Fachbeiträge
Flexibles Lernen im Selbstlernzentrum bietet übertragbare Lösungen
von Dr. Marita Alami und Sabine Hager
Blended Learning heißt das Zauberwort, wenn es darum geht, dem Akzeptanz-Problem beim elektronischen Lernen zu begegnen. Doch bleiben bei diesem Wechsel zwischen rein elektronischen Lernsequenzen und Präsenzphasen die Flexibilitätsvorteile des E-Learnings weitgehend auf der Strecke. Einen Ausweg aus dem Dilemma zwischen Akzeptanz und Flexibilität bieten Selbstlernzentren. Gute Erfahrungen hat damit das IT-Kompetenzzentrum forumF in Köln gesammelt: Es bietet elektronisches Lernen im sozialen Kontext und bleibt dabei genauso flexibel wie das Online-Lernen am Arbeitsplatz oder am heimischen PC.
Von Dr. Marita Alami und Sabine
Inhaltsübersicht:
- Das Problem mit der Akzeptanz
- Erfolgsfaktoren
- Eine Lösung: Blended Learning
- Akzeptanz plus Flexibilität: das Selbstlernzentrum
- Selbstlernzentren in Unternehmen
- Fazit
Für Unternehmen und Organisationen mit Interesse
am E-Learning stellt sich schnell die Frage einer praxisnahen Umsetzung. Die
verfügbaren Lernplattformen sind inzwischen technisch weit entwickelt,
flexibel anpassbar und von den Kosten her nicht mehr nur für Großunternehmen
interessant. Eine größere Rolle spielen deshalb Akzeptanz, angestrebter
Nutzen der gewünschten Lösung und der menschliche Aspekt des Lernens.
Das IT-Kompetenzzentrum forumF in Köln stellt E-Learning in den sozialen
Kontext und macht das Selbstlernzentrum zur Basis des erfolgreichen, selbstgesteuerten
Lernens am Computer.
E-Learning zur betrieblichen Weiterbildung bietet Unternehmen viele Vorteile.
Das Lernen wird individualisiert, orts- und zeitunabhängig und findet im
persönlichen Tempo der Lernenden statt. Punktgenaue Lerninhalte können
speziell auf das Unternehmen zugeschnitten und zeitnah bereitgestellt werden.
Darüber hinaus bieten Online-Coaches und -Tutoren individuelle Betreuung
und Feedback per E-Mail. Unterm Strich ist diese Form der Qualifizierung oft
kostengünstiger, da keine Reisekosten anfallen und sich die Ausfallzeiten
der Beschäftigten reduzieren. Zudem wird die Bildungskontrolle optimiert,
die Personalentwicklung erfolgt gezielter und betriebliche Prozesse werden weniger
gestört. Schöne neue Welt des E-Learnings... Tatsächlich?
Das Problem mit der Akzeptanz
Wäre da nicht das Problem mit der Akzeptanz. Aktuelle Studien zeigen,
dass nur etwa 10 Prozent der Beschäftigten die E-Learning-Angebote ihrer
Unternehmen nutzen. Die Gründe sind vielfältig: E-Learning erfordert
ein hohes Maß an Selbstlernkompetenz in Form von Selbstorganisation und
Selbstmotivation. Diese sind zwar in der Regel vorhanden, bedürfen aber
einer kontinuierlichen Pflege und Anleitung. Technikgestütztes Lernen stößt
bei vielen Menschen immer noch auf Abneigung und wird als unpersönlich
und fremdbestimmt empfunden. Der soziale Austausch mit anderen Teilnehmern,
wie er in Präsenzseminaren stattfindet, fehlt oder ist nur virtuell möglich.
In der Folge fühlen sich die Beschäftigten nicht wirklich von E-Learning-Angeboten
angesprochen. Elektronische Lernplattformen und Lernangebote bringen damit nicht
den versprochenen Erfolg für das Unternehmen und entpuppen sich im schlimmsten
Fall als Investitionsruine.
Erfolgsaktoren
Natürlich lässt sich immer Einiges optimieren, um die Akzeptanz für
die neuen Lernangebote zu verbessern. Nutzerfreundlichkeit und Zielgruppengenauigkeit
der eingesetzten Lernsysteme wollen geprüft und die Motivation der Lernenden
durch internes Marketing und Anreizsysteme gefördert werden. Auch sollte
geklärt sein, welchen Stellenwert Lernen und Qualifizierung innerhalb des
Unternehmens einnehmen und welche Zielvorstellungen mit der Implementierung
der elektronischen Bildungsangebote verbunden sind. Hier können Organisationsentwicklungsprozesse
hilfreich sein und den Weg ebnen zu einer verbesserten unternehmenseigenen Lernkultur
– Stichwort: Lernende Organisation.
