein weiteres zentrales Ergebnis: E-Learning-Angebote in Europa umfassen in erster Linie E-Content-Leistungen. Diese und weitere Erkenntnisse aus der HighText-Studie "Der europäische Markt für E-Learning 2002" hat Thea Payome für Sie zusammengefasst.
Von Thea Payome
Inhaltsübersicht:
- Trend zu bedarfsorientiertem E-Content
- Treibende Branchen und Unternehmen
- Marktausrichtung und Wachstumschancen
- Studie "Der europäische Markt für E-Learning"
Ungebrochener Gründermut und weit
reichender Optimismus zeichnet die deutschen E-Learning-Anbieter
im Vergleich zu ihren europäischen Kollegen aus. Dies förderte
eine Studie des HighText-Verlags zu Tage, die erstmals die E-Learning-Märkte
in elf europäischen Ländern einem Situationsvergleich
unterzog.
Trend zu bedarfsorientiertem E-Content
E-Learning in Europa das bedeutet in erster Linie E-Content.
Das Inhalte-Marktsegment hat laut Ergebnis der HighText-Studie "Der
europäische Markt für E-Learning 2002" die stärkste
Marktposition aufgebaut, nachdem viele technische Fragen fürs
Erste geklärt scheinen. Auch nach Ansicht von Prof. Dr. Uwe
Beck, Professor für Medienpädagogik und Informationstechnik
an der Universität Karlsruhe und Mitbegründer der Fachmesse
LEARNTEC, befindet sich die Entwicklung im Bereich E-Learning an
einem Wendepunkt: "Nach dem bislang technologiegetriebenen
Voranschreiten geht es jetzt um die Frage der Bewährung, in
der mehr bedarfsorientiert vorgegangen wird." Auf der Technologie-Seite
zeigt sich diese Trendwende in preiswerteren und leichter handhabbaren
Plattformen; in der Gesamtsicht mündet sie erstmals in eine
Content-Dominanz.
In fünf der elf untersuchten Länder Großbritannien,
Irland, Niederlande, Dänemark, Schweden, Finnland, Deutschland,
Schweiz, Österreich, Italien und Griechenland stellen reine
Content-Unternehmen den größten Marktanteil. Dabei führt
Dänemark mit 69%, gefolgt von Finnland, Schweden und der Schweiz
mit je knapp über 50% und Großbritannien mit 44%.
Reine Content-Anbieter stellen europaweit den größten Marktanteil. |
Deutschland schert aus diesem Europa-Trend aus und zeigt eher eine
ausgeprägte Tendenz zu E-Learning-Gesamtkonzepten aus einer
Hand. Gut die Hälfte aller deutschen Teilnehmer der Umfrage
bieten ihren Kunden Fullservice im Sinne einer Kombination aus Plattform
und Content an. Unter die reinen Content-Lieferanten in verschiedensten
Fachbereichen von EDV über Betriebswirtschaftslehre, Recht,
Medizin, Marketing und Verkauf bis hin zu Softskills zählt
ein Viertel der deutschen Unternehmen. Dabei überwiegt im Inhalte-Segment
der personalisierte beziehungsweise personalisierbare Content
"customized" lautet hier das Stichwort. Rund 20% der deutschen
Anbieter bauen auf eine Kombination aus standardisiertem und personalisiertem
Content.
Treibende Branchen und Unternehmen
Welche Branchen den jeweiligen nationalen E-Learning-Märkten
den stärksten Auftrieb geben, leitet die HighText-Studie aus
der Branchenzugehörigkeit der am häufigsten genannten
Referenzkunden ab. Auf dem Spitzenplatz sind die deutschen Ergebnisse
deckungsgleich mit jenen ihrer europäischen Nachbarn: Es sind
die Banken und Finanzdienstleister, die mit steter Nachfrage den
E-Learning-Markt beflügeln. Doch während sich in Europa
bereits mit deutlichem Abstand die IT-Branche und
die Weiterbilder nennungsgleich den zweiten Platz teilen, folgt
in Deutschland dicht darauf die Automobilindustrie, gefolgt vom
Einzelhandel. Europaweit belegt der Telekommunikationssektor Rang
drei.
In Deutschland sind es insbesondere die Banken und Finanzdienstleister, die Automobilindustrie und der Einzelhandel, die den nationalen E-Learning-Markt beflügeln. |
Dabei gibt die Mehrzahl der in Deutschland befragten E-Learning-Anbieter
an, als präferierte Zielgruppe Klein- und Mittelstandsunternehmen
(KMU) zu adressieren. Großunternehmen und Konzerne liegen
jedoch nur wenige Prozentpunkte dahinter. Dennoch sind speziell
auf die Bedürfnisse von KMU ausgerichtete Produkte eher selten.
Knapp ein Drittel der deutschen Anbieter hält eine ASP-Lösung
vor.
Hauptzielgruppe der deutschen E-Learning-Anbieter sind KMU sowie Großbetriebe. |
Der Vertrieb der jeweiligen E-Learning-Produkte und Dienstleistungen
ist landestypisch sehr unterschiedlich organisiert. Während
Unternehmen in Griechenland, Irland und Deutschland ihre Vertriebsstrategie
vorzugsweise auf Einzelpartnerschaften aufbauen, stützen sich
E-Learning-Anbieter in Finnland, Großbritannien und Irland
bevorzugt auf Netzwerke. Als Spitzenreiter in Sachen Eigenvertrieb
stellen sich Schweizer Firmen dar, die zu 18% auf Partner verzichten,
gefolgt von Betrieben in Dänemark und Italien. In Deutschland
arbeiten nur 7% ohne ausgewiesene Vertriebspartner.
