Fachbeiträge
Kundenbeziehungen erfolgreich managen
von Klaus Dückers
Bemühungen um eine verbesserte Kundenbindung sind durchaus lohnenswert: Es kostet fünf- bis zehnmal mehr, einen neuen Kunden zu gewinnen als einen bestehenden zu halten. Doch geht es beim Customer Relationship Management nicht darum, jeden Kunden um jeden Preis zu halten, sondern vor allem darum, die wirklich profitablen Kunden zu identifizieren. Ansätze dazu skizziert Klaus Dückers.
Inhaltsübersicht:
- CRM – der Schlüssel zu einer verbesserten Kundenbindung
- Profitable Kunden identifizieren
- Die Vertriebsstrategie überprüfen
- Eine erfolgreiche CRM-Strategie
- Fazit
Je mehr
ein Unternehmen über den einzelnen Kunden weiß, desto
besser kann es auf seine individuellen Bedürfnisse eingehen.
Customer Relationship Management (CRM) wird daher zunehmend als
ein wichtiger Schlüssel zur Behauptung im Wettbewerb erkannt,
denn zufriedene Kunden sind treue Kunden und generieren mehr Umsatz.
Die Einführung
eines CRM-Systems ist jedoch eine komplexe Aufgabe. Projekte, die
nicht gleichzeitig die eingefahrenen Geschäftsprozesse in Frage
stellen, sind in der Regel zum Scheitern verurteilt.
CRM der Schlüssel zu einer verbesserten
Kundenbindung
Wir stehen
heute am Anfang einer dritten Welle in der Entwicklung der Informationstechnik.
Während in der letzten Phase Effizienzsteigerungen im Fokus
der Unternehmen standen, reicht es heute nicht mehr aus, nur die
internen Prozesse zu optimieren. Die neue Herausforderung liegt
darin, bestehende Prozesse zu optimieren und dabei die Kunden- und
Lieferantenbeziehungen zu berücksichtigen. Nur wer es schafft,
die Effektivität der Vertriebsprozesse zu steigern, wird langfristig
auf dem Markt bestehen können. Auf längere Sicht gesehen
wird es deshalb in den Unternehmen zu einer Integration von Wissensmanagement-
und CRM-Anwendungen kommen.
Unter Customer
Relationship Management dem systematischen und aktiven Aufbau
und der Pflege von Kundenbeziehungen wird gemeinhin eine
Geschäftsstrategie zur Steigerung des Unternehmenserfolges
durch die Erhaltung, Ausdehnung und Verbesserung der Beziehungen
zu Kunden und Interessenten verstanden. Ziele sind dabei die Senkung
der Kosten, die Verkürzung der Verkaufszyklen und die Steigerung
von Umsatz, Vertriebsproduktivität und vor allem der Kundenzufriedenheit.
Im Kern soll
eine effektive CRM-Lösung den Aufbau und das Management von
dauerhaften Beziehungen zu einem wachsenden Kundenstamm ermöglichen.
Dabei kann nur mit einer unternehmensweit einheitlichen Sicht auf
die Kundendaten der Forderung nach einem individuellen Service in
allen Bereichen entsprochen werden. Systeme, die solche Prozesse
intelligent steuern, sind in Zeiten des sich verschärfenden
Wettbewerbs für die Unternehmen daher von strategischer Bedeutung:
- Zum einen werden die Produkte in vielen Branchen immer austauschbarer, so dass andere Wege zur Differenzierung gefunden werden müssen.
- Zum anderen führt die Globalisierung der Märkte zu einer verschärften Wettbewerbssituation, der durch eine erhöhte Kundenbindung und Erweiterung der Absatzkanäle Rechnung getragen werden muss.
Profitable Kunden identifizieren
Customer Relationship
Management verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz, der Organisation,
Mitarbeiter, Prozesse und Technologien eines Unternehmens erfasst.
Ziel ist die Selektion, Akquisition und Bindung profitabler Kunden
über die verschiedenen Phasen der Wertschöpfungskette.
Entsprechende Bemühungen sind durchaus lohnend, denn nach einer
Studie der Gartner Group kostet es fünf- bis zehnmal mehr,
einen neuen Kunden zu gewinnen als einen bestehenden zu halten.
Schon eine Erhöhung der Kundenbindung um fünf Prozent
kann zu Gewinnsteigerungen bis zu 35 Prozent führen.