Eine Lösung: Blended Learning
Bevor man aber das ganze Unternehmen auf den Kopf stellen muss, kennt die Branche
eine andere Antwort auf das Akzeptanz-Problem: Blended Learning heißt
das Zauberwort und meint alternierende Lernformen, bei denen sich reine E-Learning-Sequenzen
mit Präsenzphasen abwechseln. Sicher ein guter Weg, um die Kluft zwischen
Mensch und Technik mit direkten persönlichen Kontakten zu überwinden
und durch gesetzte Termine die Lernmotivation zu fördern. Dabei werden
jedoch – wie schon beim althergebrachten Präsenzlernen – Lernprozesse
gleichgeschaltet und viele Flexibilitätsvorteile des E-Learnings aufgegeben,
denn das Blended-Learning-Konzept setzt voraus, dass eine Mindestanzahl von
Lernenden in einem vorgegebenen Zeitraum dieselben Lernziele erreicht.
Akzeptanz plus Flexibilität: das Selbstlernzentrum
Wenn es also darum geht, unter Beibehalten der Flexibilitätsvorteile des
E-Learnings dem EDV-gestützen Lernen zur Akzeptanz und damit zum Erfolg
zu verhelfen, müssen Lösungen gefunden werden, welche die Neuen Medien
nach vorne denken. Gute Erfahrungen hat in dieser Hinsicht das IT-Kompetenzzentrum
forumF in Köln mit seinem Selbstlernzentrum gesammelt, denn es bietet elektronisches
Lernen im sozialen Kontext und bleibt dabei genauso flexibel wie das Online-Lernen
am Arbeitsplatz oder am heimischen PC.
Das Angebot reicht von der Vermittlung von EDV-Anwendungskenntnissen über
betriebswirtschaftliche Weiterbildung bis zu IT-Fachwissen und Qualifizierungen
in Modulform. Dabei ist es gelungen, auch technikferne und lernungeübte
Zielgruppen mit dem Medium E-Learning vertraut zu machen und in das selbstständige
Lernen einzuführen. Gelernt wird an 40 Multimedia-PCs. Den Unterricht übernimmt
meist der Computer mit ausgesuchter Lernsoftware. Aber auch andere Formen des
Selbstlernens, zum Beispiel mit Arbeitsaufträgen und Lehrbriefen, sind
ergänzend möglich. Die Vorteile des Selbstlernzentrums liegen in den
passgenau zugeschnittenen Lerninhalten, der freien Wahl der Lernzeiten und der
individualisierten Lerngeschwindigkeit. Hier greifen die Vorteile des elektronischen
Lernens. Hinzu kommt die persönliche Präsenz von Lern-Tutoren, welche
die Lernenden unterstützen, die gesetzten Lernziele zu erreichen. Dabei
geht es vor allem darum, Hemmschwellen abzubauen und tragfähige menschliche
Brücken zwischen den E-Learning-Angeboten und den Lernenden zu installieren.
Ein Phänomen, das sich durch unterschiedliche Bildungs- und Gesellschaftsgruppen
zieht.
Die Resonanz der Teilnehmer auf diese Form des E-Learnings ist durchweg positiv.
Die Flexibilität des Lernens spielt dabei für viele eine herausragende
Rolle. Darüber hinaus bleiben die Lernenden nicht allein, sondern finden
persönliche Ansprache, Begleitung und Motivation und erreichen die gesteckten
Lernziele. Damit bietet das Selbstlernzentrum eine alternative Lösung für
das E-Learning-Akzeptanz-Problem, ohne wesentliche Flexibilitätsvorteile
aufzugeben.
Selbstlernzentren in Unternehmen
Es ist ja nicht so, dass es in Unternehmen keine Selbstlernzentren gibt, aber
häufig sind sie verwaist und werden wieder abgebaut. Was ist also das Neue
am Konzept des forumF? Es ist der Fokus auf den direkten sozialen Kontext, in
dem E-Learning erfolgreich praktiziert wird, denn es braucht eine menschliche
Komponente, um das technikgestützte Lernen zum Erfolg zu führen. Sie
sollte aber so gestaltet sein, dass sie die Errungenschaften der Neuen Medien
nicht ad absurdum führt und kann völlig getrennt vom fachlichen Online-Tutoring
organisiert sein.
Notwendig ist also ein persönliches Lern-Tutoring, das sich ohne großen
Aufwand den individuellen Lern-Arrangements anpasst. Dies ist der soziale Kern
des Selbstlernzentrums, welcher sich hervorragend in die betriebliche Praxis
integrieren lässt, auch wenn auf ein betriebliches Selbstlernzentrum als
Ort des Lernens verzichtet wird. Ein Lern-Tutoring im Unternehmen einzuführen,
ist eine vergleichsweise kleine Maßnahme und dennoch der Schlüssel
zum Erfolg bestehender E-Learning-Angebote unter Wahrung der Individualität
und Flexibilität des Lernens.
Fazit
E-Learning ist eine neue Form des Lernens und sie wird nicht in der Schule
gelehrt. E-Learning bietet viele Vorteile sowohl für die Lernenden als
auch für die Unternehmen. Wenn es gelingt, die Nachteile abzubauen, ohne
die Vorteile aufzugeben, dann ist der Fortschritt erreicht.
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