Allerdings fehlt keinem deutschen Anbieter unabhängig
ob technik- oder inhaltsbasiert die ergänzende Consulting-
und Support-Leistung. Mit 55% bietet mehr als die Hälfte der
Befragten Consulting-Leistungen von der Bedarfsanalyse bis zur Implementierung.
Besonders hervorgehoben werden dabei Angebote wie Education Design,
hybride E-Learning-Konzepte, Machbarkeitsstudien und Chancenanalysen.
Doch sind die deutschen E-Learning-Anbieter mit diesen Werten keinesfalls
Spitzenreiter, sondern eher durchschnittlich. An der europäischen
Spitze in Bezug auf das Angebot umfassender Consulting-Leistungen
für E-Learning liegt Italien mit 64%.
Bei ergänzenden Consulting-Leistungen liegen die deutschen E-Learning-Anbieter mit 55% eher im mittleren Bereich. |
Auch der Support spielt eine wesentliche Rolle: 22% der deutschen
Unternehmen offerieren "Full-Support". Eine Hotline stellen
11% der befragten Unternehmen zur Verfügung und Online-Support
gehört in 9% der Betriebe zum Standard. In bisher erst 4% der
Dienstleistungsangebote integriert ist der Remote-Support. Einen
so genannten "Premium-Support" bieten gleichfalls 4% der
Unternehmen an.
Marktausrichtung und Wachstumschancen
In Fragen der Marktausrichtung zeigt sich die europäische
E-Learning-Landschaft sehr uneinheitlich. "Der E-Learning-Markt
ist sehr stark regionalisiert", weiß Prof. Dr. Wilfried
Sommer, Professor für Soziologie mit Schwerpunkt Bildungsforschung
an der Universität Karlsruhe. Sommer, der als Initiator der
Bildungsmesse LEARNTEC seit Jahren die technischen und inhaltlichen
Entwicklungen im E-Learning verfolgt, führt dies in erster
Linie auf den Einfluss der unterschiedlichen Lerntraditionen in
den einzelnen Ländern zurück: "Unterschiedliche Lernkulturen
wirken sich auf die Akzeptanz von technologiebasiertem Lernen aus."
Als führende E-Learning-Nationen betrachtet Sommer Großbritannien
und die skandinavischen Länder. Dabei profitiere Großbritannien
von der langen Tradition der Medienausbildung. "Im skandinavischen
Raum resultiert die Akzeptanz und der Erfolg im E-Learning aus der
Raumstruktur, während es in Deutschland ein dichtes Netz aus
Universitäten und eine gut entwickelte berufliche Aus- und
Weiterbildung wesentlich schwieriger macht, E-Learning zu etablieren",
differenziert der Professor. Generell vertritt er die Meinung, dass
E-Learning in allen europäischen Ländern auf dem Vormarsch
sei: "Mit Ausnahme der technologieschwachen Länder, vor
allem der Balkanstaaten, ist E-Learning eindeutig eine Wachstumsbranche
in Europa."
Im Hinblick auf die voranschreitende Globalisierung und die damit
verbundenen strukturellen Umwälzungen können europäische
E-Learning-Anbieter einiges an Gewicht in die globale Waagschale
werfen. "Trotz der unterschiedlichen Lernkulturen gibt es einen
Trend zu einheitlichen Ansätzen und Strukturen, vor allem im
didaktischen Design", so Sommer. Diskussionen mit Kollegen
aus Skandinavien, der Schweiz und Österreich hätten gezeigt,
dass es eine einheitliche Auffassung über das Lernen mit neuen
Medien gebe. "Dieser Trend zur Zusammenarbeit ist unumgänglich.
Um im verschärften Wettbewerb bestehen zu können, ist
Standardisierung und vermehrte Kooperation das Gebot der Stunde",
so Sommer.
Unter den bundesdeutschen E-Learning-Unternehmen dominieren allerdings
mit 59% jene, die sich ausschließlich auf den nationalen Markt
konzentrieren. 35% der befragten Firmen beanspruchen eine Präsenz
im deutschsprachigen Raum. Die Angaben zu einer europäischen
oder internationalen Ausrichtung schwanken um die 25%-Marke.
Die Mehrzahl der deutschen E-Learning-Anbieter konzentriert sich auf den nationalen Markt. |
Daran wird sich wohl auch in nächster Zukunft wenig ändern.
Denn als Haupttriebfeder künftigen Wachstums geben 41% der
Befragten eine steigende Inlandsnachfrage an. Nur 24% setzen auf
eine europäische Marktexpansion und 16% erwarten Wachstumsschübe
durch die Internationalisierung ihrer Aktivitäten. Mit der
Hoffnung auf eine "generell höheren Nachfrage" wollten
sich 7% geographisch nicht festlegen.
Die Marktaussichten werden von den deutschen E-Learning-Anbietern durchweg optimistisch beurteilt. |
Eine erste Studie zu den Trends des europäischen Marktes für E-Learning hat der HighText-Verlag in sein ständiges Informationsangebot aufgenommen. Die Erhebung, die online durchgeführt wurde, bietet Orientierung und Überblick bezüglich der E-Learning-Anbieter in Großbritannien, Irland, den Niederlanden, Dänemark, Schweden, Finnland, Deutschland, der Schweiz, Österreich, Italien und Griechenland. Zum Preis von 498,– Euro sind die detaillierten nationalen Auswertungen erhältlich, sowohl in einer deutschen als auch in einer englischen Version. Über 100 Charts veranschaulichen die Ergebnisse der aktuellen Trends bezüglich:
Weitere Informationen und Bestellmöglichkeit unter: |
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