Beim Customer
Relationship Management geht es jedoch nicht darum, jeden Kunden
um jeden Preis zu halten, sondern vor allem darum, die wirklich
profitablen Kunden zu identifizieren, um ihnen gezielt differenzierte
Serviceleistungen anbieten zu können. So zeigte beispielsweise
eine Analyse der First Manhattan Bank, dass 20 Prozent ihrer Kunden
überproportional zum Gewinn beitragen, während 40 bis
50 Prozent aller Kunden die Hälfte des Profits kosten.
Die Effizienz
eines CRM-Systems hängt somit entscheidend von der Fähigkeit
ab, spezifische Kundendaten als strategisches Kapital für die
Geschäftsbeziehung zu verwerten. Dabei sind für die erfolgreiche
Umsetzung von Customer Ralationship Management in einem Unternehmen
folgende Voraussetzungen notwendig:
- Etablierung einer kundenorientierten Geschäftsstrategie
- systematisches Sammeln und Aufbereiten von Kundendaten
- Entwicklung von Geschäftsprozessen auf dieser Informationsbasis
- Aufbau einer soliden Informationstechnik
- Integration der Kundendaten in die Service-Kanäle
Viele Unternehmen
vor allem im Dienstleistungsbereich besitzen bereits
umfassende Informationsquellen zu ihren Kunden. Allerdings fehlt
es den meisten Unternehmen an einer schnellen und effizienten Methode,
diese sinnvoll zu kombinieren und auszuwerten. Die Herausforderung
von CRM besteht nun darin, vorhandene Informationen so einzusetzen,
dass sich Kunden verstanden, angesprochen und zufriedengestellt
fühlen. Aus der Kenntnis der Kundenwünsche können
dann individualisierte Angebote entwickelt und damit neue Aufträge
generiert werden. Denn Kundenbindung entsteht vorrangig dadurch,
dass Unternehmen sich immer schneller an sich ändernde Kundenbedürfnisse
anpassen und so ihren Kunden maßgeschneiderte Produkte und
Dienstleistungen anbieten können.
Allerdings
beschränkt sich richtig eingesetztes CRM nicht nur auf die
Vermarktung neuer Produkte und Dienstleistungen an bestehende Kunden.
Es ist ebenso wichtig zu ermitteln, wie diese Kunden hinsichtlich
ihrer Rentabilität für das Unternehmen einzuordnen sind,
welches Potenzial sie haben und über welchen Vertriebsweg sie
am besten bedient werden können.
Die Vertriebsstrategie überprüfen
Experten prognostizieren
dem Markt für CRM-Lösungen in den nächsten Jahren
hohe Wachstumsraten. Untersuchungen der Gartner Group zufolge werden
die Umsätze in diesem Bereich bis zum Jahr 2002 um mehr als
44 Prozent steigen.
Die meisten
der großen Softwareunternehmen haben bereits CRM-Lösungen
auf den Markt gebracht, die mehr oder weniger umfassend sind. Hinzu
kommen zahlreiche kleinere Anbieter, die sich auf dieses Thema konzentrieren.
Die auf Vertriebs-, Kundenservice- und Marketing-Informationssysteme
spezialisierte US-Unternehmensberatung Information Systems Marketing
Inc. (ISM) stellt in ihrer jährlichen Produktübersicht
mittlerweile mehrere hundert CRM-Softwarepakete vor.
Angesichts
dieser Vielfalt mahnt das Marktforschungsunternehmen Ovum zur Vorsicht:
Vor einer Entscheidung für eine bestimmte CRM-Lösung sollten
die Unternehmen ihre Vertriebskanäle genau unter die Lupe nehmen
andernfalls kämen hohe Kosten durch Verzögerungen
bei der Implementierung sowie durch frustrierte oder sogar verlorene
Kunden auf sie zu.
Die Kernfunktion
jeder CRM-Lösung ist die Fähigkeit, den kundenorientierten
Abteilungen Marketing, Verkauf und Service ein Gesamtbild des einzelnen
Kunden zu vermitteln. Dies muss über alle Vertriebskanäle
hinweg gewährleistet sein, also beispielsweise für das
Call Center genauso wie für den Außendienst und die Selbstbedienung
im Internet. Die meisten CRM-Systeme sind jedoch auf einen dieser
Vertriebskanäle spezialisiert, was zu Lösungen führt,
die beispielsweise für den Außendienst ideal sind, den
Mitarbeitern im Call Center jedoch keinerlei Unterstützung
bei der Betreuung ihrer Kunden bieten und sich für das Internet
nur bedingt eignen.
Auch das Beratungsunternehmen
Meta Group hat Unternehmen, die in Customer Relationship Management
investieren wollen, nachdrücklich empfohlen, im Vorfeld ihre
bisherige Vertriebsstrategie zu überprüfen. Denn nur so
könnten die Kundenzufriedenheit nachhaltig verbessert, die
Transaktionskosten optimiert und Marketingkampagnen gezielter durchgeführt
werden. Da viele der heute eingesetzten CRM-Lösungen nur einzelne
Bereiche des Kundenbeziehungsmanagements abdecken, verbessern sie
damit zwar die Qualität und die Anzahl der Kundenkontakte in
einigen Bereichen; viele relevante Informationen liegen jedoch nach
wie vor verstreut in den Datenbanken verschiedener Abteilungen,
so dass unternehmensweit gesehen keine nachhaltigen Verbesserungen
in der Kundenbetreuung erreicht werden können.
