Fachbeiträge
The Big E: E-Learning und E-Community
von Gabriele Vollmar
Alljährlich sorgt auf der Münchener IT-Messe Systems das von der Diebold Deutschland GmbH organisierte Systems Studio für spannende Podiumsdiskussionen. In diesem Jahr war auch wissensmanagement – Das Magazin für Führungskräfte mit zwei Sessions zu den Themen E-Learning und E-Community vertreten. Lesen Sie hier eine Zusammenfassung der lebhaft geführten Diskussionen.
Von Gabriele
Fast schon Systems-Tradition
geworden ist das von der Diebold Deutschland GmbH organisierte Systems
Studio direkt auf der Münchener IT-Messe. An allen Messetagen
löst hier eine spannende Podiumsdiskussion die andere ab. In
diesem Jahr war auch wissensmanagement dabei: Am 15. Oktober mit
dem Thema "E-Learning: das vernetzte Unternehmen lernt und
denkt anders" und am 16. Oktober mit "E-Communities: Wissensmanagement
durch Vernetzung der Köpfe".
Pippi Langstrumpf oder die Vorteile von E-Learning
Teilnehmer der ersten Gesprächsrunde waren Astrid Tietgens,
Geschäftsführerin der MIT New Media GmbH, Marianne Bürgel,
Geschäftsführerin der Agentur Standard, Dr. Volker Zimmermann,
Geschäftsführer der imc information multimedia communication
GmbH, Dr. Frank Kappe, CTO der Hyperwave AG sowie als graue, aber
nichtsdestoweniger diskutierfreudige Eminenz des E-Learning Prof.
Dr. Heinz Mandl von der Ludwig Maximilian Universität München.
Ach ja, und dann war da noch Pippi Langstrumpf, die bekanntlich
nie zur Schule ging, weil "wenn ich gerade gelernt habe, wie
viele Hottentotten es gibt und einer davon bekommt Lungenentzündung
und stirbt, dann war das ja alles umsonst".
Kein Problem in Zeiten von E-Learning, meinte da Marianne Bürgel,
könnten doch Inhalte zeitnah aktualisiert werden. Den eigentlichen
Vorteil sieht Marianne Bürgel allerdings in der Kombination
von selbstgesteuertem Lernen am Computer und den Kommunikationsmöglichkeiten,
die uns Inter- bzw. Intranet bieten. Auch für Prof. Mandl zeichnet
sich hier E-Learning besonders durch eine neue didaktische Konzeption
aus: "E-Learning erlaubt ein fall- und problemorientiertes
Lernen. Die Lern-Motivation ist bei dieser Art zu lernen zum einen
größer, zum anderen ist die mittelbare praktische Anwendung
des Gelernten wesentlich einfacher." Mit E-Learning rücken
Lernen und Arbeiten also näher zusammen. "E-Learning ist
Teil einer größeren Problemstellung, nämlich Wissensmanagement
im Unternehmen", meinte deshalb auch Frank Kappe, "diese
beiden müssen stärker als bisher zusammengeführt
werden."
Doch "E-Learning stellt an die Lernenden andere, z.T. gesteigerte
Anforderungen", gab Prof. Mandl zu bedenken. "Dazu gehören
die Fähigkeit zur Selbststeuerung, zu kooperativem und kommunikativem
Lernen und schließlich zu individuellem Wissensmanagement.
Das sind Fähigkeiten, die wir in der Schule nicht lernen und
die zu erlernen uns die ungewohnte, weil virtuelle Umgebung nicht
leichter macht." Dagegen hielten zwei Vertreter der Plattform-Anbieter,
nämlich Volker Zimmermann: "Die Selbststeuerung kann von
der Lernplattform abgefangen werden, die den Teilnehmer durch den
Lernprozess steuert" und Frank Kappe: "Es gibt einen wesentlichen
Unterschied zwischen dem Lernen an der Uni und dem Lernen im Betrieb:
Die Motivation hier ist schlicht, dass der Mitarbeiter das lernen
muss, um die nächste Stufe auf der Karriereleiter zu erreichen
oder den Job zu behalten."
Einig waren sich alle Diskutanten aber darin, dass die Unternehmensführung
hinter E-Learning stehen müsse, um das Ganze auch voranzubringen.
"Steht ein Unternehmen vor der Entscheidung, E-Learning einzuführen,
sollte es zunächst eine Bedarfsanalyse durchführen: 'Wer
soll was lernen?", erläuterte Astrid Tietgens. "Und
das Unternehmen sollte sich die Frage stellen, in welcher Form Weiterbildung
dabei helfen kann, die Unternehmensziele zu erreichen." Marianne
Bürgel empfahl den Unternehmen außerdem noch, mit einem
überschaubaren Pilotprojekt zu beginnen. Einer der bedenkenswertesten
Ratschläge kam jedoch aus der sonst als etwas realitätsfremd
bezeichneten akademischen Ecke: "Von Anfang an in die Überlegungen
einbeziehen sollte man auch, wie man dann den Nachweis erbringen
kann, dass sich die teure Investition in E-Learning überhaupt
auszahlt", schrieb Prof. Mandl den Unternehmen ins Stammbuch.
Ein Punkt über den noch viel diskutiert wurde und wird.
Das Gummipuppen-Phänomen oder Gemeinschaft im Cyberspace
Ist die Rede von Wissensmanagement, scheint das neue Zauberwort
"Community" zu sein bzw. in Zeiten dezentraler Organisationsstrukturen
"E-Community". Zu diesem Thema diskutierten Dr. Ellen
Walther-Klaus, CIO Support bei T-Systems, Volker Wiewer, Vorstandsvorsitzender
der eCircle AG, Dr. Charles Savage, Präsident von Knowledge
Era Enterprising International Ltd., und Dr. Peter Schütt,
Leiter der Line of Business Knowledge Management EMEA Central bei
IBM Lotus Professional Services.
Unternehmen sollten sich laut Peter Schütt die Frage stellen,
ob sie in Dokumentation (die dann niemand liest) oder in Mitarbeit
investieren. Letzteres bedeute dann eine Investition darin, Mitarbeiter
auch in der virtuellen Welt zusammenzubringen. Solche
virtuellen Räume bieten so genannte Community-Plattformen.
Nach den Funktionalitäten solcher Plattformen befragt, antwortete
Volker Wiewer: "Wichtig sind vor allem Tools für die Administration
der Community, die es erlauben, Regeln festzulegen, Inhalte zu strukturieren
und die Kommunikation klar und zielgerichtet zu steuern. Das geht
über einfachen E-Mail-Verkehr hinaus." Der Forderung nach
definierten Regeln stimmte auch Ellen Walther-Klaus zu: "Feste
Regeln, wie man miteinander kommuniziert, sollten unbedingt im Vorfeld
definiert werden. Hierzu sollte man sich die Frage stellen, wie
eigentlich persönlicher Austausch stattfindet und dann, wie
man diesen abbilden kann auf das virtuelle Forum."
Charles Savage ging dann noch einmal einen Schritt zurück,
vor das "E", um festzuhalten, dass Community Gemeinschaft
bedeute: "In einer Gemeinschaft werden auch Emotionen ausgetauscht,
spielen gemeinsame Werte eine wichtige Rolle." Da lag die Frage
nahe: Wie gut lässt sich Gemeinschaftsgeist in den Cyberspace
transportieren? Die Moderatorin äußerte Skepsis, "die
Cybergemeinschaft verhält sich zur wirklichen Gemeinschaft
wie die Gummipuppe zur menschlichen Nähe einer echten Frau",
und lockte damit die Diskutanten aus der Reserve. So ist es für
Volker Wiewer eine Frage des starken gemeinsamen Bezugs oder Interesses,
für Ellen Walther-Klaus schlicht eine Frage der Notwendigkeit:
"Je weiter entfernt die Community-Mitglieder voneinander sind,
desto bereitwilliger werden sie auf elektronische Tools ausweichen,
um sich auszutauschen." Einig waren sich die Diskutanten jedoch
darin, dass persönliche Treffen unabdingbar sind, um das notwendige
Vertrauen zu schaffen und gegebenenfalls Spannungen abzubauen.
Doch nicht nur an mangelndem Vertrauen und fehlender Nähe
scheitern Communities, sondern allzu oft auch, weil eine eindeutige
Zielsetzung fehlt. "Die Herausforderung für einen Moderator,"
meinte z.B. Volker Wiewer, "liegt darin, die Themen zielgerichtet
zu führen." Eine weitere Gefahr kann darin liegen, dass
die Community-Mitglieder schlicht mit der neuen Art zu kommunizieren
überfordert sind. "Virtuelle Kommunikation gehorcht anderen
Regeln. Sie muss deshalb geschult werden," weiß Ellen
Walther-Klaus aus Erfahrung.
Doch wie lassen sich ein Scheitern bzw. der Nutzen einer Community
überhaupt messen? "Der ROI ist relevant, aber nicht eigentlich
messbar," meinte Peter Schütt. "Eine Scorecard z.B.
kann aber die Auswirkungen zumindest ungefähr nachvollziehbar
machen." Ellen Walther-Klaus konterte mit der Forderung, mögliche
Messinstrumente von Anfang an mitzudefinieren.
Einig war man sich allerdings abschließend darin, dass wir
mit dem Einsatz von Communities erst am Anfang einer Entwicklung
stehen. "Wir lernen jetzt erst, wie Communities funktionieren",
glaubt Volker Wiewer, "und wie sie die Unternehmensstrukturen
verändern werden."
Videomitschnitte beider Podiumsdiskussionen finden Sie unter:
(Zum Abspielen der Videosequenzen benötigen Sie den RealPlayer.) Die Videomitschnitte sind unter den angegebenen Internet-Adressen bis Mitte Januar verfügbar. |
Diese Artikel könnten Sie auch interessieren
Fachbeitrag Social Media
Die Kunden als Partner – warum Kunden-Communities immer wichtiger werden (3)
von Peter Schütt
Fachbeitrag Weiterbildung
Elektronisches Lernen erreicht den Mittelstand
von Leonhard Fromm
Praxis Wissensmanagement Weiterbildung
TU Wien schult über virtuelle IT-Kurse
von Leonhard Fromm
Human Resources Weiterbildung
Blended Workflow Learning einführen, Implementierungshürden ausräumen
von Klaus Steven
Human Resources Weiterbildung
Talente mutig managen
von Stefan Janssen