Eine erfolgreiche CRM-Strategie
Die moderne
Informationstechnologie schafft hier Abhilfe, denn sie ermöglicht
es, alle verfügbaren Informationen über Kunden und Geschäftspartner
über alle Kommunikationskanäle und Geschäftsfunktionen
hinweg zusammenzuführen und für den Aufbau dauerhafter
Kundenbeziehungen zu nutzen. So kommt auch das Marktforschungsinstitut
Forrester Research in seiner Studie "The Demise of CRM"
zu dem Schluss, dass durch das Electronic Customer Relationship
Management (eCRM) die Beschränkungen herkömmlicher CRM-Lösungen
aufgehoben werden können.
Dabei besteht
nach unseren Erfahrungen ein erfolgreicher CRM-Ansatz aus folgenden
aufeinander aufbauenden Elementen:
- Entwicklung einer Kundenstrategie
- weiterführende Analyse von Kundenzufriedenheit und -loyalität
- Aufbau und Management von Kundenloyalitäts-Programmen
- Initiierung eines One-to-One-Marketingdialogs sowie
- kontinuierliches Lernen aus der Kundenbeziehung
Die Umsetzung
einer CRM-Strategie wird durch eine Reihe von Anwendungen und Dienstleistungen
unterstützt, die sich in die drei Säulen Marketing, Verkauf
und Service aufteilen lassen. Jede dieser Abteilungen kann einzeln
zur Steigerung der Kundenbindung beitragen, aber eine nachhaltige
Verbesserung ist erst nach der Integration aller drei Bereiche zu
erwarten. Technische Unterstützung findet dabei durch den Einsatz
von Toolsets für das Kampagnen- und Eventmanagement, die Einrichtung
eines Call Centers oder den Aufbau eines Data Warehouse statt.
Im Vertriebsbereich
helfen so genannte TES-Tools (Technology Enabled Selling). Bewusst
sprechen wir in diesem Zusammenhang nicht von Sales Force Automation
(SFA), weil man den Verkäufer nach wie vor als die Drehscheibe
zum Kunden versteht, der durch geeignete Technologien unterstützt,
aber keinesfalls "automatisiert" werden sollte.
Erfahrungsgemäß
kann auch vor Projekten, in denen etwa das Vertriebscontrolling
statt der Vertriebsunterstützung im Vordergrund steht, nur
gewarnt werden. Denn die Außendienstmitarbeiter werden ein
solches System nicht akzeptieren, da sie hierin nur ein Instrument
zur Überwachung ihrer Arbeit sehen. Dies führt dann zu
Alibi-Besuchsberichten und zurückgehaltenen Informationen,
um sich der allumfassenden Kontrolle zu entziehen. Das CRM-System
arbeitet folglich mit unvollständigen und fehlerhaften Daten.
Und gerade die Datenqualität ist ein kritischer Erfolgsfaktor
das Ergebnis einer mit CRM-Tools unterstützten Kampagne
kann nur so gut sein wie das zur Verfügung stehende Datenmaterial.
Die Einführung
eines CRM-Systems ist eine sehr komplexe Aufgabe. Projekte, die
nicht gleichzeitig eingefahrene Prozesse auf den Prüfstand
stellen, sind in der Regel zum Scheitern verurteilt. Denn durch
die bloße digitale Abbildung allein wird ein schlechter Geschäftsprozess
nicht besser. Deshalb müssen vorab die Zielsetzungen unbedingt
klar formuliert sein; anschließend sollten die Funktionalitäten
Schritt für Schritt implementiert werden.
Ähnlich
wie bei der Einführung von Wissensmanagement-Lösungen
hängt der Erfolg eines CRM-Projektes maßgeblich von einem
Umdenken in den Köpfen der Mitarbeiter und der Bereitschaft
zur Modernisierung der Unternehmens- und Vertriebskultur ab. Dazu
gehört auch die Einbindung moderner Kommunikationsmedien in
den Kundenkontakt. Zu nennen sind hier vor allem E-Mail-Services,
aber auch personalisierte Web-Sites, Diskussionsforen oder der Aufbau
virtueller Gemeinschaften im Internet. Diese Medien prägen
eine neue, direktere und individuellere Form des Dialoges, der sich
von der herkömmlichen telefonischen und schriftlichen Kommunikation
erheblich unterscheidet.
Gegenwärtig
sind beispielsweise E-Mail-Dialoge in vielen Unternehmen allerdings
noch problematisch, weil die Antwortzeiten oftmals zu lang sind.
Die wachsende Bedeutung des Electronic Commerce wird diese Prozesse
jedoch vorantreiben. Denn wenn die Konkurrenz nur den berühmten
Mausklick entfernt ist, wird es für die Unternehmen überlebenswichtig,
ihre Kunden durch Aktualität, Schnelligkeit und individuellen
Service zu überzeugen.
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